Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

3 4

Weihnachten 1971 Teil 1

Von Feierabend-Mitglied Donnerstag 12.12.2019, 14:25 – geändert Donnerstag 12.12.2019, 18:10

Weihnachten 1971

Nach der Trennung von meinem Mann zog ich mit meinen beiden Mädchen zu meiner Mutter, die bettlägerig war. Auch meine Oma lebte mit uns,es war ein Frauenhaushalt mit vier Generationen in einer Dreizimmerwohnung. Meine Mutter. erst 55, lebte vom Sozialamt, Oma hatte eine ganz kleine Rente und ich arbeitete viel, da ich nichts mitgenommen hatte und für einen eigenen Haushalt sparte. Im Oktober kam Mutter ins Krankenhaus, Gicht, schweres Gelenkrheuma und Nierenprobleme. Nach 3 Wochen bat uns der Arzt zu einem Gespräch, er war besorgt, weil Mutter die Nahrung verweigerte, nicht mehr sprach und nur noch zur Decke starrte. Aber er sagte auch, dass es körperlich kein bedrohlicher Zustand ist und er sei ratlos.

Ich beprach mich mit meinen Brüdern kurz im Flur und wir beschlossen, sie nach Hause zu holen und ich würde die Pflege übernehmen. An ihrem Bett sagten wir ihr: "Mama. wir holen dich morgen nach Hause," aber sie reagierte nicht, starrte zur Decke, wir wussten nicht einmal, ob sie bei Bewusstsein war.

Am nächsten Morgen erschraken wir sehr, ihr Bett war leer und bereits abgezogen. wir befürchteten das Schlimmste. Wir fragten eine Schwester, die uns erzählte, Mutter wäre früh aufgestanden, zog sich an und sagte Bescheid, dass sie zur Morgenandacht geht. Die Schwester meinte, sie müsste in einer Viertelstunde zurück sein. Und da kam sie dann auch, lächelnd, auf einen Stock gestützt, unendlich matt und sagte:" Nach Hause!" Selbst ihre Tasche war schon gepackt. Wir nahmen sie in den Arm und verabschiedeten uns vom Personal.
So fuhren wir heim und Mama nahm seit Tagen die erste Nahrung zu sich in Form einer Hühnersuppe, die Oma gekocht hatte. Bis Weihnachten waren es noch 5 Wochen, Mutter plante vom Bett aus alle Einzelheiten für das Fest, lud alle Geschwister zum heiligen Abend ein. Sie wollte einen Baum mit selbstgebastelten Sternen, ein Weihnachtsessen, eine Weihnachtspyramide und ein Gedicht von jedem meiner Mädchen.
Wir Geschwister legten finaziell zusammen, die Brüder studierten ja noch und wir waren bereit, ihr jeden Wunsch zu erfüllen.

Es war unser letztes gemeinsames Weihnachtsfest, am 5 .Februar starb sie in meinem Arm.
Über dieses ganz besondere und unvergessliche Weihnachten berichte ich im 2. Teil.

Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > Kreativ Schreiben > Forum > Weihnachten 1971 Teil 1