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Will abaa niich!

Von tastifix Donnerstag 12.10.2023, 06:42 – geändert Donnerstag 12.10.2023, 10:52

Uli und Marion hocken im Sandkasten. Mit ihren fünf und sechs Jahren sind sie bereits ausgezeichnete Architekten. Das Schloss mit dem Turm und die Tunnelanlage zeugen davon. Die Umgebung ringsumher ist vergessen. Dagegen fühlen die Zwei sich als Ritter und Burgfräulein. Aber etwas fehlt noch dazu ...
Uli:
„Wenn Du mein Burgfräulein bist, musst Du mich abaa jetzt küssen!"
Marion:
„Wieso?"
„Weil ... In den Filmen machen die das auch imma so!"
Marion schüttelt heftig den Kopf:
„Muss ich gar nich, ph!"
„Wohl!"
„Nein!"
„Musste doch!"

Der kleine Möchtegern-Ritter wird wütend, wirft die Schaufel zur Seite, streift sich notdürftig an der Hose den Sand von den Händen ab und greift nach seinem Möchtenicht-Burgfräulein. Dieses wird biestig und schubst den aufdringlichen Verehrer in den Sand, genau auf einen der kunstvollen Tunnel.
Uli brüllt wie am Spieß, denn ohne die Fahrt durch den Tunnel kommt man nicht zum Schloss. Marions Korb scheint vergessen zu sein. Das begehrte Mini-Weib hockt derweil ziemlich ungerührt daneben.
„Heulsuse!"
Ein vernichtendes Urteil. Uli trifft es wie ein Keulenschlag ins Gesicht. Er hört auf zu brüllen, schnieft ein paarmal, fährt sich mit der dreckigen Hand durchs Gesicht, aber erinnert sich urplötzlich denn doch wieder der erlittenen Schmach.
„Doofe Kuh!"
„Blöder Ochse!"
Es bringt das Fass zum Überlaufen. Puterrot geworden stürzt sich Uli auf Marion und umklammert sie.
„Auaa!"
Jetzt heult Marion und zwar so, wie es nur Frauen fertigbringen, laut und erschreckend ausdauernd.
Uli fällt es zunehmend auf die Nerven.
„Höör auf!!"
„Ich heul` so lange, wie ich will. Huuuuh!!"
Grübelnd steht Uli dort vor seiner Marion, die gar nicht seine sein will. Allein weiter zu spielen, hat er keine Lust. Sich mit einem weiblichen Springbrunnen den Sandkasten zu teilen, aber auch nicht. Also lässt er sich etwas einfallen.
„Kannst aufhören. Ich küss Dich bestimmt nicht. Nie mehr. Versprochen!"
Genauso prompt wie vor wenigen Minuten Uli stellt nun Marion ihr Heulen ein.

Wie es Uli leider einsehen muss, ist damit der Konflikt keinesfalls gelöst. Offensichtlich ist Marions Gefühlswelt völlig durcheinander geraten, denn überraschenderweise geht ihr nun dieses uncharmante Versprechen arg gegen den jungfräulichen Solz. Fassungslos starrt sie Uli an. Ihr Mund verzieht sich zu einem gefährlichen Flunsch und dann heult sie erneut los, noch lauter.
„W..Wenn Du mir jetzt nicht sofort nen Kuss gibst, sag` ich`s meiner Mama!"
Uli versteht die Welt nicht mehr und erst recht nicht seine Freundin. Weil er jedoch keinen Bock er auf die Schimpfe von Marions Mama hat, zumal Marion ja jetzt endlich sein Burgfräulein werden will, ergreift er die Gelegenheit beim Schopfe und gibt ihr einen schüchternen Kuss auf den Mund.

„Uund?", will er dann wissen.
Angeekelt hustet Marion.
„Schmeckt nach Sand und nass war der auch!"
Ostentativ wischt sie sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann meint sie:
„Pfui, mach` das nie wieder!!"

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