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Mit dem Schiff nach Frankfurt

Am 8. August fuhren wir mit der Primus-Linie in die Main-Metropole. Ich hatte für 30 Mitglieder Karten besorgt. Wir bekamen 3 Tische auf dem Oberdeck in der Nähe des Ausgangs aufs hintere Außendeck reserviert, so daß wir feste Sitzplätze für Hin- und Rückfahrt hatten. Pünktlich um 9.15 Uhr waren auch alle am Fischtor. Zwei Mitglieder hatten ihre Karte vergessen, was aber kein Problem war. Ich hatte die Liste dabei und nach kurzem Verhandeln konnten beide mit aufs Schiff.

Der Wetterbericht hatte für den Dienstag Regen und Gewitter vorhergesagt. Wir waren also auf alles gefasst, aber der Schirm konnte geschlossen bleiben. Es regnete nur 3 Tropfen und auf der Rückfahrt diente er eher als Sonnenschutz. Am Vormittag war der Himmel allerdings noch bedeckt und es ging eine steife Brise. Nichtsdestotrotz (das Wort schreibt man tatsächlich zusammen !) setzen sich einige der Mitglieder auch schon auf der Hinfahrt nach draußen. Das war kein Problem, denn das Schiff war nicht voll belegt – das Unterdeck blieb gänzlich frei.

Die „Wappen von Frankfurt“ ist das zweitgrößte Schiff der Primus-Flotte mit einer Kapazität von 500 Fahrgästen.

Mit 5 Schiffen ist die Primus-Linie das größte Schifffahrtsunternehmen in Hessen. Die weiße Flotte befördert mehr als 200.000 Personen im Jahr.

Bereits im Jahr 1880 begann die Familie Nauheimer mit der Personenschifffahrt in Frankfurt. Heute hält - wenn ich richtig gerechnet habe - die 4. Generation das Ruder in der Hand.

Die Hinfahrt nutzten die meisten zum Schauen und Erzählen.

Besonders spannend war das Passieren der drei Schleusen bei Kostheim, Eddersheim und Griesheim. Der Main weist von der Mündung in den Rhein flussaufwärts bis zur Mündung der Regnitz bei Bamberg, dem Anfang des Main-Donau-Kanals, eine Gesamtlänge von 384 Kilometern und 34 Staustufen auf. Dadurch kann er durch große Schiffe und Schubverbände befahren werden. Von Bamberg bis zum Rhein bei Mittelwasserstand überwindet der Main mit seinen Staustufen einen Höhenunterschied von 149 Metern.

Um 13 Uhr legt die "Wappen von Frankfurt" am Eisernen Steg in Frankfurt an und Nina und Helga erwarten uns schon am Ufer. Einige gehen mit Helga zum Mittagessen, einige streben in die Kleinmarkthalle und lassen sich Austern und Rindswurst schmecken. Einige haben auch bereits auf dem Schiff etwas gegessen und nutzen die Zeit für Erkundungen in Frankfurt.

Eine größere Gruppe geht mit Nina ins älteste, historische Gasthaus Frankfurts, dem Haus Wertheym. Dessen Geschichte reicht bis ins Jahr 1479 zurück; als Gasthaus wird es allerdings erst seit 1750 genutzt.

Da wir eine Zeitlang aufs Essen warten müssen, haben wir genügend Zeit zum Erzählen. Nina sagt uns, daß wir unbedingt ins Restaurant gehen müssen. Dort sieht es aus wie in einem Museum.

Nach dem Essen gehen einige von uns in den Frankfurter Dom St. Bartholomäus. Die ehemalige Stiftskirche ist der größte Sakralbau der Stadt. Über Jahrhunderte war der Dom Wahl- und Krönungskirche der römisch-deutschen Kaiser und zählt daher zu den bedeutendsten Bauwerken der Reichsgeschichte. Diese Tradition endete erst mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation im Jahr 1806. Die letzte Kaiserkrönung war die von Franz II. im Jahr 1792.

