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Der Rotarmist und die Sixtinische Madonna

Von ehemaliges Mitglied Mittwoch 05.05.2021, 10:04


In den ersten Tagen des Monats Mai 1945 warteten in Breslau in einem Keller ein Priester und mehrere Frauen und Mädchen auf den Einmarsch der Roten Armee.
Wie viele Monate verbrachten die Leute schon dort unten, die Zeugen der Zerstörung dieser Stadt waren. Aber in all dieser schweren Zeit spendete ein Bild der Sixtinischen Madonna Trost, das der Geistliche im Kellergewölbe angebracht hatte. Die Luftangriffe wurden, nachdem die Festung Breslau gefallen war, eingestellt, doch die Pistolenschüsse der Rotarmisten und das Geknatter von Maschinengewehren heulten durch die Nacht. Dazu hörte man die gellenden Hilferufe bis in die Tiefe des Kellers. Hier lag wie ein Alpdruck auf allen in Angst die Frage: "Wann werden wir wohl aufgestöbert?"

Und nun geschah es. Ein Soldat kam die Kellertreppe hinunter gestolpert und plötzlich stand er mitten unter ihnen: Ein Mongole mit erregtem Gesicht. Die Maschinenpistole mit dem Finger am Abzug hielt er drohend auf die zu Tode erschreckten Menschen.
Da musste die Madonna ein Wunder gewirkt haben. Der Rotarmist erblickte das Bild und erstarrte. An seinem Gesichtsausdruck las man deutlich ab, dass die Gottesmutter sein Innerstes bewegte, ja, dass sie sich ihm offenbarte. Alsbald erwachte er aus seiner Versunkenheit, richtete sich auf, machte nach orthodoxer Art das große Kreuzzeichen über sich, verneigte sich vor der Madonna und ohne einen Blick auf die anderen zu werfen, verschwand er.

Dieses Bild blieb dem Pfarrer sein wertvollstes Gut durch alle Zeiten. Selbst bei der Zwangsausweisung aus Breslau konnte er es durch alle Grenzen mit den vielfachen Kontrollen und Plünderungen bewahren.

Bericht von Walter Laßmann, Pfr. i. R.

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