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Eine wunderbare Erinnerung

Von tastifix Freitag 15.03.2024, 14:59 – geändert Mittwoch 27.03.2024, 07:13

Herr Dr. P., Sie dürfen jetzt ...“ , forderte freundlich ihm zunickend der Leiter des Autorenforums auf.
Ein sehr hoch gewachsener, gutaussehender Mann mit blitzenden blauen Augen erhob sich und trat ans Rednerpult. Als er anhub, sich vorzustellen und auf die Thematik seiens Textes hinzuweisen, zuckte eine Frau im Publikum zusammen und starrte ihn fassungslos an.
´Die Augen, die Stimme …!`
Sein Blick streifte sie, auch er rang um Disziplin.

Beider Gedanken wanderten weit in die Vergangenheit, als sie noch Schülerin gewesen und bei ihm Nachhilfe bekommen hatte.
„Wir sind uns auf Anhieb sympathisch gewesen!“
Erstens war sie sehr schüchtern und zweitens hätte sie sich nie erlaubt, ihn es merken zu lassen, wie sehr sie sich dann auf jede Stunde freute. Er war ihr Lehrer und damit basta!
Aber mit jeder weiteren Stunde fiel es ihr schwerer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, zumal es ihm offensichtlich aicht anders ders erging. Anstatt sich ausschließlich der englischen übersetzung zu widmen, erzählten sie sich etwas und lachten oft miteinander. Und sie war traurig, wenn er danach wieder ging.
Ihren Eltern war e nicht entgangen, dass sie wohl etwas für ihn empfand, obwohl sie nie darüber sprachen. Dann kam der Tag, als jene Unterrichtsstunde bei hm stattfand. Englisch wurde zur Nebensache, sie strahlten sich an. Trotz der offensichtlichen Zuneigung passierte nichts zwischen ihnen - nur diese Blicke, die sie sehr froh machten. Abends dachte sie vor dem Einschlafen an die blitzenden Augen und, die jungenhafte Stimme. und seime charmante Art.
Leider neigte sich die Zeit dieser Stunden dem Ende zu, denn sie benötigte seine Uerstützung nicht länger. Mit wehem Herzen nahm sie von ihm Abschied und wart fest davon überzeugt, dass sie ihn nie wiedersehen würde.
´Ob er vielleicht ab und zu an mich denken wird?`
Die Sensucht nach ihm, den sie doch kaum kannte, machte ihr arg zu schaffen und in mancher Nacht flossen Tränen.

Man sagt ja, die Zeit heile die meisten Wunden. Sie war jung, verlebte tolle Jahre in der Tanzschule, wurde umschwärmt, hatte ihren ersten Freund. Er war Apotheker, hatte dunkelbraune Augen und war sehr charmant. Die Beziehung hielt nur ein halbes Jahr, sie waren zu verschieden.
Eim paar Jahre später heiratete sie und bekam vier Kinder ...

Und nun, über 50 Jahre später traf sie hier ihn wieder, den sie nie ganz vergessen hatte! Er stand dort und las vor, derweil er wieder und wieder ihren Blick suchte. Es sagte ihr mehr als tausend Worte hätten ausdrücken können. Sie schaute ihn nur an …

Nach Ende der Lesung war es einen Moment lang sehr still im Saal. Alle empfanden, dieser Mann dort vor ihnen hatte aus seinem eigenen Leben erzählt. Jener bedankte sich für die Aufmerksamkeit, sah die Frau ein letztes Mal innig an und verließ raschen Schrittes den Saal. Er hatte sich an ihren Mädchennamen erinnert und wusste also, dass sie verheiratet war und für ihn unerreichbar bleiben musste. Doch, nach all der Zeit der immer wiederkehrenden Gedanken an sie, hätte er es nicht fertig gebracht, jetzt belanglose Worte mit ihr zu wechseln. Aber das Wissen, dass es ihr genauso erging wie ihm, würde ihn sein restliches Leben lang begleiten.

Sie saß dort und schluckte und schluckte.
´Irgendwie muss er erfahren haben, dass ich heute hier sein würde ...`
Er hatte ihr mit seiner Lesung etwas Wunderschönes geschenkt. Die Gewissheit, für ihn viel mehr als nur eine Nachilfeschülerin gewesen zu sein. Dass er sehr viel für sie empfand. Noch immer!

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