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Der Funke der Liebe

Von tastifix Donnerstag 21.12.2023, 09:21

Es war einmal ein prächtiges Lagerfeuer. Wild züngelnd loderte es empor, nahm dem bedrohlichen Ddunkel der Nacht die Schwärze und wärmte die Menschen, die sich rings um das Feuer geschart hatten.
Knisternd stoben seine Funken nach allen Seiten. Sie blinkten gleich kleinen Geschwistern der strahlenden Sterne hoch droben am Himmelszelt. Nur Wenigen war eine weite Reise vergönnt. Manche verloren ihre goldgelbe Lebendigkeit bereits, nachdem sie Mutter Glut kaumverlassen hatten. Nur die kräftigsten Funken flogen bis zu den umstehenden Sträuchern oder fielen auf herumliegende Stöcke und durften so noch länger bestehen.

Einer von ihnen sprühte in hohem Bogen bis zu einem Gebüsch am Wegrand und landete auf einem der tief unten hängenden,vertrockneten dünnen Äste. Hungrig fraß er sich höher und wuchs.
„Aber, was wird gleich mit mir werden, wenn ich oben bin? Ist dann alles vorbei?“, fragte er sich ängstlich.
Also bemühte er sich, nicht zu groß zu werden, damit das Holz ihm noch lange Nahrung bieten sollte. Doch, je mehr er davon verkohlte, umso heller leuchtete er.

Auf einmal raschelte es laut auf dem Weg. Wenige Augenblicke später stand vor dem Ast ein riesiger Hirsch, auf dem Kopf ein gewaltiges Geweih Auf seinem Kopf trug er ein ausladendes Geweih. Der Funke blinkte flehend:
„ Bitte, bitte, pass auf! Tritt mich nicht aus!“
„Wie kommst du nur darauf?? Du glaubst gar nicht, wie dankbar ich Dir bin, dass Du hier leuchtest!! Sonst hätte ich mich jetzt nämlich im Dunkeln verlaufen!“, antwortete der Hirsch freundlich. „Was kommst Du eigentlich hier hin?“
„Mama Glut hat gemeint, ich sei kräftig genug, um ohne sie die Welt zu erkunden. - Es war so toll, so frei durch die Luft zu fliegen!“, erzählte der Funke stolz.
Doch dann schien er weniger froh zu leuchten und gar etwas traurig zu sein.
„Sicher muss ich bald verlöschen. Ach, wie gern würde ich noch was erleben …“
„Hm, friss Dich doch von Ast zu Ast, dann von Strauch zu Strauch, wirst bald ein riesiges Feuer sein v und und nichts kann sich vor Dir retten!“
„Aber dann haben die Menschen schreckliche Angst vor mir! Und das will ich nicht! - Mama hat sie immer gewärmt und es ihnen so gemütlich gemacht! Wenn ich doch auch etwas Gutes tun könnte ...“
Nachdenklich rieb der Hirsch mit seinem Geweih über den Boden. Plötzlich hatte er eine Idee.
„Duhuuh, ich wüsste ja was ...“, hub er, ein wenig aufgeregt, an.
„Wirklich … ??“
Gespannt blinkte der Funke, derweil zu einer kleinen Flamme gewachsen ihn an und vergaß fast schon, dass er soeben noch traurig gewesen war.
„Dort drüben auf dem Weg hab ich ein Kind beobachtet, Es wühlte im Laub herum. Bestimmt hat es etwas verloren! - Du könntest doch ... Ich würd Dch auch hin tragen?!“
Dieser Vorschlag gefiel der kleinen Flamme und sie züngelte gleich ein wenig höher.

