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Nur-Frau

Von tastifix Dienstag 24.07.2018, 20:37

Selbstverständlich kenne ich die biblische Geschichte. Klar, dass wir bloß ein Mischmaschdrumherum um die siebente Rippe der wichtigsten Geschöpfe Gottes sind, aber - was für eines!
Immerhin wusste sich schon Eva im Paradies eine der gottgewollten Eigenschaften ihres Adams zunutze zu machen und wickelte ihn um den Finger. Männer sind Schleckermäuler und Adam war es auch. Es war ganz einfach: Eva pflückte einen Apfel und hielt ihn dem Liebsten unter die Nase. Der ließ Gottes Vorschriften Vorschriften sein und genoss ohne Rücksicht auf die darauf zu erwartende Strafe. Wahrscheinlich hatte das erste Haupt der Schöpfung denn doch nicht genügend seiner noch relativ ungenutzten grauen Zellen aktiviert, um zuvor zu überlegen, welche Folgen es für die Zukunft haben könnte. Gottes Urteil war fürchterlich. Von dann an war das Paradies für die Beiden verschlossen und Eva und Adam mussten sich für den Rest ihres Lebens auf der Erde plagen.
Zudem bestimmte Gott noch etwas, was ihm die eine Hälfte seiner Schöpfung im zunehmenden Maße im Laufe der Jahrtausende übelzunehmen begann. Wir weiblichen Wesen wären Nur-Frauen und hätten dem Manne Gehorsam zu leisten. Wir mussten also die Kinder kriegen und die Herren der Schöpfung durften nach Belieben kommandieren und sogar malträtieren. Alle wichtigen Entscheidungen blieben allein ihnen vorbehalten. Uns stand kein Mitsprache- und erst recht kein Widerspruchsrecht zu. Lange Zeit änderte sich daran kaum etwas.
Endlich in der Antike tat sich was. Ausgerechnet wir Nur-Frauen spannen die Fäden im Hintergrund und dirigierten zum Teil sogar die Weltgeschichte als Geliebte der Herrscher und Könige. Und/oder bestiegen tatsächlich selber den Thron. Man gedenke Kleopatra, Königin von Ägypten (69-30 v.Chr.). Von ´das Weib sei dem Manne untertan` hielt die so gar nichts. Kommandierte so und so herum und letztendlich auch den armen Caesar.
Später im Mittelalter gewannen einige Burgfräuleins oder Prinzessinnen an Einfluss, bekamen spitz, die liebe Männerwelt in der Weise zu reizen, dass die daraufhin ganz reizend war und infolge nach ihrer Pfeife tanzte. Die Herren der Schöpfung fielen nämlich auf die mannigfachen Tricks der Damenwelt nur zu gerne nur zu oft herein. So konnte das schwache Geschlecht auf nicht ganz schwache Weise sehr oft mit ihrer Mithilfe sein Ziel verfolgen und die eigenen Vorstellungen von der Welt Wirklichkeit werden lassen. Als Frau an der Spitze sei Elizabeth I (1533-1603), Königin von England erwähnt. Die baute die anglikanische Kirche aus und bekämpfte mutig Katholiken und Puritaner. Doch zu ihrer Schande ließ sie sich dazu hinreißen, eine andere Frau, nämlich ihre Gegenspielerin Maria Stuart, umbringen zu lassen, nur weil Maria eine übermächtige Gegenreformation nach Schottland gebracht hatte, die dabei war, auf England überzugreifen.
Weiterhin kämpften wir Frauen energisch um die Gleichberechtigung,drängten uns immer mehr in den Vordergrund, nicht nur im Haus, sondern auch im öffentlichen Leben. Das Mehr an Gehirn, auf das die Männerwelt ja mit Vehemenz bestand, war wohl doch nicht ausschlaggebend für Intelligenz, Leistungsfähigkeit und daraus resultierendem Erfolg. Wir haben zwar weniger im Oberstübchen, aber das, was wir haben, wiegt demnach doppelt. Wieder einmal beweist sich:
„Nicht die Quantität macht`s, sondern die Qualität zählt!“
Dem möchte ich unbedingt zustimmen.
Heutzutage geben die Männer, zum Teil mit den Zähnen knirschend oder aber auch erstaunlich wohlwollend, zu, dass die Zeiten des schwachen Weibes endgültig vorbei sind. In allen Bereichen des öffentlichen Lebens lockern wir Frauen mit Charme das Arbeitsklima auf, bringen Frische und Strahlen in die muffigen Büros mit den noch muffigeren, weil missmutig scheinbar vor sich hin schuftenden Männern und beflügeln deren Geist. Die stürzen sich mit vermehrter Anstrengung in die Pflichten, um uns zu beweisen, dass sie uns aber zumindest doch noch das Wasser reichen können. Das Gegenteil könnten sie kaum eingestehen, weil es zu sehr an der Mannesehre kratzen würde. Denn schließlich sind wir, was sie nur zu gerne immer wieder betonen, bloß aus ihrer siebenten Rippe entstanden.
Mittlerweile bekleiden wir Direktoren- und Ministerposten oder regieren sogar ein Königreich wie Elisabeth II in England. Und ernten deswegen tatsächlich ab und an Anerkennung und Bewunderung von den Herren der Schöpfung.Die haben nämlich endlich eingesehen, dass ihnen dadurch kein Zacken aus der Krone verloren geht, ganz im Gegenteil.
Einige Herren jedoch missbilligen diese Entwicklung, beäugen uns verunsichert, während wir elegant und mehr oder weniger mühevoll die Karriereleiter hoch hopsen. Eine siebente Rippe ... und so kess? Das Misstrauen wächst, schlägt um in Missgunst und gar Wut. Denn: Wir Nur-Frauen avancierten erst zur Frau, dann zur Sogar-Frau und standen und stehen nun überall unseren Mann. Klauen diesem vielerorts die Führungsposten. Nein, so nicht! Die Supergeschöpfe Gottes sehen ihre Vormachtsstellung mehr und mehr ernstlich bedroht und knurren sauer.

Die Fronten verhärten sich. Sie, sie seien doch die Krone allen Seins. Vergebens. Wir einstigen Nur-Frauen erweisen uns als taktisch äußerst klug und zudem ausgesprochen tüchtig. Und die Kinder bekommen wir auch noch so nebenbei!!

Tastifix

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