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Levante

Von Fiddigeigei Mittwoch 17.04.2024, 12:15

Eine Geschichte aus meinem anderen Leben.
Bild aus meiner heutigen Welt!


LEVANTE.

Ich weiss nicht ob du dich für einen spanischen Wind interessierst? Ich versuche trotzdem, wenn auch nur erzählerisch, dir diesen um die Ohren wehen zu lassen. Sein Name ist geheimnisvoll: „LEVANTE“, er weht aus dem Osten, dort wo die Sonne im Mittelmeer versinkt.
Es war die Zeit des Mondwechsels. Gross und fast orange hängt sie abends hinter unserem Haus am tiefen südlichen Sternenzelt. La Luna lässt sich Zeit bis sie uns ihre Schönheit zeigt. Am Anfang ihrer himmlischen Bahn beleuchtet sie erstmal indirekt die Spitzen der im dunkel liegenden Sierra de Almenara und dann blickt sie auf unser Häuschen.
Das war vor 3-4 Tagen. Das Thermometer zeigte mit 35/4o Grad, welche Lust die Sonne hatte zu strahlen. Irgend wie spürten wir aber eine ungewöhnliche uns unbekannte Schwüle. Es lag etwas in der Luft wie man so sagt.
Zerrwolken verzierten das Blau am Himmel und das sorgenvolle Gesicht unseres Nachbarn Antonio hellte sich etwas auf, als er uns erklärte, es könnte Regen geben. Was wäre das für ein Segen für dieses ausgetrocknete beinharte Land.
Schon am anderen Morgen empfing uns, statt der gewohnten Sonne, tiefhängende voll von Regen strotzende Wolken. Die Berggipfel der Sierra Espuna und Almenara hatten sich einfach in ihnen versteckt. Ab und zu trafen grosse Wasserplatscher, die man beim besten Willen nicht Regentropfen nennen kann, die Erde. Es wurde etwas windig ohne Abkühlung.
Hoch über dem Mittelmeer ist er aufgewacht, sah die langweilige Bläue und trieb schnell seine faul gewordenen Wellen- und Wolkenschar zum globalen Angriff zusammen. An der Costa Calida angekommen, schob er das Meer vor sich her und Welle um Welle rannte gegen die langgezogenen Badestrände an. Sie führten Unmengen von Sand mit, bauten daraus neue Buchten, oder hobelten ganze Sandstrände ab, gerade wie sie Lust verspürten..
Auch die grössten und stärksten Palmen an den Promenaden zwang er zu tiefen Verneigungen. Doch das reichte ihm nicht. Rasch ging es weiter ins Land hinein. Dort fuhr er in die Zeltstädte in denen Tomaten heranreifen, beutelte die Plastikdächer gewaltig ohne leider die hässlichen Bauten als Windsbraut mitnehmen zu können.
Von Porto Mazarron aus, an den Bergen der Sierra de las Moreras entlang,, fand er seinen Weg über die Almenara Berge in unser Tal.
Erst einmal brachte er die müden dicken Regenwolken in Schwung und jagte sie hin und her und liess ihnen keine Zeit mehr, ihre segensreiche Fracht endlich abzuladen. Dann war er auch schon in unserem Garten und versuchte sich dort die Oliven- und Mandelbäume zu unterwerfen. Die Mandelbäume, obwohl nicht die stärksten, aber ungeheuer zäh, beugten sich nicht Unsere behäbigen Olivenbäume aber, benutzten die ungestümen Windstösse um die silbrigen Unterseiten ihrer Blätter aufblinken zu lassen. Ein einmaliges Schauspiel, wenn die Bäume gleichzeitig in Wellen von Silber in Grün wechseln.
Aber sonst ist nichts sicher von diesem Luftikus. Die gesamte spanische Plastik-Cultura wird herum gewirbelt und verziert manchen Baum mit bunten Fetzen. Unsere Arbeit im Garten wird schwer,.alles muss man im Griff behalten, oder aber es in langen Jagden erst wieder einfangen. Für mich ergeben sich auch Vorteile: Die Befehle des Chefgärtners in Gestalt meiner Frau, zerlegt der Böse in unverständliche Fetzen und ich kann getrost ab und zu mit den Schultern zucken.
Im Haus scheint sich gleich eine ganze Schar von Geistern breit gemacht zu haben. Der Schornstein zu unserem Kamin scheint den Kobolden besonders zu gefallen. Dort hat er einen seiner Genossen postiert, der gar nicht genug bekommt uns sein Repertoire an Stimmen und Instrumenten vorzuführen. Er kann jodeln, dazu ein Alphorn verkehrt herum blasen, dann ertönt ein Sopran, um zwei Tonlagen daneben, der sich in tiefem Gurgeln verabschiedet. Manchmal erschallt auch alles gleichzeitig; ein Könner also. In der Küche ist das Fenster dran.
Hier scheint ein Wüterich am Werke. Er rüttelt so lange bis die spanischen Fensterscheiben zu klirrenden Castagneten avancieren, und pfeift dabei in unanständigen Tonlagen. Am interessantesten klang es auf der Toilette, den dort schien sich ein rennsportbegeisterter Geist niedergelassen zu haben. Es hörte sich ganz so an, als ob ein hochgezüchteter Formel 1 Rennwagen gleich aus der ersten Polposition starten wollte. Dieser, sonst eher wenig benutzte Platz, war nun für mich interessant geworden. Aber schon rief mich ein kleinlautes Stimmchen in unser Schlafzimmer: wie sollen wir hier heute nacht schlafen Hombre, no? Spanische Fenster haben Gitter und auf diesem schien ein zukünftiger Musiker Heavy Metal zu üben, dazu rasselte der Rolladen und die Scheiben klirrten im Stakato. Die Stimme ähnelte Heulbojen, sowie einer 12-Ton Orgie von Stockhausen. Meine Häsin neben mir, sonst immer3/4 des Bettanteiles benutzend, kroch eng an mich und so schliefen wir auch ab und zu; uns dabei immer wieder versichernd, wie stabil doch unser Häuschen sei und erst das Dach; ja wir glaubten fest an fliegende Teppiche, aber fliegende Dächer, nein und schon gar nicht in Spanien.
Zwei ganze Tage und Nächte vergnügte sich der Wind damit, Menschen zu erschrecken und nicht schlafen zu lassen, den Bäumen und Sträuchern zeigte er, wer der Herr auf Erden ist und vor wem sie sich zu verneigen haben. Die Luft aber war sauber und klar und die Felder waren frisch herausgeputzt Die wasserschwangeren Wolken aber, hatten den grössten Teil ihrer lebenspendenten Fracht bei der Hetzjagd in den Bergen verloren, die Felder mussten wieder mit einem kleinen Rest zufrieden sein und Antonio zeigte ein mürrisches Gesicht.

Zwei Tage und zwei Nächte waren diesmal genug,er ist ja auch nicht mehr der Jüngste, na und die Lungen sind etwas angegriffen vom Treibgas und anderen Dingen die uns auf Erden so wichtig sind
Am andern Tag war wieder La AZULA, die Herrin über das Blau, an der Macht.

Eure spanischen viejo Liebres

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