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Jedes Jahr mit einer anderen Jahreszahl

Es war ein großes rotes Backsteinhaus in dem wir wohnten. Vater war arbeitslos, wie auch viele andere Väter damals. Gespürt hatten wir Kinder das kaum, denn unsere Eltern waren so geschickt, dass es uns fast an nichts fehlte. Vater sorgte immer dafür, dass unsere Bäuchlein gefüllt waren und Mutter nähte von früh bis spät. Das Summen der Nahmaschine war unser Schlaflied.

Wir wohnten im vierten Stock des großen Hauses, gleich unter dem Dach. 80 Stufen waren es mal rauf und wieder runter. Das machte besonders mir große Freude. Entweder nahm ich drei Treppenstufen auf einmal, oder rutschte am Handlauf hinunter. Ständig schimpften die Hausbewohner mit uns, außer Frau Scharles aus dem ersten Stock, sie liebte uns Kinder.

Frau Scharles hatte in ihrer großen Wohnung einen blauen Salon, so nannte sie das Zimmer. Dort stand ein schwarzer glänzender Flügel, auf dem sie mir immer vorspielte, und vom jungen Mozart erzählte.

Jeden Ostern befestigte Frau Scharles im Hof, an dem unteren Balkon ein großes Laken, bemalt mit der Jahreszahl, einem aufgerissenen Ei, und am Ende einer Wiese mit Blumen. Dann begann das große Suchen. Hatten wir endlich die Nester gefunden, wurden sie vor das Laken gestellt, hinter dem meine Schwester und ich für das alljährliche Foto wie Küken aus dem Ei schauen sollten.

Das ganze Jahr hindurch freuten wir uns schon auf das nächste Osterfest.

Rosewittchen

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