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Von Lappen und Lumpen und noch viel mehr ….


Deutschland hat viele malerische Städtchen. Eines davon ist Erbach im Odenwald im Tal der Mümling.

Nachdem ich im Frühjahr mit Melanie/Melanchthon dort war, stand fest: das gefällt auch den anderen in unserer Gruppe. Und so war es denn auch; die 20 Mitglieder, die mitgefahren sind, waren glücklich und zufrieden. Ich war selten so entspannt wie gestern (21. September 2017) und konnte den Tag ebenfalls genießen.


Wir trafen uns um 9.30 Uhr am Bahnhof. Der Zug, der von Wiesbaden kam – dort waren schon Werner und Sieglinde eingestiegen - war auf die Minute pünktlich. So klappte auch bestens das Umsteigen in Darmstadt auf Hin- und Rückfahrt, und wir fanden ohne Probleme Sitzplätze. Um 11.48 Uhr waren wir nach einer kurzweiligen Zugfahrt quer durch den Odenwald in Erbach.

Vom Bahnhof aus ist es nur ein kurzer Spaziergang über Treppen bis zum Erbacher Brauhaus. Dort wurden wir freundlich empfangen und konnten im Biergarten sitzen. Ja, die Sonne schien, und nach den regnerischen und vor allem kühlen Tagen zuvor war es ein Geschenk, dass wir einen derart sonnigen und warmen Tag hatten. Das Wetter trug garantiert zur guten Laune und Stimmung bei, aber auch das Essen, das schnell kam und bestens schmeckte. Ich hatte die Essenswünsche vorher an die gute Seele des Hauses, Frau Cevik, gemailt. Einigen gefiel es sogar so gut im Brauhaus, dass sie für Silvester reserviert haben. Nach dem Essen und dem traumhaften Sonnenschein fehlte nur noch ein Liegestuhl ! Aber um 13.30 Uhr stand die Stadtführung an, also nichts mit Siesta.

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Unsere Stadtführerin, Christine Kassimir, erwies sich als wahrer Glücksgriff. Ich hatte sie mir von den Erbacher Gästeführern im Internet ausgesucht, weil sie mir auf Anhieb sympathisch war, und dieser Eindruck hat auch nicht getrogen. Sie war einfach fantastisch. In Mundart begrüßte sie uns, erzählte uns viele Anekdötchen von den Herren Grafen...einfach eine hervorragende Stadtführung, wie man sie nicht immer hat.

Zwei Stunden begleitete sie uns durch den kleinen Ort und das Erbacher Schloß. Am meisten wurde gelacht, als einer fragte, ob der Graf im Schloß wäre, weil die Fahne draußen hängen würde. Da meinte sie: "Sinn die Lappe drausse, sinn die Lumpe drin!"

(Das bezieht sich natürlich nur auf frühere Jahrhunderte !)


Über die Historie von Erbach ist in Wikipedia zu lesen:

„Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort im Jahre 1095 im Lorscher Codex unter dem Namen „Ertbach“.[4] Um 1180 errichteten dort dessen erste Besitzer im Tal der Mümling eine Wasserburg, deren Reste noch heute bestaunt werden können. Der Ort war zusammen mit dem Schloss von einer Stadtmauer umgeben und seitdem Residenzstadt der Grafen zu Erbach-Erbach. Seit 1545 gibt es ein Rathaus und 1560 erhielt Erbach zusammen mit Wappen und Siegel die Stadtrechte.

Eine einschneidende Zäsur erfuhr die Stadtgeschichte durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) und die mit ihm verbundenen Pestepidemien. Auch weitere Kriege und Wetterkapriolen waren nicht gerade förderlich für die weitere Stadtentwicklung. 1750 ersetzte die Stadtkirche die alte Stadtkapelle von 1370. Dem letzten Reichsgrafen Franz I. ist die Einführung der Elfenbeinschnitzerei im Jahre 1783 zu verdanken.

