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Würde im Alter

Von Marilou 14.11.2021, 20:21

Am Anfang war es ja nur ein Krabbeln, aber kaum auf zwei Beine gestellt stürmte ich los ins Leben mit all der Neugierde, die mir zur Verfügung stand. Alles erleben, alles erfahren war viele Jahrzehnte das Lebensmotto. Dann kamen die Kinder und mit ihnen der Wunsch, das Erfahrene weiterzugeben. Bis kurz vor der Pubertät klappt das ja meist auch ganz wunderbar. Dann kommt der Drang der Kinder genau das zu tun, was ich auch getan habe, leben, eigene Erfahrung sammeln. Loslassen können musste gelernt werden und damit der erste Schritt getan werden zur eigenen Würde im Widerpart zu der der Kinder. In alle Winde waren sie mittlerweile verstreut, fanden Partner und bekamen Kinder. Acht erwachsene Enkel habe ich mittlerweile und ich freue mich an ihnen wenn wir uns sehen. Die jüngsten sind mir natürlich besonders ans Herz gewachsen, denn wir haben viele Jahre unter einem Dach zusammen gelebt. Nun sind auch die hinausgestürmt in die Welt. Genau wie ich müssen alle Mütter das Loslassen lernen. Doch HALT, hier lauert die Falle. Ich muss mir meine mühsam erworbene Würde bewahren und mich nicht als Ersatzkind einvernehmen lassen, das man zu sich heranzieht wenn es passt und wegstößt wenn es gerade nicht passt.
Loslassen ist ein langsamer und nicht leichter Prozess nicht nur der Alten gegenüber Kindern und Enkeln sonder auch der Kinder gegenüber den Eltern. Wer im Rentenalter ist, ist auf der Spur zurück zum Zentrum. Bepackt mit einem Güterzug von Erfahrungen ist er oder sie irgendwann umgekehrt und hat sich auf den Rückweg gemacht dahin, wo alles angefangen hat, zum Lebensfunken. Es wird Zeit, die Rückseite der Medaille zu betrachten, aus Erfahrung gezogene Schlüsse und Meinungen überdenken, bewerten, eingeschlagene Pfade weiterverfolgen oder verlassen, Gewohnheiten ablegen und neue erlernen, die mich glücklicher machen. Freunde und Bekannte begleiten mich auf dem Weg. Gespräche mit ihnen sind wichtig. So helfen wir uns gegenseitig beim Trägheit besiegen und aktiv bleiben. Gemeinsam aufkommende Probleme ansprechen und mögliche Lösungen erdenken und wenn wir es können umsetzen.
Wir haben uns Netzwerke geschaffen und können darauf zurückgreifen. Wir sind nicht ohne Einfluss. Wir haben in den letzten hundert Jahren mehr Natur und Ressourcen verbaucht, als nachwachsen konnten. Wir waren daran beteiligt. Wir wissen, dass Verzicht predigen keinen Erfolg haben wird. Aber vielleicht die Rahmenbedingungen schaffen für eine längere Nutzung dessen, was uns lieb und teuer ist, das Auto, der Fernseher, der DVD-Player, der PC und das Labtop, das Smartphone oder das Tablet. Unsere Lieblingsklamotten können wir tragen so lange und so oft wir das wollen. Den Wochenmarktbesuch zu einem Event gestalten, bei dem man Freunde, Bekannte oder Familie trifft und sich bei einem Kaffee oder Tee verplaudert, wer hindert uns daran?
In Würde altern heißt auch, uns wieder wichtig machen für die Menschen um uns herum. Was von uns bleibt ist der Funke Energie, den wir zurück ins All speisen.

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