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Umzug im Alter

Von Feierabend.de Mitglied Lobster Montag 06.11.2017, 13:57

Wir, ein älteres Ehepaar – Sie 79, Er 77 Jahre alt.

Wir wohnten in einer schwäbischen Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern und hatten seit über 40 Jahren eine sehr schöne Wohnung mit 120 qm. Sie lag oberhalb der Stadt, mit Aussicht auf die Stadt und bis zur Schwäbischen Alb, nicht weit vom Wald entfernt, hatten gute, saubere Luft und eine im Laufe der Jahre sehr angenehme Nachbarschaft. Allerdings gab es keine Einkaufsmöglichkeiten in der näheren Umgebung. Nur alle Stunde fuhr ein Bus in die Stadt. Wir waren also auf das Auto angewiesen.

Unser Sohn wohnt in einer Kleinstadt (etwa 12.000 Einwohner) ca. 15 km entfernt.

Eines Tages, es war vor etwa 3 Jahren, sprach uns unser Sohn an und fragte, ob wir nicht ebenfalls in diese Kleinstadt ziehen wollen. Das hätte für uns den Vorteil, dass wir in seiner Nähe wären und sie sich um uns kümmern könnten, wenn wir nicht mehr so können. Wir waren natürlich zuerst sehr überrascht, denn an eine derartige Möglichkeit hatten wir nie gedacht. Gut, wir hatten uns schon überlegt, dass wir keine so große Wohnung mehr bräuchten und gern bessere Einkaufsmöglich-keiten hätten. Aber umziehen in eine Kleinstadt und unsere gute Nachbarschaft aufgeben? Lange haben wir daran rumgemacht, sind dann aber zu der Meinung gekommen, dass das für uns noch nicht in Frage kommt, denn noch konnten wir Auto fahren und gesundheitlich waren wir noch ganz okay, nur meine Frau hatte leichte Schwierigkeiten beim Gehen. Und aktiv waren wir auch noch, jedes Jahr sind wir 2-3 mal mit dem Auto in Urlaub gefahren.

Trotzdem ließ uns diese Überlegung nicht los. Was wäre, wenn wir nicht mehr Auto fahren können? Mit dem Bus in die Stadt zum Einkaufen fahren? Keine gute Alternative. Dann, vor 2 ½ Jahren kam unser Sohn zu uns und sagte, er hätte ein Neubauprojekt gefunden. Von dort aus könne man gut einkaufen - Edeka, Penny und Aldi höchstens 200 m entfernt und ein Bäcker in nur 60 m. Wir wären also nicht mehr auf das Auto angewiesen und wären auch in seiner Nähe (ca. 2 km entfernt). Die Wohnung hätte eine Wohnfläche von 80 qm und sogar ein Aufzug wäre geplant. Wir ließen uns die Unterlagen mal unverbindlich kommen, „man kann sich das ja mal ansehen“.

Die Wohnung war gut aufgeteilt, 3 Zimmer, Küche, Bad, Gäste-WC und ein großer Balkon. Das war nicht schlecht, aber unsere schöne Wohnung aufgeben? Passen unsere Möbel in die neue Wohnung, wie finanzieren wir das, wie können wir unsere alte Wohnung verkaufen? Alles Fragen, die wir ja mal durchgehen können, aber natürlich nur völlig unverbindlich, denn eigentlich wollten wir nicht wegziehen.

Wir kamen zu dem Ergebnis, dass unsere alten Möbel allein von der Größe nicht in die neue Wohnung passen. Also mussten wir die Anschaffung neuer Möbel planen. Unsere Wohnung könnten wir etwa zu dem Preis verkaufen, was die neue kostet, „nur“ die Grunderwerbssteuer und die Notarkosten kommen hinzu. Trotzdem müssten wir noch einen Kredit aufnehmen. Sollen wir das wagen in unserem Alter?

Lange haben wir uns das überlegt bis wir endlich eine Entscheidung gefällt haben. Unter Berücksichtigung unseres Alters kamen wir letztlich zu der Entscheidung, dass wir es wagen sollten. Je älter man wird, desto schwerer fällt der Umzug. Wenn, dann jetzt oder nie oder evtl warten, bis wir ins Altersheim gehen.

Jetzt wohnen wir 1 ½ Jahre in der neuen Wohnung. Die Vorteile – gute Einkaufsmöglichkeiten, Nähe zu unserem Sohn, Aufzug – haben sich erfüllt. Die Wohnung ist schön und mit der Einrichtung sind wir sehr zufrieden. Aber die Umgebung - keine Aussicht, nur Häuser um uns herum, der Straßenlärm ist zu hören (die Straße ist 50 m entfernt), schlechte Luft, kein Kontakt zur Nachbarschaft. Die Kleinstadt ist eine Durchfahrtsstadt, viel zu bieten hat sie nicht, morgens und spätnachmittags sehr starker Autoverkehr mit Staus in der Stadt. Durch den starken Verkehr viel Staub in unserer Wohnung. Meine Frau leidet sehr darunter.

Unser Fazit: Aus heutiger Sicht war es ein Fehler. In der Planung hörte sich das vernünftig an, nur in der Realität war es falsch. Vielleicht fällt unser Urteil in ein paar Jahren anders aus, wenn die Gebrechen zunehmen und wir auf Hilfe angewiesen sind.

Warum schreiben wir dies? Wir möchten allen, die ähnliche Überlegungen anstellen, davor warnen, sich zu schnell auf ein solches Abenteuer einzulassen. Für uns wäre es besser gewesen, in der alten Wohnung zu bleiben, solange wie es geht und wenn es nicht mehr geht, ins Altersheim zu gehen.

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