Nach der Mediatisierung 1806 gelangte die Reichsgrafschaft Erbach, die seit 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte, in den Besitz des Großherzogtums Hessen und wurde danach zur Kreisstadt Erbach. Trotz stetigen Wachstums seit 1945 hat sich Erbach sein historisches Erbe weitgehend erhalten können. Seit 1966 gibt es das Deutsche Elfenbeinmuseum Erbach, das einzige Spezialmuseum seiner Art für Elfenbeinkunst in Europa.

Quelle: Wikipedia Erbach im Odenwald


Nördlich des Schlosses befindet sich der mittelalterliche Kern Erbachs und diesen besuchen wir mit unserer Stadtführerin. Seit dem 14. Jahrhundert stehen hier die Höfe der Burgmannen von denen sich Teile bis heute im Bereich der Straße Städtel erhalten haben.

Durch den Torbogen gehen wir in die kleinen verwinkelten Straßen der Erbacher Altstadt.


Am Alten Rathaus, in dem heute das Tourismus-Büro untergebracht ist, macht uns Frau Kassimir auf den Pranger aufmerksam. Ein Opfer wird gesucht und gefunden. Am Bogenpfeiler ist auch die eiserne Elle mit 64,7 cm zu sehen.

Auf dem Weg zur Stadtkirche hören wir das Glockenspiel, das dreimal täglich erklingt. Die Melodie "Im schönsten Wiesengrunde" kann man trotz etwas schräger Töne erkennen.

Die evangelische Stadtkirche Erbach ist eine der sehr seltenen Querkirchen im südhessischen Raum und entstand als Neubau in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zuvor hatte hier eine Kapelle gestanden, die 1370 von Schenk Eberhard VIII. zu Erbach und seiner Gemahlin den Erbacher Einwohner des Städtels erbaut wurde. Sie war St. Bartholomäus und St. Sebastian geweiht. 1497 wurde Erbach zur selbständigen Kirchengemeinde erhoben. Die Kapelle wurde damit zur Stadtkirche.

In früheren Zeiten waren die Kirchenbänke des Erdgeschosses den Frauen vorbehalten, die nach Stadtteilen getrennt saßen. Die Männer nahmen auf der Empore Platz.

Gegenüber von Kanzel und Altar auf der Westseite sehen wir die doppelstöckige, verglaste Herrschaftsloge. Dort nahm die gräfliche Familie während des Gottesdienstes Platz. Der obere Stock der Herrschaftsloge war den höheren gräflichen Bediensteten, den Beamten, vorbehalten.

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Die Herrschaftsloge

Vorbei an schönen Fachwerkhäusern und Brunnen kommen wir zu dem etwas versteckt (links von dem Fachwerkhaus) stehenden sog. Tempelhaus, einem Burgmannenhaus aus dem 14. Jh. Im Norden ist der Wohnturm an die Stadtmauer angelehnt und diente dort als Wehrturm. Es handelt sich um einen massiven Bau aus Sandstein mit bossierten Eckquadern und Treppengiebeln. Die vier Wohngeschosse, das Dachgeschoss und der Keller belegen, dass das Gebäude neben seiner Funktion als Wehrturm auch Wohngebäude war. Die stark profilierten Fenster sind später eingefügt worden. Sie stammen aus spätgotischer und barocker Zeit. Quelle: Wikipedia.de

Ein weiteres markantes Gebäude ist das erstmals 1427 erwähnte Burgmannenhaus Pavey, erbaut von dem gleichnamigen Edelknecht. Später ging das Haus in den Besitz der Grafen zu Erbach-Erbach über, heute befindet sich darin ein Kindergarten.

Auf unserem Weg durch die Altstadt erzählt uns Christine Kassimir vom größten Volksfest Südhessens, dem Erbacher Wiesenmarkt. Das Fest dauert 10 Tage und beginnt in der vorletzten Woche im Juli. Der letzte Markttag ist der letzte Sonntag im Juli.
Und damit beginnt - wie uns Frau Kassimir erklärt - sozusagen wieder eine neue Zeitrechnung in Erbach, bis im nächsten Jahr der Wiesenmarkt beginnt und sozuagen das Jahr im Erbacher Kalender endet.

