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Baumkronenpfad "Baum & Zeit" am 05.11.2015

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Nach der Eröffnung des Baumkronenpfades "Baum und Zeit" in Beelitz-Heilstätten im September 2015 kam unser Feierabendmitglied Abschwung/Gerd auf die Idee "Wir könnten ja da mal hin und sehen, ob es was für uns Feierabendler ist".
Gesagt, getan. Wir einigten uns auf einen Termin und los ging es.

Wir waren 13 Feierabendmitglieder,
die sich am 5. 11.15 am Pförtnerhäuschen
in den Heilstätten einfanden.
Es waren auch vier Mitglieder dabei,
die das erste Mal an unseren Veranstaltungen
teilnahmen.

Die Beelitz-Heilstätten wurden 1898 bis 1902 als Arbeiter-Lungenheilstätte von der Landesversicherungsanstalt Berlin gebaut.
Die Anlage war für ihre Zeit mustergültig und zeigt mit welchem sozialen Engagement und medizinischem Aufwand gegen die Tuberkulose als die verheerende Volkskrankheit zu Ende des 19. Jahrhunderts vorgegangen wurde. Beelitz bot neben der sehr guten Anbindung an Berlin und einem ausgedehnten Waldgebiet die notwendigen klimatischen Voraussetzungen: ruhig und windgeschützt mit einer rauch- und staubfreien Luft und viel Wald.
Die auf 600 Betten ausgelegte Anlage war mit ihren Versorgungs- und Nebengebäuden von Beginn an auf die bis zu dreifache Patientenzahl ausgerichtet. In der zweiten Bauphase von 1905 bis 1908 wurde den beiden Lungenheilstätten im Norden je ein weiteres Gebäude mit 300 Betten gegenübergestellt. Es gab dann 1.200 Betten.
Im 1. Weltkrieg bezog erstmals das Militär die Beelitzer Heilstätten.
Die 3. Bauperiode von 1926 bis 1930 umfasste vor allem den Neubau der Zentralwäscherei (1926) und des Chirurgie-Pavillons auf dem Gebiet der Lungenheilstätte für Frauen (1928 - 1930).
Während des 2. Weltkrieges diente es dem Militär als Lazarett.
Durch Kriegseinwirkungen wurden viele Gebäude schwer beschädigt.
Nach 1945 wurde es Sperrgebiet und das größte Militärhospital der sowjetischen Armee außerhalb der UdSSR. Die Bauten blieben damit in ihrem Gesamtbestand erhalten bis zum Abzug der Truppen.

Leider sind die vielen schönen Gebäude heute nicht mehr bewohnbar, da sie seit vielen Jahren leerstehen und von Vandalen heimgesucht wurden, wie z. B. die Waschküche und Hauptlabor, gebaut 1898-1902.

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Nach kurzem Weg haben wir den Eingang gefunden und waren überrascht, was uns da erwartete.

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Eberhard/Seidenberg schrieb über den Baumwipfelpfad folgendes:

"Landauf landab ging es durch den Blätterwald der Zeitungen und auch das Fernsehen berichtete davon: In den Heilstätten Beelitz gibt es einen Baumwipfelpfad. Baumwipfelpfad . . .hmm das Jesus über einen See gelaufen sein soll habe ich gehört, aber Menschen, wir Erdenbürger wandeln über den Baumwipfeln??
Die Regionalgruppe Potsdam wagte das Experiment und einige Mitglieder von Berlin-Mitte, so auch ich, waren neugierig auf dieses Abenteuer. Die karegu hatte alles gut vorbereitet und so erfuhren wir die Geschichte und Entwicklung der Heilstätte Beelitz. Mich beeindruckte die damalige Leistung des Gesundheitswesens zur Kaiserzeit.Die Finanzfonds der Invalidenversicherung ermöglichten Deutschland das größte Heilstätten-Bauprogramm in Europa mit seinen für diese Zeit fortschrittlichen Anforderungen an den Bau des Krankenhauskomplexes . . . Licht Luft und Sonne und dies für die an Tuberkulose erkrankten Ausgebeuteten.