Vorsichtig knipste der Hirsch den Ast ab, nutzte sein Geweih als Trage, stupste den Ast darauf und trabte zurück zu der Stelle, an der er das Kind getroffen hatte. Noch immer lief es dort hin und her und guckte sehr traurig drein.
„Hier finde ich es bestimmt nicht wieder. Ist ja viel zu dunkel. Mein armes Püppchen!“
Und es fing jämmerlich an zu weinen.
“Du: Nicht weinen! Wir wollen dDr helfen!“, flüsterte der Hirsch.
Im ersten Moment erschrak das Kind, weil der Hirsch sprechen konnte. Aber ,weil er so lieb drein schaute überhaupt nicht böse drein schaute, versiegten die Tränen rasch wieder.
„A..Aber wie denn?“, wagte es zu fragen.
„Warte nur ab!“, lächelte der Hirsch geheimnisvoll, lehnte den Stock hoch an einen etwas kräftigeren Ast und die kleine Flamme wuchs, wurde so groß wie eine Minilaterne und tauchte den Weg in ein dämmeriges Licht. Ein zögerliches Lächeln huschte über das kindliche Gesicht, bis das Kind dann , nun schon wieder munterer, von Busch zu Busch hüpfte und nochmals alles absuchte. Unter dem dritten Busch lag besonders viel Laub, das es aufgeregt durchwühlte. Auf einmal drehte es sich strahlend zu dem Hirsch und der immer kräftiger leuchtenden Flamme um:
„Hier liegt es ja, hier, unter den Blättern!“
Froh drückte das Kind die Puppe fest an sich.
„Dankeschön! Ich fre´u mich ja so!“, rief es und hüpfte von dannen.
“Hast Du gemerkt, kleine Flamme? Du hast jemandem eine große Freude gemacht!“
„Das ist so schön, Hirsch! Ich möchte so gern noch viel mehr Freude schenken.“
Der Hirsch freute sich mit ihr und überlegte:
„Wir könnten uns gemeinsam auf die Suche machen ...“
„Oh ja, das machen wir, ja?“, bat die Flamme.
„Nur musst Du dann aufpassen, dass Du ja nicht mein Geweih verletzt!“
„Ganz bestimmt nicht“, versprach die Flamme, die inzwischen ein Minifeuer geworden war und bremste die Glut so gut es ging, um dem Hirschen ja nicht wehzutun.

Dieser trug den Stock mit dem kleinen Feuer auf seinem Geweih bis zu einer Lichtung. Weil dort nur wenige Büsche und keine Bäume standen, die die zunehmende Kühle hätten abhalten können, war es dort schon sehr kalt.
Vor sich entdeckten sie zwei junge Menschen, die in ein Gespräch vertieft waren.
„Hier ists soo schön! Wenn es nur ein wenig wärmer wäre ...“, meinte gerade die junge Frau, der junge Mann nickte dazu und sie schauten sich lang in die Augen.
„Du, die mögen sich!“, flüsterte der Hirsch dem Minifeuer zu.
Und dieses wusste auf einmal, was es machen würde.
„Bring mich zu dem Busch, vor dem sie stehen!“
Sein großer Freund folgte hastig, hielt die brennende Stockspitze gegen einen der Äste, der schnell kräftiger und kräftiger zu lodern begann.
„Sieh doch mal: Ein Feuer! Wo kommt das denn auf einmal her??“
Forschend blickte das junge Paar umher, erspähte aber nur einen Hirschen, der regungslos in der Nähe stand. Verwundert wandten sie sich wieder dem brennenden Busch zu. Ja, er brannte lichterloh, denn der einstige Funke war zur Flamme und nun zu einem großen Feuer geworden. Höher und höher züngelte es gen Himmel, beschien die Lichtung, die Sträucher und auch die Bäume am Waldrand und verwandelte mit seinem güldenen Schein alles in eine Märchenlandschaft.
Nun schweigend stand das junge Paar dort, ließ sich von dem Anblick verzaubern und genoss die Wärme des Feuers. Dieses leuchtete genauso kräftig wie einst Mama Glut und genau wie sie schickte es nun knisternde Funken gen Himmel und weit umher. Und dann geschah etwas Wunderbares: Die beiden jungen Menschen hielten sich zärtlich an den Händen, als ob sie nie wieder voneinander lassen wollten. In ihren glücklich strahlenden Augen funkelten ganz viele winzige Funken, so hell wie die schönsten Sterne am Himmelzelt.

„Feuer, das hast Du bewirkt! - Diese Funken in deren Augen sind die der Liebe. Sie ist das Schönste und Wichtigste, das es gibt auf dieser Welt!!“
„ Mein sehnlicher Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ich habe zwei Menschen glücklich gemacht. So, wie einst Mama Glut! - Nun kann ich vergehen ...“ , blitzte das Feuer noch einmal auf so strahlend wie die Sonne.
Danach verglomm es allmählich. Der Hirsch aber vergaß das Feuer und ihr gemeinsames, wunderschönes Erlebnis nie wieder.

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