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Laster mit dem Zaster

Von optik Freitag 12.01.2024, 17:34

„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles!“
Diese Worte schrieb der alte Geheimrat Goethe im Faust. Und er wusste genau was er schrieb. Man vermag es beinahe nicht zu glauben, aber der große Dichterfürst übte einige Jahre lang sogar das Amt eines Finanzministers aus. In der FAZ las ich, geschrieben von Adolf Hüttl, dass der dichtende Minister 1783 für den hochverschuldeten Kleinstaat Sachsen-Weimar-Eisenach eine „Große Steuerreform" konzipierte, außerdem 1793 ein umfangreiches Gutachten zur Münz- und Währungspolitik niederschrieb und seine Erkenntnisse auch umsetzte. Der in Frankfurt aufgewachsene und vielseitig begabte Goethe hatte als Jurist die Doktorwürde erlangt. Als 26-Jähriger war er, einer Einladung des jungen Herzogs Carl August folgend, in den Kleinstaat gereist und gehörte schon bald der Regierung an. Heute wäre er sicher eine sehr begehrte, erfolgreiche Fachkraft im Management, ein Experte, der in unserer immer globaler werdenden Zeit weltweit in Chefetagen seinen Platz finden würde.
An Johann Wolfgang von Goethe und sein Zitat musste ich denken, als vor einigen Wochen der Bankautomat meine Kontoauszüge ausdruckte. Erstaunt und beglückt stellte ich fest, dass von der monatlichen Rente noch ein paar geringe, aber immerhin beachtliche Kröten übrig geblieben waren. Na prima, dachte ich. Solche Überraschungen sind ja wahre Glücksmomente für eine Ruheständlerin. Und, wer hätte das gedacht, dass es im Leben einer immer in Lohn und Brot gestandenen, nie säumigen, stets und sofort alle Rechnungen begleichenden Frau wie mir mal den Zeitpunkt gibt, an dem mehr Geld als Monat übrig bleibt! Es war zwar nicht viel, doch es veranlasste mich schon zu Überlegungen, was ich alles damit machen könnte. Den der Rubel, sprich Euro muss ja rollen!
Als Frau bin ich ja von der Rentenhöhe nicht gerade verwöhnt. Allerdings ergeben sich als gutmütige Oma doch viele Möglichkeiten, das Ruhegeld ganz unproblematisch schnell wieder der Volkswirtschaft zuzuführen. Zudem zeigt mir ein Blick in den Kühlschrank meistens an, dass hier ein dringend notwendiger Import ansteht, also mehr oder weniger eine finanzielle Transaktion fällig wird. Bewaffnet mit Leergut und Jutebeuteln führt mich der Weg hin zu meinem Lieblings-Feinkost-Frischediscounter, um das Frönen lukullischer Genüsse einzuleiten. Sehr nett empfinde ich es immer wieder, wenn man sich auf den Rechnungsbelegen brav für den Einkauf bedankt.

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