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Sprachlos...

"Tut mir leid, ich kann Sie nicht verstehen."
Ratlos schaute die Verkäuferin auf die vor ihr stehende junge Frau, die offensichtlich zu einer Gruppe Touristen gehörte, die da eben den Laden, eine Berliner Kaufhalle stürmte. Alle waren in dicke Wintermäntel gehüllt und viele tragen zusätzlich ein wollenes, ziemlich voluminöses Tuch um den Kopf. Man sah gleich, das waren Russen oder zumindest Menschen aus einem der osteuropäischen Länder.

Ich war damals ihre Dolmetscherin und Begleiterin – und weil die ersten Märztage 1969 so extrem kalt waren und ich darauf ganz und gar nicht mehr vorbereitet, hatte ich von einer der Frauen freundlicherweise auch so ein wärmendes Tuch um den Kopf bekommen. Dem Äußeren nach war ich nun eine von ihnen.

Sie waren jedenfalls hellauf begeistert von dem reichhaltigen Angebot in den Regalen, das so ganz anders war als bei ihnen zu Hause. Diese Vielfalt an Lebensmitteln und anderen nützlichen Dingen kannten sie nicht. Bei ihnen in der Heimat musste zwar keiner hungern, aber außer Nudeln, Mehl, Brot, Brötchen, Marmelade, Zucker und – die Ausnahme - vielen Sorten Käse - war da nicht viel zu entdecken. Und wenn es Fleisch gab, handelte es sich schlicht um Fleisch – kein Schnitzel, Kotelett, kein Filet, Kassler oder was sich hier sonst alles so findet. An den Hühnern befanden sich – zumindest damals noch - die Köpfe und die Beine, ein Stück Rindfleisch beinhaltete auch immer einen riesen Knochen rundum.

Die Touristinnen hatten natürlich viele Fragen, wollten auch was kaufen, aber ihre fehlenden Deutschkenntnisse hinderten sie daran. Die Verkäuferin hatte ihre Probleme, sie zu verstehen und wollte ihnen doch so gerne helfen. Was tun? Da kam einer ihrer Kolleginnen die rettende Idee und indem sie auf mich zeigte, meinte sie:
„Frag doch mal die - ich glaube, die spricht ganz gut Deutsch....“

Autor: Gryps70

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