Um 15.15 sind alle wieder am Schiff, das um 15.30 Uhr die Rückfahrt nach Mainz antritt. Und diese ist etwas Besonderes, weswegen ich auch den Termin am 8.8. gewählt habe. Denn es begleitet uns Dr. Peter Schirmbeck, einer der Initiatoren des Projekts „Route der Industriekultur Rhein-Main“. Sie findet in diesem Jahr vom 5. – 13. August statt und hat das Schwerpunktthema „Material“.

Die Route der Industriekultur Rhein-Main erschließt Projekte und Denkmäler der Industriegeschichte im Rhein-Main-Gebiet.

Zwischen Frankfurt und Wiesbaden gibt es etwa 40 bedeutende Industrie- und Technik-Bauten. Dazu gehört u.a. der berühmte expressionistische Behrensbau in Höchst, die Titanic-Dampfmaschine im Hattersheimer Wasserwerk oder die erste Brücke über den Rhein seit der Römerzeit.

Da wir am Eisernen Steg starten, erzählt uns Dr. Schirmbeck von der Entstehungsgeschichte der Brücke, über die ich bereits bei unserem Ausflug nach Sachsenhausen berichtet hatte.

Interessant wird es am Druckwasserwerk, das am Frankfurter Westhafen steht. Es diente zur Versorgung der hydraulichen Antriebe der Hafenanlagen.

Das neuromanische Maschinenhaus mit zwei flankierenden Türmen wurde 1886 bis 1888 in Ziegelmauerwerk erbaut und erhielt seine heutige Gestalt in den Jahren 1898 bis 1899. Um 1960 wurden die technischen Einrichtungen stillgelegt. Es wurde zu einem neuen Geschäfts- und Wohnviertel umgebaut und steht heute unter Denkmalschutz.

Vorbei geht es am Heizkraftwerk West im Stadtteil Gutleutviertel von Frankfurt. Die Mainova betreibt hier ein mit Steinkohle und Erdgas betriebenes Heizkraftwerk. Neben Elektrizität produziert es in Kraft-Wärme-Kopplung Fernwärme.

Aber ist ein Kohlekraftwerk heute noch zeitgemäß? Umweltfreundlich ist es ganz sicher nicht. Dr. Schirmbeck erklärt, dass hier 350.000 to Kohle im Jahr verarbeitet würden und jährlich 800.000 to CO² ausgestoßen würden. Durch Investitionen soll das Kraftwerk künftig jedoch effizienter arbeiten und der Kohlendioxidausstoß reduziert werden.

Weiter geht es vorbei an der Kläranlage Niederrad. Das historische Klärwerk wurde 1883 bis 1887 im Stadtteil Niederrad direkt am Main erbaut, als der Main kanalisiert wurde. Es war zugleich die erste Anlage dieser Art im gesamten damaligen Reichsgebiet. Die Anlage verrichtete bis 1960 ihre Dienste.

(Leider habe ich kein Bild unserer Fotografen vom Klärwerk Niederrad entdecken können)

Im Gegensatz zum Heizkraftwerk West produziert das Laufwasserkraftwerk an der Staustufe Griesheim pro Jahr etwa 35 Millionen kWh umweltfreundlicher Strom, die von der Mainova bezogen wird.

Schon bald kommt Hoechst in Sichtweite. Dort waren wir im Jahr 2014 zu einer interessanten Führung. Klicke hier

Der heutige Vorort von Frankfurt war schon im Mittelalter ein bedeutender Siedlungs- und Wirtschaftsstandort. 1771 siedelte hier die Familie Bolongaro, die aus Stresa am Lago Maggiore stammte.

Die Brüder Bolongaro hatten sich 1735 in Frankfurt am Main niedergelassen und dort die größte Tabakhandlung und Schnupftabakmanufaktur Europas gegründet.

