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19 10

Ein Schloss am See

Von Feierabend-Mitglied Montag 18.03.2024, 13:45

Fast eine kleine Liebesgeschichte......
Der 10. März wird ihr im Gedächtnis bleiben, denn an diesem Tag hat sie ihn kennen gelernt. Eigentlich sind sich ihre beiden Hunde zuerst näher gekommen.

Dreimal wöchentlich fuhr sie zu ihrem Lieblings See, den sie dann mit ihrem Hund, einem kleinen Cairn Terrier Mischling, umrundete.
Es gibt eine gerade Strecke auf dem Seeweg, den man weit einsehen kann, auf der durfte ihr Hund Moritz immer ohne Leine laufen. Ein anderer Hundehalter, aus der entgegen gesetzten Richtung kommend, wollte seinem Hund ebenfalls eine Freude machen und leinte ihn ab. Er war noch sehr weit entfernt, sie sah nur, dass es ein großes hellbraunes Tier war. Gerade überlegte sie, ob sie Moritz doch wohl besser wieder anleinen sollte...zu spät, er lief schon los, der große Hund ebenfalls. Sie hatte einen Moment zu lange gezögert. Der kleine schwarze Moritz und die große hellbraune Hundedame, wie sie kurze Zeit später feststellte, beschnupperten und umrundeten sich und schnüffelten danach einvernehmlich am Wegesrand. Der Beginn einer Hunde Freundschaft. Beide Hundehalter entschuldigten sich, nicht besser aufgepasst zu haben. Das Rhodesian Rigdeback Hundemädchen hieß Maya. Sie fand beide sehr sympathisch. Es wurde sich noch ein schöner Tag gewünscht, und beide gingen mit ihren Tieren in die entgegengesetzte Richtung weiter.

Zwei Tage später parkte sie mit ihrem kleinen roten Auto neben einem großen grauen SUV einer Nobelmarke. Dass zu dem Nebenauto ein Hund gehörte, konnte man an der großen Box erkennen, die sich im Kofferraum befand. Der erste Teil ihrer Strecke führte durch ein Mischwald Gebiet, später an einem Gewässer vorbei, in dem Reiher und auch Störche leben. Weiter zu einer kleinen Brücke, die über die Verbindung des kleineren zu dem größeren See gebaut war. Hier blieb sie jedes Mal stehen, schaute sich die idyllische Landschaft an, aber auch mit großem Interesse die Liebesschlösser, die an dem Geländer hingen. Klar, nicht so viele wie auf der Hohenzollernbrücke in Köln, aber etliche Paare hatten sich hier schon verewigt. Sie war begeistert. So etwas gefiel ihr gut, sie hatte so eine kleine Kitsch Ecke in sich, die sie sich aber gerne zugestand.
Ein Schloss gefiel ihr besonders, .....ein rotes Herz Schloss mit Namen Gravur und einem Datum. Hingerissen schaute sie sich dieses schöne Liebes Symbol an, seufzte. "Das hat es in unserer Jugend noch nicht gegeben, wir haben noch in Holz geschnitzt", sagte eine sonore Stimme hinter ihr. Maya und ihr Herrchen, wie schön! Sie antwortete lachend, solch ein Schloss muss ja nicht nur für die Jugend sein, so eins hätte sie auch noch gerne. Er schmunzelte, und an diesem Tag gingen sie in die gleiche Richtung. Es war angenehm mit ihm zu reden, es beruhte scheinbar auf Gegenseitigkeit, sie erzählten abwechselnd, die Hunde verstanden sich prächtig, es war ein schöner Spaziergang, der viel zu schnell endete. Wie sich herausstellte, gehörte das größere Auto neben ihnen zu Maya und ihrem Besitzer.

Hundebesitzer haben ja meist einen geregelten Tagesablauf, da die Tiere zu bestimmten Zeiten nach draußen wollen. Und so ergab es sich, dass Michael, der Chef von Maya und Moritz und sie sich mindestens dreimal wöchentlich sahen. Kam ein Auto früher an, wartete man auf das andere. Jedes Mal blieben sie gemeinsam auf der Brücke stehen, schauten auf den See und die Schlösser und sie auf ihr Lieblingsschloss, das rote Herz.

Der Frühling mündete in den Sommer. Einmal war sie im Urlaub, einmal er, sonst sahen sie sich mehrmals in der Woche. Sie fanden beide, dass es ein wunderbares Ritual geworden ist. Sie erzählten sich viel, auch sehr Persönliches, manchmal lachten sie darüber, dass ihnen der Gesprächsstoff scheinbar nie auszugehen schien. Die beiden ungleichen Hunde verstanden sich ebenfalls weiterhin prächtig.

Der Sommer ging, der Herbst kam. Da eröffnete ihr Michael, dass er, weil er verwitwet war, zu seiner Tochter nach Genf ziehen wollte. Er müsste hier nur noch seinen Hausverkauf abwickeln, einen Interessenten hatte er schon. Er schaute sie dabei prüfend und irgendwie abwartend an, aber er wusste ja, dass sie verheiratet war und ihren Mann nie verlassen würde.
Die letzten Wochen verflogen schnell, der Umzug in die Schweiz war für Anfang November geplant. Natürlich blieben sie in Kontakt, aber es war ja nicht das gleiche. Beide waren dankbar für die schönen Monate voller Harmonie mit ein bisschen Knistern hin und wieder....ein kleines bisschen...

Das Wetter wurde schlechter, sie kam einige Zeit nicht an den Borner See. Anfang Dezember gab es einen knackig kalten, aber sonnigen Sonntag, den sie und ihr Mann nutzten, um wieder einmal dorthin zu fahren. Auf der kleinen Brücke machten sie Halt. Ach wie niedlich, da hängt doch tatsächlich noch ein rotes Schloss in Herzform! Ihr eigenes Herz klopfte auf einmal ganz stark.....Katharina & Michael..10. März 20.. Das gibt es doch nicht, das kann doch kein Zufall sein....oder doch?
Ihre Augen wurden ein bisschen feucht. Verstohlen drückte sie einen Kuss auf ihre Hand und berührte damit das Schloss.....Danke.

She2021
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