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... wenn der Weihnachtsmann mal sterbt

Von optik Montag 25.12.2023, 10:18

Es war in den letzten Herbsttagen.
Überall in den Geschäften lagen seit Wochen in üppigen Mengen das Adventsgebäck, die Christstollen, ebenso die süßen Artikel, schillernd und in leuchtend glänzenden bedruckten Folien verpackt und zum Fest bereit. Bunte Köstlichkeiten die jedes Auge, vor allem aber besonders Herzen der kleinsten Kunden erfreuten. Wer erlebte nicht schon einmal das jammervolle Wehklagen eines Kindes, wenn es sich mit einem solchen Überangebot konfrontiert sieht. Dann enden -auch heute noch -jedwede erzieherischen Maßnahmen.
Tragödien des Nichtverstehens spielen sich ab, alle guten Regeln bleiben außer Kraft gesetzt, wenn die Mama bei einem energischen -nein- bleibt.
Mäxchen war ein kleiner Bube. Er ging noch in den Kindergarten, fühlte sich aber zuweilen groß und musste natürlich alles hinterfragen. Ein langgezogenes "Wa-ru-hum" war wohl das häufigste gebrauchte Wort eines jeden Tages.
Das Schicksal wollte es, dass just in den letzten Herbsttagen ein älterer Herr aus der Nachbarschaft starb. Der kleine Junge mochte ihn sehr und ja! Plötzlich tauchte eine ganz wichtige Frage auf und sie bewegte ihn wochenlang. Einleuchtend und verständlich fand es Max, dass Opa Karl nun im Himmel und ein Stern geworden sei. Außerdem hatte er ja auch eine Frau und Kinder, und sie hatten wieder Kinder und so weiter und so weiter. Eines Abends bei der Gutenachtgeschichte kräuselte sich Mäxchens Stirn, er setzte sich aufgeregt aufrecht gerade in die Kissen und fragte mit entsetzter Miene: "Wenn nun aber der Weihnachtsmann mal sterbt.... wer kommt dann zu den Kindern?" Hat der Weihnachtsmann überhaupt eine Frau und wer und wo sind seine Kinder?
Nun! Der Weihnachtsmann war schon alt! Eigentlich, ein ganz alter Mann. Immer mit weißem Rauschebart dargestellt. Nirgends tauchte eine Weihnachtsfrau auf. Mit der Ausrede, es gäbe doch das Christkind, konnte er sich gar nicht anfreunden: "Nein, und außerdem, sei das ja auch nur ein Kind", meinte er überzeugt. Mäxchen fieberte dem sechsten Dezember entgegen.
Dann kam ein Nikolaus in den Kindergarten. Eifrig lernte der Knirps noch ein Gedicht. Aber, viel, viel wichtiger erschienen ihm seine schlimmen Sorgen. Mäxchen sah die Gunst der Stunde. Er erkannte die Möglichkeit gleich beim Fachmann -dem weihnachtlichen Kumpel der Sache auf den zu Grund gehen. Noch bevor er sein Gedicht aufsagte, fragte er frei raus: "Nikolaus sag mal, wer sind deine Eltern und hast du auch Kinder?" Der arme Nikolaus war perplex, wusste vollkommen sprachlos keine Antwort. Er murmelte sich etwas in den Bart.
Mäxchen regierte äußerst enttäuscht. "Komisch! Der Nikolaus kennt seine Eltern auch nicht! Ich glaube, der lügt!" Ein anderer Nikolaus vom Turnverein Jahn meinte lachend: "Mein Papa ist Väterchen Frost". Auch keine erklärende Antwort. Max durchlebte weiter bange Tage und sinnierte: "Wer kommt zu den Kindern, wenn der Weihnachtsmann mal sterbt?"
Der Heilige Abend kam und welch eine glückliche Fügung. Ein kleines Buch lag unter dem Baum. Es handelte von den Weihnachtswichteln. Nun war die Welt wieder in Ordnung und Max konnte sich ganz beruhigt seinen Geschenken widmen.
Denn: Wenn der Weihnachtsmann mal sterbt, dann kommen die Weihnachtswichtel.


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