Goldhauben
10.8.2006 Gemeinsames Mittagessen im Christophorus Stüberl, Passau, war für 12.00 Uhr angesagt. Einige von uns kamen um 12.15 Uhr nach einer sehr schönen Stadtrundfahrt, die jedoch im strömenden Regen endete. Nun kannten sich ja schon Einige, somit gab’s ein fröhliches Hallo. Zwei junge Burschen spielten flott auf.

Aber dann war die Überraschung perfekt: es kamen zwei Damen jeweils in einer „Alt-Passauer Tracht“, nämlich im Seidendirndl und der Passauer Goldhaube. Wir hatten so eine Haube bereits im Schaufenster des Café Simon gesehen, konnten uns aber nichts Genaues darunter vorstellen. Daneben wurde eine Sektflasche auf einer kleinen Platte von einem Motor angetrieben hin und her bewegt, damit man die winzigen Goldplättchen sehen konnte, die darin schwammen. Auch Goldhaubenpralinen wurden angeboten. Was waren das für Goldhauben?

Frau Hertel las uns vor, dass es diese Hauben bereits um 1800 gab und es die Tradition verlangt, dass jede Frau ihre Haube nach eigenem Entwurf selber anfertigt. Natürlich konnten sich nur Frauen von höherem Stand eine solche Haube leisten. Man war und ist stolz, sie zu kirchlichen und weltlichen Festen und großen Umzügen zu tragen. Auf einem alten Gemälde, das im Passauer Rathaus hängt, ist so eine Haube noch heute zu sehen. Die jungen Mädchen hatten und haben Biedermeier-Kleidchen und goldene Käppchen.
Die Herstellung dieser Hauben könnt Ihr im Internet nachlesen unter

www.goldhauben-passau.de/herstellung.htm

Auch für die Bürgertracht gibt es feste Vorgaben: langes Seidendirndl, Unterrock mit eingenähter Tasche, eine Stola (allerdings aus Österreich, wo es auch Goldhaubengruppen gibt) Taschentuch um das Blumensträußchen, fingerlose gestrickte Handschuhe, Halsschmuck und gegebenenfalls ein Schirm auch mit Spitze am Rand.

Die Passauer Bürgertracht und die Goldhauben verkörpern die Heimatliebe zu Passau, Lebenslust, Lebensfreude und die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. ‚Die Tracht ist ein Stück Kultur. Die Frauen versuchen den Geist und die Seele der Tracht zu erhalten, damit aus einer traditionsreichen Vergangenheit eine hoffnungsvolle Zukunft wächst.’ So ist es in dem 2001 erschienen Büchlein ‚Alt-Passauer Goldhauben’ zu lesen. Gemeinschaftssinn wird groß geschrieben.
Um dieses Brauchtum und die Kameradschaft bei den Zusammenkünften zu pflegen, trafen sich zum ersten Mal 1971 einige Frauen zu einer losen Gruppe und am 14.7.1987 wurde von 67 Passauerinnen die Gründung eines eingetragenen Vereins mit dem Namen „Alt-Passauer Goldhaubengruppe Passau e.V.“ beschlossen.
Seitdem wurden die Goldhauben-Frauen zu vielen offiziellen Anlässen eingeladen wie z.B. zum Besuch des japanischen Kaisers Akihito und seiner Frau in München und zur Teilnahme am Umzug des Oktoberfestes in München und an der Steubenparade in New York (alle Ereignisse aufzuzählen würde diesen Rahmen sprengen). Im September 2006 werden 1.400 Frauen aus Passau und Umgebung zur Pabstaudienz nach Rom fahren – alle in roten Bürgertrachten und alle in ihren selbst gefertigten Goldhauben.

Zusätzlich zum Besuch der beiden netten Damen überraschten uns die Passauer Wölfe dann auch noch mit einem Glas Passauer Goldhauben Cruvé – jetzt wussten wir, was es mit der Flasche im Café Simon auf sich hatte. Die Goldhauben-Pralinen haben wir dann am nächsten Tag auch noch mitgenommen, nachdem wir von Frau Hertel durch das Rathaus geführt wurden und sie zufällig auch noch beim Orgelkonzert im Dom hinter uns gesessen und uns viel Interessantes über die Orgel hat wissen lassen.
Es güßt euch
Gisela (Potty)