Trotz ihres dadurch erworbenen beträchtlichen Vermögens hatten sie sich vergeblich um das Bürgerrecht der Stadt Frankfurt am Main bemüht, das ihnen als Katholiken in der lutherischen Reichsstadt Frankfurt verwehrt wurde. Daher waren sie schließlich auf ein Angebot des Kurfürsten Emmerich Josef von Mainz eingegangen, sich in der 1768 gegründeten Höchster Neustadt anzusiedeln. 1771 wurde Josef Maria Markus Bolongaro Bürger von Höchst. (Quelle: Wikipedia.de)

Als wir am Industriepark Hoechst vorbeifahren, erläutert uns Dr. Schirmbeck, wie in den ehemaligen Farbwerken Hoechst aus schwarzem Teer die schönsten Farben der Welt entstanden sind.

1863 wurde die Theerfarbenfabrik Meister, Lucius & Co gegründet. 1865 kam Adolf von Brüning dazu. Die Fabrik stellte aus Steinkohlenteer, einem Abfallstoff der Kokserzeugung die kostengünstigen Farbstoffe Fuchsin und Anilin her.

1864 entwickelte Brüning den Farbstoff Aldehydgrün. Dies war der erste grüne Textilfarbstoff, der auch bei Gaslicht seinen Farbton behielt. Als es gelang, die französische Kaiserin Eugénie als Kundin zu gewinnen und an die Textilindustrie in Lyon große Mengen der Höchster Farbstoffe zu liefern, brachte dies den Durchbruch für das neugegründete Unternehmen. 1869 brachten die Farbwerke das Alizarin auf den Markt, einen roten Farbstoff, der rasch zum erfolgreichsten Produkt wurde. (Quelle: Wikipedia.de)

Mehr zur interessanten Geschichte der Farbwerke Hoechst
kannst Du hier lesen

Wahrzeichen der Farbwerke Hoechst und ein Juwel der Industriearchitektur ist das von Peter Behrens 1920 – 1924 im expressionistischen Stil des Backsteinarchitektur erbaute Verwaltungsgebäude. Leider ist es vom Wasser aus nicht zu sehen.

Mit seinem Kuppelsaal wirkt es wie eine Kathedrale der Arbeit. Auch ein Paternoster ist seit 90 Jahren noch immer in Betrieb. (Ich bin sogar mit ihm gefahren, als ich Mitte der 70er Jahren für einige Wochen im Verwaltungsgebäude gearbeitet habe).

Seit 40 Jahren ein Industriedenkmal ist die ehemalige Zellstoff- und Papierfabrik Phrix. Von 1885 an wurde die Firma vom jüdischen Unternehmer Philipp Offenheimer betrieben. 1938 wurde sie im Rahmen der Arisierung enteignet, nach dem Krieg für kurze Zeit nochmals an die Familie zurück übertragen, aber kurze Zeit später an die Phrix-Werke AG verkauft. 1970 wurde das Werk stillgelegt. Heute beherbergt die Industrieruine Künstler und kleinere Firmen.

In Hattersheim - die Fotografen haben es leider nicht festgehalten - sehen wir das Alte Wasserkraftwerk, das 1905 bis 1909 in Jugendstilarchitektur erbaut wurde. Es wird heute noch als Reservewasserwerk bei Problemen mit der Wasserversorgung im Ried in Betrieb gehalten. Bis 1995 war die alte Dampfmaschine noch in Betrieb, die danach durch eine moderne Kreiselpumpe ersetzt wurde.

Wir nähern uns dem Opelwerk in Rüsselsheim, dessen Geschichte 1862 mit der Fabrikation von Nähmaschinen und 1862 mit Fahrrädern beginnt. Im Jahr 1899 wurde das erste Auto gebaut. Als 1924 das erste Fließband in Betrieb genommen wurde, begann die Massenproduktion.

Mehr über Opel gibt es hier zu lesen

Schon bald kommt die Eisenbahnbrücke zwischen Hochheim und Gustavsburg ins Blickfeld. Die heute als Kulturdenkmal geltende Brücke wurde 1902 – 1904 als Bogen-Stahlgitterbrücke gebaut. Die Pfeiler aus rotem Sandstein tragen die Überbauten, die von der MAN in Gustavsburg erstellt wurden. Die Brückengeländer, auf das uns Dr. Schirmbeck aufmerksam macht, zeigen Jugendstilelemente. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die markante Brücke von der Wehrmacht gesprengt. Nach Kriegsende wurde sie in den wesentlichen Teilen wieder aufgebaut und ab 1947 in Betrieb genommen.


