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Komplexe Sicht

Von Feierabend-Mitglied Freitag 26.10.2018, 08:45 – geändert Dienstag 13.07.2021, 09:27

Als ich in den vergangenen Regentagen anfing meinen Keller aufzuräumen, fiel mir die riesige Kiste mit den Campingutensilien ins Auge. Unbedingt musste sie kontrolliert werden, fünfzehn Jahre stand sie nun unberührt im Keller.
Beim Aussortieren gedachte ich an die Zeit als Betreuerin in den Zeltlagern vieler Jahre.
An die Kinder – einige, die nach ein paar Tagen unter Heimweh litten, an die, die immer zu Späßen und Streichen aufgelegt waren. Kinder unterschiedlichsten Alters und Charakteren. .. Und was hatten viele für Geschichten zu erzählen...
An das morgendliche Frühstück Zubereiten. Schmieren und Belegen von hunderten halben Brötchen, was sich am Abend wiederholte, nur das es sich da nicht um Brötchen, sondern Brote handelte. Das viele Schnippeln von Gemüse für das Mittagsessen, was unser 4 Sternekoch zubereitete. Und das ist kein Witz, denn er nahm gerne eine Auszeit im Zeltlager von seinem anstrengenden Beruf. An die Zeltlagerspiele, die sich jeder Betreuer in der zeltlagerfreien Zeit ausgedacht hatte. Die sich nun beweisen mussten, ob sie begeistert angenommen wurden oder sich als Pleite entpuppten.
An das Kontrollieren der Zelte vor der Mittagszeit, wie vor jeder Mahlzeit die Hände der Kinder. Lach... und was sah ich manchmal da für Hände...
Am Abend, am Lagerfeuer wurde zur Gitarren gesungen, das eine oder andere Kind zu Bett gebracht und ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen.
Und Betreuer zur Nachtwache eingeteilt.
An vorletzten Tag der Ferien die Lager-Rallye. Die Kinder wurden aufgeteilt, so dass Betreuer mit fast gleicher Anzahl Kinder ein Team bildeten.
Am Abend dann die Siegesfeier, bei der die Kinder auch schon einmal über die Strenge schlagen durften.
Am nächsten Tag Abbau der Zelte, die auf einen Anhänger mit Trecker geladen wurden. Die Kinder und Betreuer traten die Heimreise etappenweise mit dem Fahrrad an. Bei den Pausen wurden dann Getränke und kleine Snacks aus meinen Auto verteilt, denn ich war diejenige, die dafür sorgte... denn Radfahren war nicht so mein Ding. -

Und nun stand ich im Keller und dachte ich an die komplexe Welt des Zeltens:

Ein Mann und eine Frau gehen Campen, bauen ihr Zelt auf und schlafen ein. Einige Stunden später weckt die Frau ihren Mann auf und meint:
„Schau gerade hinauf, in den Himmel und sage mir was du siehst?“
Der Mann sagt:
“ Ich sehe Millionen von Sterne.“
Die Frau:
„Und was denkst du jetzt?“
Der Mann überlegt einige Minuten:
„Astronomisch gesehen sagt es mir, dass da Millionen von Galaxien und Billionen von potentiellen Planeten sind. Astrologisch sagt es mir, dass der Saturn im Löwen steht. Zeitmäßig gesehen sagt es mir, dass es ungefähr 3.15 Uhr ist. Theologisch sagt es mir, es ist offensichtlich, dass der Herr allmächtig ist und wir alle klein und unbedeutend sind. Meteorologisch scheint es so, als hätten wir morgen einen wunderschönen Tag.
...Und was sagt es Dir ?“
Die Frau schaut den Mann erstaunt an und sagt dann:
„Praktisch gesehen sagt es mir, jemand hat unser Zelt geklaut!“

©Monika Koch

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