Ein weiterer Höhepunkt im Festkalender ist die Erbacher Schloßweihnacht an den vier Adventswochenenden. Rund 65 verschiedene Stände und einer der größten Weihnachtsbäume Deutschlands vor dem Schloss sorgen für eine beeindruckende Atmosphäre. Aber auch die Altstadt ist aus diesem Anlaß festlich geschmückt und bietet den passenden Rahmen.

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Viele schöne Fachwerkhäuser sind im Städtel zu sehen
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...auch noch Reste der alten Stadtmauer
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...und Häuser mit Schindeln
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Vorbei am Hotel "Wappenstube" mit seinem schönen Geranienschmuck gehen wir in den Lustgarten, der unweit des Schlosses liegt.

Heute erstrahlt der gepflegte Park, der 1989 in Anlehnung an den ursprünglichen Barockgarten von 1722 und die spätbarocke Orangerie wieder angelegt wurde, im neuen Glanz, und die Bürger sind stolz darauf. Doch in den 1970er Jahren, so Christine Kassimir, sollte der Lustgarten einem Hotelhochhaus weichen. Eine Bürgerinitiative verhinderte das zum Glück.

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Nach dem etwa einstündigen Spaziergang durch die kleine, aber hübsche Altstadt von Erbach – die Bilder sprechen für sich – und den Lustgarten mit der barocken Orangerie, betreten wir den Schlosshof.

Die alte gräfliche Burg der Grafen von Erbach wurde im 18. Jahrhundert zu einem Schloss ausgebaut. Bedeutend sind die dort untergebrachten Sammlungen des Schlosses des Grafen Franz I. (1754–1823), die auch in ihrer originalen Präsentation bis heute erhalten sind.

Seit 2016 ist dort auch das 1966 gegründete Deutsche Elfenbeinmuseum untergebracht, das sich davor in einem Gebäude mit der Stadthalle abseits der historischen Innenstadt befand.

Mehr zum Erbacher Schloss findest Du hier

Bevor wir das Schloß besichtigen, gehen wir in die Museumswerkstatt. Normalerweise erläutern dort zwei Elfenbeinschnitz-Meisterinnen die Kunst des Elfenbeinschnitzens. Bei unserer Führung übernahm Frau Kassimir diesen Part und erläuterte die Materialien. Die Unterschiede und Besonderheiten von Elefanten- und Mammut-Elfenbein und der Tagua-Nuss wurden uns erklärt und wir konnten einen Teil des Mammut-Elfenbeins und der Tagua Nuss in die Hand nehmen.

Mehr über Elfenbein kannst Du hier nachlesen

Danach betreten wir über die steinerne Treppe das Schloss mit den gräflichen Sammlungen und bestaunen die umfangreiche Antikensammlung des Altertumsliebhabers und Sammlers Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754–1823).

Nicht nur die Sammlung der vielen Jagdtrophäen und zahlreicher Gewehre beeindruckt, vor allem sind es die Räumlichkeiten, die beeindrucken, sind sie doch noch in ihrer ganzen Pracht früherer Jahrhunderte zu erleben.

Ein großzügiger Treppenaufgang führt in die Hirschgalerie mit einer Sammlung riesiger Geweihe. Die Decke aus dem 17.Jahrhundert wurde von Mönchen gefertigt und stammt aus dem Kloster Rot an der Rot.

Im römischen und griechischen Zimmer sehen wir orginal-antike Büsten berühmter Männer der Antike, darunter Büsten von Alexander des Großen und eine Statue des Kaisers Hadrian.

Prachtvolle Salons mit alten Möbeln, der Speisesaal mit Mobiliar für 50 Personen, ein Salon mit chinesischem Porzallan, der grüne Salon mit griechischen Vasen, Seidentapeten und einem Allianzschrank, der Wappensaal und der rote Salon, ein Empfangssaal der Gräfin versetzen in die Zeit, als die Grafen von Erbach hier gelebt haben.

