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Besinnung

Von tastifix Samstag 30.11.2019, 11:30 – geändert Samstag 11.01.2020, 16:50

Schon vor acht Wochen hatte es angefangen. Aus dem Urlaub zurück, empfinde ich sofort, dass etwas Besonderes in der Luft liegt. Die neu getankte Energie animiert mich zu einem ausgiebigen Stadtbummel. Der beweist mir, dass nicht nur etwas in der Luft, sondern auch in den Regalen der Geschäfte liegt und dies vielfach. Nikolaus hat seine ganze Verwandtschaft mitgebracht. Leider präsentiert sie sich – allzu früh - nicht allein in rotem Gewand, sondern sogar in Türkis, was mein Geschmacksempfinden ziemlich stört. Irritiert schaue ich weiter in die Runde. Mich ereilt der nächste Schock. Auch die Weihnachtskugeln passen sich der Mode an und kullern in Türkis, Neongrün und Orange herum. Seufz!

Schnell konzentriere ich mich auf meine Christkind-Aufträge. Die wenigstens bereiten keine Sorgen, sondern stattdessen viel Freude. Meine Töchter haben mich genauestens instruiert, womit bitte das Christkind sie überraschen soll. Klar werden sie trotzdem am Heiligabend vor dem Tannenbaum pflichtgemäß vor lauter Überraschung fast vom Stuhl fallen. Der ungewohnte Wein- oder Sektgenuss bewirkt dann garantiert sein Übriges.

Die Wochen vergehen, es wird Heiligabend. Wir spazieren mit geheimnisvollem Lächeln durchs Haus. Jeder passt die Minuten ab, in denen im Treppenhaus niemand zu entdecken ist, schnappt sich hastig die Pakete sowie Päckchen und rauscht mit ihnen ins Wohnzimmer, um sie dekorativ um den Tannenbaum herum zulegen. Der Papa meiner Kinder platziert sie mit Vorliebe möglichst weit hinter den Baum an die Wand. Weshalb verstecken sich seine Gaben denn nur, sie sind doch so hübsch eingepackt? Kaum hat er das Weihnachtszimmer verlassen, schleiche ich herzu, klaube sie wieder hervor. Dies mache ich aus mehreren Gründen. Erstens möchten wir uns am Anblick der Gaben erfreuen und zweitens pieken Tannennadeln ohne Rücksicht auf die armen Hände.

Endlich ist es dann soweit. Ich habe die Tische festlich gedeckt, Kuchen und jede Menge Zimtplätzchen stehen bereit. Gegen drei Uhr bimmelt es an der Haustür. Meine Zweitälteste erscheint mit Freund. Wir haben selbstverständlich keine Ahnung, was in den mitgebrachten Tüten steckt. Eine halbe Stunde später trifft die Älteste mit Ehemann ein, ebenfalls schwer bepackt. Der Tannenbaum mit den darunter malerisch verteilten Geschenken bietet ein gemütliches Bild.
Während des Kaffeetrinkens lauschen wir klassischen Weihnachtsliedern. Die Erinnerung an die Hektik der vergangenen Tage verwischt. Scherze fliegen hin und her und wir lachen viel. Das nachmittägliche Schmausen zieht sich über zwei Stunden hin. Mit der Bescherung warten wir bis zum Eintritt der Dunkelheit.

Erst spätnachmittags werden die Baumkerzen angezündet. Wir verstummen, schauen dem leichten Flackern der Flammen zu und jeder hängt seinen Gedanken nach. Vieles geht mir durch den Kopf, Erinnerungen an gemeisterte Probleme, aber auch an so manche beglückenden Stunden des vergangenen Jahres, für die ich dankbar bin. Ich forsche in den Gesichtern meiner Töchter. Was bewegt sie wohl in diesen Minuten, denken sie an Vergangenes oder mehr an die nahe Zukunft, privates Glück oder den beruflichen Erfolg? Beides wünsche ich ihnen von ganzem Herzen.

Für die Bescherung hatte ich den verrückten Einfall, die Weihnachtanhänger zu vertauschen, um das Ganze ein wenig spannender zu gestalten. Doch letztendlich habe ich diese Idee wieder verworfen. Denn zwei meiner Töchter würden ziemlich entsetzt auf Kleidung im Romantiklook starren. Sie hassen nämlich Schleifen und Rüschen. Und Weihnachten soll ja ein fest der Freude sein. Weil wir alle gleichzeitig unsere Päckchen öffnen, sind wir noch lange damit beschäftigt, gegenseitig die Gaben zu begutachten. Ich darf mich über mehrere Bücher, ein Buchbindegerät und eine ganze Serie von Tintenpatronen freuen. Ob das Christkind so lieb war und in all diesen Päckchen für mich zusätzlich viele neue Ideen zum Schreiben versteckt hat? Ich werde abwarten ...

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