Was ist mit Hölle gemeint?

Einige glauben, sie sei ein unterirdisches Folterverlies, in dem lebendige Seelen bis in alle Ewigkeit qualvoll brennen. Andere lehren, die Hölle sei ein Platz nicht endender Trennung von Gottes Gegenwart. Beide Vorstellungen, Ort des ewigen Feuers und Stätte der Bestrafung, kommen aus bestimmten missverstandenen biblischen Passagen und der Interpretation früher Kirchenväter wie zum Beispiel Tertullian und Augustinus. Die Hölle ist kein Ort, an dem Gott ungehorsame Menschen foltert. Eine solche Vorstellung wurde von Jesus weder geäußert, noch war sie Teil seiner Lehre. Wenn er den aramäischen Ausdruck gehenna dnura benutzte, dann als Redewendung.

Unser Wort „Hölle“ geht auf die indogermanische Wurzel kel, „verhüllen“, „verbergen“, „schützen“, mittelhochdeutsch helle, althochdeutsch hella zurück. Im Semitischen gibt es zwei inhaltlich völlig unterschiedliche Begriffe: scheol und gehenna dnura. Unglücklicherweise wurden beide von deutschen wie von englischen Bibelübersetzern mit nur dem einen Wort „Hölle“ übersetzt. Scheol ist vom hebräischen schalal, „still oder ruhig sein“ abgeleitet. In jener Zeit glaubten die Hebräer, scheol sei ein Ort unter der Erde, wo die Verstorbenen, gute wie schlechte, still und untätig verharrten und auf den Tag des Gerichtes warteten.

Für die Hebräer hatte Gott jedoch keine Gerichtsbarkeit über scheol. Die Verfasser des Tanach (A.T.) setzten in all ihren Schriften scheol ein. Die Verfasser des Neuen Testaments verwendeten hingegen gehenna dnura. Jesus sprach von gehenna, gelegentlich auch von scheol. Gehenna dnura bedeutet „Tal von Hinnom“. Es war ein Ort außerhalb Jerusalems, an dem das Volk Müll verbrannte. In sehr alter Zeit war es eine Opferstätte für den heidnischen ammonitischen Gott Moloch.14 „Der Name gehenna– hebräisch Gei Hinnom– ist von Ben Hinnom, dem berüchtigten Tal südwestlich von Jerusalem abgeleitet. Nach dem Fall des nördlichen Königreichs Israels zwang Assyrien das südliche Königreich Judäa,Tribut zu zahlen. In 2. Chron. 28 heißt es, daß der judäische König Ahaz (735–715 v. Chr.) wertvolle Silber– und Goldornamente aus dem Tempel nahm, um den assyrischen König zu besänftigen. Ahaz verehrte Götzen und brachte ihnen Opfer dar. Um die Götter freundlich zu stimmen, verurteilte er im Tal von Hinnom seinen Sohn als Opfergabe zum Tod in den Flammen. Wegen dieser schrecklichen Gräueltaten wurde das Tal Gei Hinnom zum hebräischen Inbegriff für „Hölle“. Während neutestamentlicher Zeit wurden im Tal von Hinnom Müll und Leichen von Seuchenopfern verbrannt.

Das Wort „Hölle“, englisch „hell“, bezeichnete in altgermanischer Zeit den Aufenthaltsort der Toten. Nach der Christianisierung der germanischen Stämme wurde „Hölle“ als christlicher Begriff übernommen. In der nordischen Mythologie kommt Helauch als personifiziertes „Totenreich“ vor und als Name der Todesgöttin. Zur Zeit des Neuen Testaments deutet Gehenna „Bedauern“, „Reue“, „gedankliche Qualen“ und „mentales Leiden“ an. Die frühen Aramäisch sprechenden Kirchenväter des Nahen Ostens kannten die eigentliche Bedeutung dieser Redewendung. Wir im Westen hingegen legen „Hölle“ wörtlich aus und mißverstehen unwissentlich diese Redewendung.
(gelesen in "Jesus, der Jude, und die Missverständnisse der Christen" von Guido Baltes

Wie könnte es sein dass Jesus in der Hölle war? Beten nicht Gläubige in ihrem Glaubensbekenntnis folgendes über Jesus: „Abgestiegen zur Hölle“? Ist hier nicht eher das Grab gemeint und warum hat man es nicht so formuliert?

PS: Man sollte auch einmal andere Bücher lesen als nur die Bibel zu zitieren.