Wir passieren die letzte Schleuse bei der Staufstufe Kostheim. Danach sind es nur noch wenige Meter bis zur Mündung des Mains in den Rhein. Im Abendlicht sehen wir am gegenüberliegenden Ufer unsere Heimatstadt Mainz.




Ein Blick zurück auf die Eisenbahnbrücke, die Mainz und Gustavsburg verbindet. In den Jahren 1859 bis 1862 wurde die Südbrücke vom MAN Werk Gustavsburg errichtet. Sie war nach der Römerbrücke und der kurz nach ihrer Fertigstellung abgebrannten Rheinbrücke Karls des Großen die erste feste Rheinbrücke in Mainz, das bis dahin nur eine Schiffsbrücke hatte.
An beiden Brückenköpfen wurde sie mit neugotischen Toren und Brückentürmen aus Sandstein ausgestattet. 1948/49 erfolgte der Wiederaufbau der am 17. März 1945 von Pionieren der Wehrmacht gesprengten Brücke.

Pünktlich gegen 18.50 Uhr legt die „Wappen von Frankfurt“ wieder am Fischtor an, bevor sie ihre Fahrt nach Wiesbaden-Biebrich fortsetzt.

Ein schöner Ausflug geht zu Ende und ich danke unseren Fotografen Günter/bakru26 und Dieter/fidelis45, die die tollen Aufnahmen zu meinem Bericht geliefert haben.

Da der Bericht überwiegend Bilder von Brücken, Industrie und Schleusen enthält, gibt es jetzt noch einige Impressionen in Großformat nur von uns !

Frankfurt_bakru26
Die ersten Mitglieder sind schon am Rheinufer eingetroffen
Frankfurt_bakru26
Jetzt sind alle da !
Frankfurt_bakru26
Auf dem Schiff
Frankfurt_bakru26
Frankfurt_bakru26
Frankfurt_bakru26
Frankfurt_bakru26
Karin sitzt schon draußen auf dem Hinterdeck
Frankfurt_bakru26
Baldur, Margret und Klaus sitzen auch draußen
Frankfurt_bakru26
...und auch Elke, Rose und Dieter
Frankfurt_fidelis45
Nina holt uns an der Pier ab
Frankfurt_bakru26
Alle sind in Frankfurt ausgestiegen
Frankfurt_bakru26
...und gehen ins Wertheym essen
Frankfurt_fidelis45
Wo wollen wir sitzen?
Frankfurt_fidelis45
Kornelia ist auch gekommen. Sie fährt auf der Rückfahrt wieder mit nach Mainz.
Frankfurt_fidelis45
Doch erst mal müssen Nina und ich uns knuddeln
Frankfurt_bakru26
Rose, Dieter und Ute warten aufs Essen. Immerhin haben wir schon was zu trinken.
Frankfurt_bakru26
Und so sieht es im historischen Gasthaus Wertheym aus
Frankfurt_fidelis45
Nach dem Essen sind wir auf dem Weg zum Dom
Frankfurt_bakru26
Wir sind wieder auf der Rückfahrt - Magdalena und Heidrun
Frankfurt_fidelis45
Es gibt Kaffee und Kuchen
Frankfurt_fidelis45
Günter hat die Kamera zur Seite gelegt
Frankfurt_fidelis45
...und Dieter interessiert sich lieber für die Mainmündung


....und wem die Bilder noch nicht genug sind, kann sie allesamt in den Alben der Fotografen anschauen.

Zu den Bilder von Günter/bakru26 kommst Du hier

zu den Bildern von Dieter/fidelis45 klicke hier



(eingestellt am 11.8.17)

Autor: Feierabend-Mitglied

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