Wir ersteigen den Treppenturm und kommen in etwa 25 m Höhe auf den Pfad. Der Pfad schlängelt sich an der Ruine des Alpenhauses entlang, dem damaligen Frauensanatorium. Ich gerate ins Staunen wie die Natur sich ihr Terrain zurückholt. Kiefern, Fichten, Birken mit teilweise bis zu zehn / zwölf Zentimeter Stammumfang wachsen auf den Decken des letzten Geschosses und dem Dachboden. Wir fachsimpeln über die Bauausführung, die Bauästhetik und die hohen technischen Standards von damals.
Der Pfad, der eine Länge von etwa 300 Meter haben soll, wurde alsdann verlassen und die restlichen drei Etagen der Aussichtsplattform erklommen. Oben angekommen fiel mir Goethe` s Wandrers Nachtlied ein: „Über allen Wipfeln ist Ruh. . .“ Hier hoch oben über den Wipfeln der Bäume verspürte ich ein Gefühl von Ruhe. Die Herbstsonne schien milde auf die märkischen Wälder."

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Das Alpenhaus (wegen der Nähe zur Hügellandschaft) wurde zwischen 1905 und 1907 für Frauen gebaut. Es besaß einen Aufzug, was zu dieser Zeit sehr futuristisch war. Nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg brannte der Dachstuhl aus. Seitdem holt sich die Natur das Haus zurück. Auf dem Dach (also dem ehemaligen Dachboden) stehen riesige Bäume, wie im Wald – nur eben in ca. 25 m Höhe!

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Frau Krause, Gästeführerin, erzählte uns vieles
über diesen besonderen Ort, welcher die Architektur, das soziale Engagement und das Leben der Arbeiter im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert wieder wahr werden lässt.
Wenn jemand an Tuberkulose erkrankt war, hieß es "Du kriegst die Motten". Und wer die Motten hatte, kam nach Beelitz zum Durchatmen ins Grüne.
Daher heißt die Tour "Mottentour". Frau Krause zeigte uns viele alte Aufnahmen und Postkarten von ehemaligen Patienten. Das tägliche Leben verlief
in den Heilstätten nach strengen Regeln. Es wurde viel Wert auf eine gute Verpflegung, Hygiene, Liegen in der Sonne und Spaziergängen gelegt. Sogar einheitliche Kleidung gab es: grüne und blaue. Es war alles sehr interessant.


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Das Chirurgiegebäude wurde 1930 eröffnet und diente der chirurgischen Behandlung der Tuberkulose, was als notwendige und zukunftsbedeutsame Behandlungsformen angesehen wurde.
Es wurden ab dato die "neuartigen" Behandlungseingriffe durchgeführt: der Pneumothorax und die Phrenicusexairese.

1994 war der Abzug der sowjetischen Truppen und die Rückübertragung an den Alteigentümer, die LVA Berlin. Da die Landesversicherungsanstalt das 1995 unter Denkmalschutz gestellte Gesamtensemble nicht erhalten wollte oder konnte, wird das rund 200 ha große Gelände von einer Unternehmensgruppe erworben.
Nach dem Abzug der Sowjets begann der Verfall der ehemaligen Heilstätten.


Wie sieht es heute aus:
Aus den Gebäuden sei „alles geklaut worden, was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt Frau Krause. Badewannen wurden zerschlagen, OP-Bestecke und Verbandsmaterialien entwendet. Vor allem aber auf Buntmetall waren Diebe scharf. Sogar die Kupferdächer wurden in schwindelerregender Höhe abmontiert. Durch die Löcher regnet es nun rein. „Die Häuser sterben regelrecht von oben herunter.“. Es sieht wirklich traurig aus.

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Es war ein schöner sonniger Ausflug in eine sehr interessante Vergangenheit und Gegenwart. Vielleicht kommen wir noch einmal nach Beelitz, wenn der Pfad auf seine vorbestimmte Länge gewachsen ist.
Hier können noch weiter Bilder angesehen werden:

karegu/Gudrun

Hier noch ein Video von streamer43/Karl-Heinz

Autor: karegu

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