Desinteresse und Schweigen sind gefährlich

Das passt vielleicht nicht so ganz in diese Gruppe, aber trotzdem möchte ich diesen Beitrag hier hereinsetzen:

Warum bin ICH eine OMA GEGEN RECHTS?

"Mama – da sind so viele Vögel am Himmel", sagte ich zu meiner Mama, wenn wir nachts die Straße entlang rannten. Die Vögel waren Bomber, die auf die 3 km entfernte Stadt Bruchsal niederfielen. Ich bin 1941 geboren. Obwohl ich damals erst wenige Jahre alt war, kann ich mich erinnern, wie mich meine Mama nachts oft aus dem Bett holte und sagte: "Komm, wir müssen rüber in den Keller." Ein paar Häuser weiter war ein Restaurant mit einem Bierkeller. Dort haben sich die Frauen mit den Kindern versteckt.

Wenn ich heute mit den OMAs auf die Straße gehe, fragen mich manche Bekannte, "Warum gehst du denn immer da hin? Muss das sein?" Da sage ich: "Ja – es muss sein!" Als kleines Kind habe ich die Erfahrung gemacht: Frieden ist nicht selbstverständlich. Man muss dafür kämpfen, dass er bleibt. Das hat mein Papa immer gesagt.

Wenn wir auf einer Demo mitlaufen und die jungen Leute am Straßenrand stehen und rufen "Ich will auch so eine Oma haben", dann ist das total schön. Manchmal schickt mir mein Enkelsohn, der in der Schweiz lebt, eine SMS: "Hallo Oma. Ich bin so stolz auf dich, was du in Hamburg alles machst."

Ich laufe immer mit dem OMAS GEGEN RECHTS-Button herum, egal, ob im Supermarkt oder auf Reisen. Zum Beispiel. war ich im letzten Oktober mit meinem Enkel in Dublin. Im Hotel an der Bar deutete der Barkeeper auf
meinen OMA-Button und fragte: „What does this mean?“ Ich sagte: „That means Grandmas against the Nazis“. Er antwortete mit seiner tiefen Stimme: „Oh, that is good, I like that“. So erlebe ich meistens positive Reaktionen, vor den negativen fürchte ich mich nicht.

Manche sagen: "Das interessiert mich nicht." Denen sage ich: "Das Desinte- resse und das Schweigen sind das Gefährliche." Gleichgültigkeit ist Gift. Hitler kam durch Schweigen an die Macht. Die Leute haben sich nicht gewehrt. Wenn man den Anfängen gewehrt hätte, wäre das wahrscheinlich gar nicht so gekommen. Deshalb gehen wir auf die Straße. Wir selber sind nicht mehr so lange da. Aber wir kämpfen für unsere Enkelkinder – dass deren Leben nicht so gefährdet werden wie unseres damals.

Dazu ein passendes Zitat des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan:
„Alles, was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit“