Wie kommuniziere ich mit Demenzkranken?
Am Anfang steht die Suche nach Wörtern. Dann wird es schwierig, sich auf Gespräche zu konzentrieren. Schnell wirkt sich die Demenz auf die Sprachfähigkeit der Betroffenen aus, bis irgendwann ein normales Gespräch nicht mehr möglich ist. Das wird so bleiben, dieser Tatsache muss man ins Auge sehen. Trotz dieser drastischen Veränderung: Die Kommunikation hört nicht einfach auf.
Überforderung bei Dementen und Angehörigen
Gerade im Anfangsstadium realisieren Betroffene die eigenen Schwierigkeiten und versuchen, sie zu verbergen. Gemein mit den späteren Stadien sind die Emotionen, die diese Probleme mit sich führen. Der Verlust der Fähigkeit, Gesagtes zu verarbeiten, nachzuvollziehen oder einzuschätzen, führt zu Wut, Angst und Stress. Für an Demenz erkrankte Personen ist das eine unglaubliche Überforderung, die aber auch das Umfeld betrifft. Auf einmal ist es nicht mehr möglich, scheinbar einfache Dialoge oder Fragen zu stellen bzw. Antworten darauf zu erhalten. Dieser Überforderung muss man sich bewusst sein, damit man einen richtigen Umgang miteinander findet.
Loben statt Kritisieren
Auch wenn es banal klingt: Kritik hilft nicht, auch Diskussionen führen ins Nichts. Natürlich ist man manchmal schlichtweg überreizt, aber die von Demenz betroffene Person kann schlichtweg nicht anders. Vorwürfe à la „So schwer ist das doch nicht“ führen nur zu weiterem Stress und damit mehr Verwirrung. Stattdessen sollte man dazu übergehen, mehr und deutlich zu loben. Das erfreut und gibt Selbstbewusstsein.
In die Realität der Dementen eintauchen
Die Lebenswelt der Erkrankten ist für sie real. Wenn also der erkrankte Angehörige nervös wird, weil er pünktlich losfahren möchte, um seine Frau vom Zug abzuholen, dann hilft die Erinnerung daran, dass diese nicht mehr lebt, in keiner Weise. Stattdessen kann hier zunächst einmal gelobt werden: „Toll, dass Du so zuverlässig bist und Wert auf Pünktlichkeit legst“. So werden die demente Person und ihre Handlungen ins Zentrum der Kommunikation gestellt und in ihrem Wesen bestärkt, sie wird ernst genommen. An dieser Stelle kann man versuchen, auf ein Thema abzulenken, in dem sich die Betroffenen wohl und sicher fühlen. Das kann beispielsweise der geliebte Hund aus der Kindheit sein oder aber das legendäre Pokalspiel aus den 60ern. Gegebenenfalls kann auch eine kleine Notlüge verwendet werden: „Heute nicht, sie kommt erst morgen an“.
Worauf muss ich bei mir achten?
Ein kleiner Leitfaden für die Gesprächsführung können die folgenden Punkte sein:
Direkte Ansprache
Idealerweise blickt man dementen Personen beim Sprechen direkt ins Gesicht und spricht deutlich und langsam. Führe das Gespräch auf Augenhöhe, indem Du Dich beispielsweise ebenfalls setzt.
Konkrete Auswahlmöglichkeiten anbieten
Fragen wie „Was möchtest Du trinken?“ oder „Welche Jacke willst Du anziehen?“ bieten zu viele Auswahlmöglichkeiten und sind deshalb schnell überfordernd. Besser ist es, zu fragen, ob die Person Kaffee oder Tee möchte.
Unterstützende Gesten
Wird ein Objekt wie etwa eine Jacke benannt, hilft es, auf das Objekt zu zeigen oder das Gesagte mit einer Gestik zu unterstreichen.
Einfache Sprache
Verwende kurze und einfache Sätze, die langsam und deutlich ausgesprochen werden. Ganz wichtig ist es dabei, immer nur eine Sache auf einmal zu fragen. Längere und komplexere Fragen- oder Argumentationsketten sind zu viel.
Stelle geschlossene Fragen
Unter geschlossenen Fragen versteht man solche, die nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Im Gegensatz dazu gibt es offene Fragen, die mit den so genannten W-Fragewörtern beginnen, also „wie, warum, wann, wo, etc.“. Sie sollten vermieden werden, weil sie zu viel Interpretationsspielraum bieten. Also anstatt „Wie geht es Dir?“, frage lieber: „Geht es Dir gut?“.
Worauf muss ich bei der anderen Person achten?
Auch wenn an Demenz erkrankte Personen sich nicht mehr klar und deutlich äußern können, so teilen sie sich dennoch mit. Deshalb ist es wichtig, ihnen unbedingt Zeit zum Antworten zu geben, auch wenn sich eine innerliche Unruhe einstellen sollte. Nicht nur das aufmerksame Zuhören hilft beim Verständnis, sondern auch der Einbezug der Körpersprache. Wirkt die andere Person entspannt? Oder verkrampft sie sich und sendet Stresssignale? Auch der Tonfall oder die Tonlage können Auskunft über mitschwingende Gefühle geben.
Ohne Sprache kommunizieren
Der Verlust der sprachlichen Kommunikationsfähigkeit bei Demenzkranken macht es unglaublich schwierig für sie, mit anderen in Kontakt zu treten, aber auch sie verbal zu erreichen. Umso wichtiger ist es deshalb, miteinander ohne Sprache zu kommunizieren. Dazu zählen Blickkontakt, Gesten wie Winken ebenso wie Berührungen. Ein Streicheln, eine Umarmung oder auch nur eine kurze Hand auf dem Arm können das bewirken, was Worte nicht mehr vermögen: Eine Verbindung untereinander herstellen.
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