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Adam Hochschild „King Leopold’s Ghost – Schatten ueber dem Kongo“


Das Buch von Adam Hochschild hat mich betroffen gemacht, denn er hat den Blick auf Dinge gelenkt, die zwar vor etwas ueber 100 Jahren geschehen sind, in einem fernen Land, dem zentralafrikanischen Kongo und die doch so deutlich zeigen, wie schnell die Menschen bestimmte Dinge verdraengen. Aber ich moechte der Geschichte nicht zu sehr vorgreifen. Es beginnt alles mit einer Fussnote, die von niemand anderem, denn Mark Twain stammte – „er sprach dort von der Sklavenarbeit im Kongo, die fuenf bis acht Millionen Menschen das Leben gekostet hat“. Durch diese Notiz neugierig gemacht, begann Adam Hochschild seine Suche nach der Wahrheit ueber eines der grossen und heute fast vergessen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das zum Voelkermord im Kongo fuehrte und er laesst uns an seiner Suche teilhaben.

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Wir sehen die Entdeckung des Herzen Afrikas durch die Augen von Menschen, wie Henry Morgen Stanley, aber wir werden auch in die Welt des beglischen Koenighauses gefeuhrt.

In Belgien begann das Elend, an dessen Ende der Tod von so vielen Menschen steht und alles nur, um die Gier eines Mannes nach Macht und Reichtum zu befriedigen, ich spreche von Koenig Leopold II. Dieser Mann, der es verstanden hat die Welt so lange zu blenden und sich als grossen Philantropen zu praesentieren, war es der ein System zur Ausbeutung seiner Kolonie erdacht hatte. Man muss verstehen, dass der Kongo fuer lange Zeit der Privatbesitz des Belgischen Koenigs war und erst spaeter unter viel Druck an den Belgischen Staat abgegeben wurde.

Wir lernen in Hochschild’s Buch viel ueber die Macht und Bedeutung von Public Relations, lange bevor dieser Begriff dafuer gebraucht wurde. Leopold II. war ein Meister, wenn es darum ging seine wahren Interessen zu verschleiern und so gelang es ihm fuer viele Jahre unter den Augen der Welt seine Kolonie so zu tyrannisieren, dass am Ende fast die Haelfte der einheimischen Bevoelkerung nicht mehr am Leben war und das Land in Ruinen lag.

Ich finde sehr gut, dass Hochschild sich der schweren Aufgabe unterzogen hat, diesen Voelkermord nach zu weisen, denn man muss sich vor Augen halten, dass Leopold am Ende seiner Herrschaft ueber den Kongo alle Dokumente in Bruessel und vor Ort hat verbrennen lassen, sprich wir haben heute so gut wie keine Verwaltungsdokumente, die diese grauenhaften Taten belegen koennen.

Wichtig ist mir auch, dass Hochschild die Verbrechen im Kongo nicht als Einzelfall darstellt, sondern als ein besonders schwerer Fall von Menschenrechtsverbrechen und dass er dabei auch auf andere ebenso schlimme Vorfaelle z.B. das Verhalten der Deutschen Kolonialtruppen in Namibia eingeht. Hier ein kurzer Auszug zu diesem Punkt: „Die Hereros erhoben sich 1904, nachdem sie einen Grossteil ihres Landes an die Deutschen verloren hatten. Daraufhin schickte Deutschland schwer bewaffnete Truppen unter Generalleutnant Lothar von Trotha, der einen Vernichtungsbefehl erliess: ‘Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero, mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen ... Gezeichnet: General des Maechtigen Kaisers, von Trotha.‘

Um alle noch verbleibenden Unklarheiten zu beseitigen, erlaeuterte ein Zusatz, dass keine maennlichen Gefangenen gemacht werden sollten.

Von schaetzungsweise 80.000 Hereros, die im Jahre 1903 auf dem Territorium lebten, blieben 1906 weniger als 20.000 landlose Fluechtlinge. Die anderen waren in die Wueste getrieben worden und dort verdurstet (die Deutschen vergifteten die Brunnen), sie waren erschossen oder – um Kugeln zu sparen – mit dem Bajonett aufgespiesst oder mit dem Gewehrkolben totgeschlagen worden.“

Ich denke dieser kurzer Auszug zeigt, dass hier der Leser nicht geschohnt wird, sondern mit der ungeschminkten Wahrheit konfrontiert wird.

Die bekannte Dokumentarfilmerin Pippa Scott hat inzwischen das Buch von Adam Hochschild in einen Film umgesetzt, der in den USA schon wichtige erste Preise erhalten hat und noch auf seine internationale Veroeffentlichung wartet. Man findet auch in der Liste der Schauspieler einige sehr bekannte Namen, wie z. B. Oskar Preistraeger James Chromwell. Die homepage zu diesem Film zeigt einige Fotos, den Trailer und einige Berichte sowie erste Beispiele der beeindruckenden Filmusik. Einen Besuch der Seite kann ich nur sehr empfehlen.

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Homepage fuer den Film Leopold’s Ghost


Hochschild gibt uns in seinem Buch einen sehr wichtigen Einblick, der uns zeigt, wie man die Schwarzen aus europaeischer Sicht am Ende des 19. Jahrhunderts gesehen hat:
„In jedem freundlich blickenden Eingeborenen lese ich das gegebene Versprechen, dass er mir helfen will, ihn aus dem Zustand der Unproductivitaet, in welcher er jetzt lebt, zu befreien. Ich betrachte ihn etwa mit demselben Interesse wie ein Landmann seinen kraeftig gebauten Sohn: er ist ein zukuenftiger Rekrut der Soldatenarbeiter.“ Stanley, 1885

Hochschild laesst uns auch teilhaben an der Geschichte der ersten weltweiten Protestbewegung, die es am Ende erreicht hat, dass Leopold II seine Herrschaft ueber den Kongo abgeben musste.

Alles in allem kein leichtes Buch, aber eines, dass ich jedem zum Lesen sehr ans Herz legen moechte. Es ist in Deutsch im Verlag von Klett-Cotta unter dem Titel ‚Schatten ueber dem Kongo erschienen.

Denis – Maerz 2009

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