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Ein Osterhasenkind stellt Fragen

Von tastifix Mittwoch 13.03.2024, 06:36 – geändert Dienstag 19.03.2024, 06:08

In der Osterhasenstadt herrschte schlimme Hektik. So kurz vor dem Fest verloren die Hasen vor Eile beinahe ihre Ohren. Leider nur fast und so mussten sie sich einiges von ihrem Osterhasenoberbürgermeister anhören:
„Sind die Eier immer noch nicht fertig bemalt? Sind endlich die Kiepen geflochten? Und die kleinen Osterglockensträuße gebunden? - Beeilt Euch gefälligst!“
Den Hasen ging der barsche Tonfall auf den Wecker:
„Und was machst Du!!?“
„Einer muss ja das Regiment hier führen!“, war die knappe Antwort. ß

„Der genießt es, uns schuften zu lassen und selber nichts tun zu müssen!“, maulten alle. ß
„Wisst Ihr was? Die Menschen. hab ich gehört, streiken einfach, sobald ihnen was nicht passt. Sollen wir das auch mal ...?“
„Bloß nicht! Ein Freund von mir hat mir berichtet, dass von denen dann viele im Gefängnis landen. Das allein haben die davon!“
„Ist doch bestimmt langweilig dort drinnen, oder?“
„Die haben zur Strafe Arbeiten erledigen, die ihnen überhaupt nicht passsen. Tja, soll ja auch kein Urlaub sein!“, meinte einer.
„Dann lassen wir es besser! - Vor Ostern haben wir eben sehr viel zu tun und wenn alles geschafft ist, freuen wir uns ja an dem, was wir gefertigt haben!“

Etwas weniger mürrisch flochten sie weiter Körbe. Dabei vertrieben sie sich die Zeit damit, übers Fest und alles, was damit zusammen hing. nachzudenken.,
„Ach, unsere Jüngsten haben es gut. Die singen jetzt fröhlich Osterliedchen!“
„Klappt aber nur, wenn sie sie auswendig gelernt haben!“
„Hm ja, stimmt auch wieder. Sie müssen also auch fleißig sein!“
Fast überkam sie Mitleid mit den Kleinen. Sie kamen bestimmt nicht mehr dazu, Fangen zu spielen oder so …

Na ja, dachten sie dagegen an die Hasenteenager und -twens, hielt sich das Mitleid sehr in Grenzen, denn die waren oft furchtbar frech und meinten wohl, sich alles herausnehmen zu dürfen. Verteilte ihr Lehrer Aufgaben, lachten sie ihn nur aus und lasen unterm Pult die Hasen-Bravo, die genauso interessant war wie die für halberwachsene Menschenkinder. Doch blieben ihnen stets nur wenige Minuten dafür, denn es fiel auf und die Hefte wurden eingesammelt. Leider steckte in den Hasenranzen noch genügend Ersatz. Bald fand sich kein Platz mehr, um sie ablegen zu können, weder auf dem Lehrerpult, noch auf Stühlen und die Hefte auf dem Boden zu stapeln kam ja nicht infrage.

Einer der Schüler war besonders unverschämt und es war ihm kaum beizukommen. Strafen beeindruckten den nicht und er stiftete seine Kameraden ständig zu Streichen an.
„Hörst Du damit nicht auf, melde ich es dem Direktor und Du fliegst von der Schule. Und dann sieh mal zu, was aus Dir wird!“, schimpfte der Lehrer heftig.
Selbst dies war dem Bengel egal.
„Prima, Herr Lehrer! Dann muss ich den Mist hier jedenfalls nicht mehr mitmachen!“
Entsetzt ihn anstarrend, duckten sich die Anderen. Wurde ihr Lehrer nämlich wütend, setzte es in Ausnahmefällen gar Ohrfeigen. Die waren leider im Osterhasenreich noch immer erlaubt.
Sie duckten sich keine Sekunde zu früh, denn schon knallte es und der junge Hase hielt sich die brennenden Ohren.
„Aua!!“
„Raus mit Dir und lass Dich hier nie mehr blicken! Warte mal ab, was Deine Eltern dazu sagen werden!“
Wie sich später bewies, brachten jene kein Verständnis mehr für ihn auf und warfen ihn raus.

Dies war für die nächsten Tage neben der Malerei und des Flechtens Hauptgesprächsthema in der ganzen Stadt. Die aufgeregten Klassenkameraden erzählten alles daheim ihren Eltern. Die Jüngsten saßen mit am Tisch und lauschten neugierig. Ein Kleines fragte:
„Mama, wenn der nicht länger ein Osterhase sein darf und in der Menschenwelt allein herum hoppeln muss, ist das bestimmt gefährlich, ja?“
„Kleines, dem ergeht es vielleicht sehr schlecht. Es gibt Menschen, die solche Hasen töten.“
Der kleine Hase guckte ängstlich:
„Töten? Essen die die dann?“
„Ja, sie werden zu Braten verarbeitet!“
„Aber wir hier sind alle brav und bringen ihnen zu Ostern bunte Eier und die hübschen Körbe. Uns mögen sie doch, oder?“
„Es gibt sehr viele Menschen, die keinem Häschen etwas Böses zufügen würden, ihnen dagegen einen großen Stall bauen, sie streicheln, mit ihnen spielen und sie verwöhnen! Und wenn sie mal krank sind, pflegen sie sie gesund!“
„Mama, das ist abaa schön!!“
„Mama, die haben dann bestimmt auch uns Osterhasen lieb? “
Die Mutter lachte:
„Ja, sehr lieb sogar!“

Dem Kleinen brannte noch eine wichtige Frage auf dem Herzen:
„Mama, müssen auch Osterhasen mal sterben?“
Einen Moment lang stutzte die Mutter. Dann antwortete sie:
„Kleines, ich hoffe, dass es immer wieder Menschen gibt, die glauben, dass es uns gibt ...“
„Mama, die Kinder glauben es ganz fest. Hab mal gehört, was ein kleines Mädchen gesagt hat, als es mein Geschenk im Garten fand:
„Ach, ist das niedlich! Guck` mal, Mutti, hat der Osterhase mir gebracht!“
„Weißt Du, für die Erwachsenen gibt es uns nur im Märchen. Doch freuen sich ihre Kinder so sehr über die Gaben und so verdienen sie mit bunten Eiern, den Süßigkeiten und auch den Stoffhasen sehr viel Geld!“

Plötzlich strahlte der kleine Hase:
„Mama, Menschenkinder werden immer an uns glauben. Also werden wir Osterhasen nie sterben!!“

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