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Der Tag des Glück's

Von Feierabend-Mitglied Dienstag 16.07.2019, 13:44 – geändert Samstag 10.08.2019, 21:56

Ich lag mit einer Bauch-OP im Krankenhaus, zwei Mütter übernahmen im Wechsel die Kindergruppe. In meinem Zimmer lag noch eine sehr alte Dame von 88 Jahren, die viel las und mit der ich mich wunderbar über Literatur unterhalten konnte. Sie war Bildhauerin und ich hab sie später in ihrem Atelier besucht.

Die Visite war gerade vorbei, als eine Schwester in mein Zimmer kam und sagte, ich bekäme jetzt ganz besonderen Besuch und schon hörte ich viele leise, mir vertraute Kinderstimmen. Und ehe ich recht begriff standen 12 Kinder an meinem Bett, still, schüchtern und jedes Kind hatte eine Blume in der Hand. Im Hintergrund waren 2 Mütter, die das organisiert hatten und noch einmal den Zwergen sagten:"Bitte sprecht leise, hier sind viele kranke Leute und auch Gitti ist krank."
Und dann sangen sie für mich unser Heinzelmännchenlied, ich hatte das Gefühl, heute sangen sie besonders schön.

Dann kamen alle ganz nah an mein Bett und jedes Kind legte seine Blume auf meine Bettdecke. Jede Blume war anders, weil sie selbst diese ausgesucht hatten.Und ich streichelte jedem Kind über den Kopf.
"Gitti, ich hab dir meinen Teddy mitgebracht, der macht mich auch immer gesund und er bleibt jetzt bei dir, bis du wiederkommst!" sagte David und legte ihn in meinen Arm. Da konnte ich die ersten kleinen Tränen nicht mehr zurückhalten. "Bist du traurig?" fragte Kathrin. "Oh nein, ich bin einfach so froh, dass ihr hier seid und der Teddy, dass die Tränen ganz von allein laufen. Es gibt auch Freudentränen!"
Und nun nahmen alle Zwerge ihre kleinen Rucksäcke ab und jedes Kind hatte für mich ein Bild gemalt, mit Blumen und Herzen, mit Heinzelmännchen und Zipfelmützen und auf jedem Bild war eine Sonne.
Auf einem Bild war eine große 12 gemalt. Ich fragte Micha, was die 12 bedeutet."Wir sind 12 Kinder und ich kann nicht so viele Kinder malen und da hat Mama mir gezeigt, wie ich eine 12 schreiben kann!"

Inzwischen kamen immer wieder einige Schwesten ins Zimmer, auch andere Patienten und Lars guckte zu der alten Dame. "Darf ich eine von deinen Blumen der alten Frau geben, sie hat gar keine? Und sie "sterbt" bald, weil sie so alt ist und er ging an ihr Bett und gab sie ihr. Eine Mutter zischte: " Aber Lars, sowas sagt man nicht." Und Lars meinte, "aber es stimmt doch!" Und Florian nahm sein Bild, guckte mich fragend an, ich nickte lächelnd und dann brachte er es zu meiner Nachbarin. Frau S. strahlte, bedankte sich bei meinen Kindern, ja, ich sterbe bestimmt bald, aber ich freue mich so, dass ich euch noch kennengelernt habe."
" Bitte Gitti, darf ich mal gucken, wie die hier deinen Bauch aufgeschnitten haben?" fragte Lisa und ihre Mama guckte ihre Tochter vorwurfsvoll an. "Ist völlig in Ordnung" sagte ich und schob die Blumen ein wenig zur Seite und zeigte den Kindern meinen Bauch.
Beatrice guckte hochinteressiert und meinte: " das sieht ja aus wie ein Reißverschluss!"
Fritz kicherte und meinte: "Gitti hatte bestimmt keine Geißlein im Bauch, das ist nur ein Märchen, aber Gitti ist wirklich echt." Alle lachten....
Dann zog ich mir meinen Morgenrock über und brachte meine kleinen Mäuse zum Fahrstuhl und zum Haupteingang, die Patienten und die Schwestern verabschiedeten meine Zwerge. Jerome jubelte:"Gitti kann laufen, dann kommt sie bestimmt bald wieder!"
Viele Umarmungen und winken und "Aufwiedersehen" und dann waren sie verschwunden. Und ich stand da und dachte:
"Dies ist ein Tag des Glück's und Liebe ist das schönste Gefühl auf der Welt und ich war tief glücklich. Auch spürte ich, dass sich dieses Erlebnis auf die Atmosphäre der ganzen Station ausdehnte.

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