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Ein Untoter

Von Fiddigeigei Samstag 25.01.2020, 11:31

Nicht, dass ich den Anspruch erheben will, Georges Orwells Geschichte vom Grossen Bruder auch nur annähernd wiederholen zu können. Heute geht’s mir nicht so gut und deshalb diese traurige Geschichte, die aber niemand verletzen soll, besonders nicht die jenigen die Nordic Walking betreiben.
Es war halt so, dass ich mich von den Läufern mit Stock bedroht fühlte. Es gibt ja jede Menge andere Bedrohungen in unserem Leben. Es hätte alles andere sein können. Ist ja auch schon einige Zeit her. Und ich glaube, eigentlich ist dies eine Ungeschichte ohne Gesicht, die mir nicht besonders gelungen ist.
Oskar- Carlos, am 12. Sept. 2010

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1984 bis 2084- „Der Grosse Bruder wacht“

Ein kleines Kreuz steht im Dickicht verloren, an einer NORDIC- Walking Piste in einem Waldstück,- irgendwo in diesem Land-, eingeritzt steht

Der Letzte Läufer, Erlegt im Jahre 2084
……….kann man gerade noch lesen.

Es war kurz nach 5°° morgens, als ich meine Laufschuhe anzog um zu joggen. Ich wusste: Joggen war in diesem Lande, in dem ich schon so lange lebte, bei strengster Strafe verboten. Mein Leben, sollte ich nochmals ohne Stöcke laufen, war verwirkt. Denn ich wurde bereits mehrmals ermahnt und zu einer Umerziehung in ein NORDIC- KZ gesteckt. – Meine letzte Chance-, sagte man mir.
Aber mein starker Glaube an ein Gehen ohne Stöcke war ungebrochen und auf den Laufsport ohne lästige Gehhilfen konnte und wollte ich, beim Einsatz meines Lebens nicht verzichten.
Ich lebte gefährlich, ja sogar lebensgefährlich und ich war mir dessen bewusst.
Am schützenden Waldrand angekommen, versteckte ich wie immer meine zur Tarnung mitgeführten Stöcke.
Frei fühlte ich mich und unbeschwert. Keine Stöcke störten mein kraftvolles Laufen. Kein Stockgeklapper störte die Ruhe des Waldes. Ich war so glücklich!
Da, plötzlich nach ca. 2 Km, lauerte das endgültige Urteil auf mich. Wer hatte mich verraten?
Aus einem Busch flog mir ein Stock zwischen die Beine, ich konnte noch im Fallen ein Stück Sternenhimmel sehen, dann lag ich mit dem Gesicht nach unten auf der kühlen Erde. Ich vernahm das unheilvolle, grässliche Tock- Tock- Tock ihrer Stöcke, dann waren sie über mir.
Ein Fuss wurde in mein Genick gesetzt und ich hörte die Worte:
Es ist der Unbelehrbare, er wird sterben, durch das was er immer ablehnte.
Ich hörte zustimmendes Gemurmel. Nicht einer, von den mich umstehenden Unsichtbaren zeigte Mitleid mit mir- sprach für mich.
Stecht zu, stecht erbarmungslos zu, er hat sein Leben, verspielt, wir tun Recht.
Ich zählte 12 Einstiche, 12 Stockspitzen, die sich nacheinander erbarmungslos in meinen vor Schmerz gekrümmten Körper bohrten. Je nach Heftigkeit spürte ich, es war eine Frau oder ein Mann.
Der 13 Stich muss meine Lunge getroffen haben, warmes Blut quoll mir im Rachen hoch und floss aus dem schreiverzerrten Munde auf die Erde. Auf die Erde, die ich so liebte. Meine Augen brachen. Dann war ich tot. Keine Sonne, kein Mond, keine Sterne mehr. Nicht mehr den schweigsamen Wald um mich. Alles zu Ende.

Die armselige Kreuzstelle ziert, fast im Gras versteckt, eine Messingtafel in die folgende Warnung eingraviert war:
Läufer ohne Stöcke vergesse nicht unsere Rache.
Er starb durch das, was er immer verleugnete.
Die13
und klein darunter:
Wir empfehlen die Qualitätsstöcke der Marken:
- Eversharp – Nordstahl – Fighter- Bloodywalk -


Oskar- Carlos am 25 Okt. des Jahres 2006

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