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Tja, wenn man eine Bahn mal dringend braucht ...

Von tastifix Dienstag 16.04.2024, 06:25 – geändert Dienstag 16.04.2024, 11:27

Auf dem Bahnsteig warten die Leute auf die S-Bahn nach Köln.
„Gott sei Dank, in 1 Minute ist sie da!"
Nichts passiert.
Nach drei weiteren Minuten, die Bahn hätte nicht nur längst ankommen, sondern bereits den Hbf wieder verlassen haben müssen, immer noch nichts. Fragende Blicke in die Runde, die Wartenden tuscheln:
„Haben Sie vielleicht eine Durchsage gehört? Ewig dieses Theater!"
Nein, es ist nichts angesagt worden. Die Fahrgäste stehen sich die Beine in den Bauch, ratlos, was jetzt zu tun sei. Dem Bahnsteig den Rücken zu kehren trauen sich nur Wenige. Eins ist sicher: Genau dann, wenn sie die Treppe nach unten schon zur Hälfte hinter sich haben, trifft bestimmt der Zug ein und fährt ihnen dann vor der Nase weg. So fix kommt nämlich keiner wieder rauf.

Die Leute murren lauter. Denn die Tickets aus weiter Ferne waren waren teuer und so wählten sie nach Besichtigungsstopp hier in Düsseldorf für die kürzere Etappe nach Köln die kostengünstigere Variante. Also dürfen sie auch guten Service verlangen, denken sie. Doch die Deutsche Bahn macht sehr nachdrücklich klar, dass dem wohl nicht so ist. Stattdessen sollen die Kunden bitteschön froh sein, wenn an diesem Tag überhaupt noch ein Zug fährt. Meist kommt der dann mit ebenfalls unangekündigter Verspät1ung, so dass sie dringende Anschlusszüge unter Garantie verpassen.

Endlich erfolgt eine Durchsage:
„Wegen einer Betriebsstörung fallen die S-Bahnen in Richtung Köln heute aus. Bitte nutzen Sie andere öffentliche Verkehrsmittel wie U-Bahn oder Bus. Buslinie Sowieso fährt da und da ab, bringt sie bis Stadtteil X. Dort steigen Sie dann in die Straßenbahn Y!“
Ist ja immerhin eine detaillierte Information, zudem ein Kompliment an die Intelligenz jener Kunden, die sich hier in Düsseldorf so gar nicht nicht auskennen und diese Strecke zum ersten Male fahren. Denen hilft jene Durchsage kaum. Ratlos eilen die Reisenden aus Irgendwo wie aufgescheuchte Hühner hin und her und löchern Andere mit Fragen:
„Entschuldigung, ich bin hier fremd, wo finde ich bloß ...?"
Bedauernde Antwort:
„Tut mir leid, keine Ahnung, bin auch nicht von hier. Aber vorne ist ein Informationsstand. Die können Ihnen bestimmt weiterhelfen."

Schon leicht nervös greift sich ein solcher Hilfesuchender das Gepäck, wirft ein ´Danke` über die Schulter zurück und keucht durch den ganzen Bahnhof:
„Können Sie mir sagen, wo genau ich den Info-Stand finde?"
Hat er Pech, erfährt er gar nichts. Hat er Glück, dann … :
„Sie stehen fast direkt davor!"
Unser Reisender schämt sich. Da hat er sich wohl blamiert.
„Kein Wunder bei dem ganzen Chaos!“, schilt er wie ein Rohrspatz vor sich hin und dreht sich zum Infostand um.
Vor ihm stehen zehn Personen, die gleich ihm nicht wissen, wo, wie und wann. ..

Weil auch Bahnbeamte ihre Weisheit nur aus dem Computer bzw. aus Fahrplänen ziehen, verkürzt sich die Schlange nur sehr langsam. Völlig zu Recht sieht er bereits alle seine Reisefelle schwimmen. Die wüstesten Überlegungen hinsichtlich der Weiterfaahrt wirbeln ihm im Kopf herum, bringen aber nichts, weil er von den örtlichen Verkehrsverhältnissen null Ahnung hat.
Endlich, inzwischen reichlich genervt, ist er an der Reihe.
„Ich muss dringend nach Köln!", erklärt er betont hastig dem Beamten, um dem klar zu machen, wie dringend es wirklich ist. In aller Gemütsruhe meint der:
„Moment, das haben wir gleich ... "
´Gleich` beweist sich als Irrtum. Nach geschlagenen fünf Minuten weiß der Reisende zwar, wo der Bus Nr. Sowieso abfährt, aber nicht, wie er denn dahin kommt.

Seufzend schleicht er voran, verlässt den Bahnhof und macht das einzig Richtige, fragt einen Taxifahrer. Der ist echt helle und gibt ihm endlich eine Auskunft, mit der er was anfangen kann:
„Ganz einfach, nur hier über die Straße. Dann halten Sie sich rechts, gehen bis zur nächsten Kreuzung. Dort sehen Sie schon die Haltestelle."
Aufatmend marschiert er dorthin. Im Gegensatz zu den Zügen hält sich der Bus an den Fahrplan und kommt sogar pünktlich. Im Reisenden keimt die Hoffnung, vielleicht doch noch, spätestens gegen Abend, dort anzukommen, wo er hin möchte.

Denn er bleibt er ja nun von einer weiteren Bahn-Misere verschont.

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