Zum Schluss der Führung betreten wir den großen Rittersaal, in dem neben der Waffensammlung aus dem Mittelalter viele Rüstungen zu sehen sind. Frau Kassimir erklärt uns, dass eine Rüstung ca. 20 kg wiegt. Aber auch die schwerste Rüstung von Gustav Adolf von Schweden mit 57,5 kg bewahrte ihn im Dreißigjährigen Krieg nicht vor seinem Tod 1632 in der Schlacht bei Lützen.

Mehr über die Gräflichen Sammlungen und das Schloss kannst Du hier lesen und sehen

Im Jahre 2005 kaufte das Land Hessen für 13 Millionen Euro den größten Teil der Sammlungen und einen erheblichen Teil des Schlosses von der Familie Erbach-Erbach.

In der zweiten Etage des Schlosses hat der heutige Graf Eberhard von Erbach und alle männlichen Nachkommen weiterhin kostenloses Wohnrecht.

Hier habe ich auch einen interessanten Film über Eberhard Erbgraf zu Erbach-Erbach gefunden. Schau ihn Dir an

Nach der Führung im Schloss können wir noch das Deutsche Elfenbeinmuseum besuchen, das aber nicht mehr so umfangreich und schön ist wie noch bis vor ein paar Jahren, als es sich etwas außerhalb des Ortskerns in der Werner-Borchers-Halle befand. Das Museum wurde 2016 vom Land Hessen erworben und mit einem neuen Ausstellungskonzept im Schloss angesiedelt.

In 10 - 15 Minuten ist man durch das Museum und sieht nur noch relativ wenige, aber sehenswerte Exponate der Elfenbeinschnitzkunst, die lange Jahre das Leben und auch die Arbeitsmöglichkeiten in dem kleinen Ort beeinflußte.

Die Homepage des Elfenbeinmuseums ist ansprechend gestaltet und zeigt einige der wunderschönen Exponate.

Nach der Führung und dem Besuch des Elfenbeinmuseums kehren wir im Eiscafé ein und können auch dort noch im Freien - allerdings im Schatten - unser Eis genießen.
Da wir uns nicht unter Zeitdruck setzen wollen, beschließen wir, erst um 18 Uhr zurückzufahren und so streben die meisten noch einmal in den Lustgarten, um die Abendsonne zu genießen - oder ins Brauhaus für einen letzten Schoppen.

Der Garten liegt noch in voller Abendsonne und wir genießen ihre warmen Strahlen. Wir sitzen bei einem älteren Erbacher Bürger, der uns so viele Details aus seiner Stadt und vor allem dem Schloß erzählt, daß ich ihn frage, ob er Bediensteter beim Grafen war. Das verneint er, aber die Erbacher kennen sich halt aus und wissen auch das, was nicht in der Zeitung steht!

Um 18 Uhr fahren wir über Darmstadt zurück, dort müssen wir wieder umsteigen und sind um kurz nach 20 Uhr pünktlich auf die Minute in Mainz, wo wir noch unseren Bus erreichen.
Fünf Unerschütterliche kehren noch in die Weinstube Raugraf ein und lassen den schönen Tag bei einem Glas Wein und Bier ausklingen.


Und hier noch Bilder des Tages und die ersten Stimmen dazu:

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Exponate in der Museumswerkstatt
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Elfenbein vom Mammut
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Ein Kunstwerk: "Mainzer Doppelbecher" im Eiscafé
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Margret schreibt:
"Unser Tag in Erbach war von Rose ganz toll organisiert. Sowohl was die Fahrt und das Programm betraf, wie auch die Auswahl des Lokals. Die Sonne strahlte mit uns um die Wette und wir sind jetzt bestens informiert über Lappen und Lumpen und ich bin sicher, alle, die dabei waren hatten einen wunderschönen Tag."

Urmel schreibt:
"Ich kann mich Margrets Ausführungen nur anschließen. Es war ein wirklich gelungener Tag, wie er schöner nicht hätte sein können. Und dazu noch bei diesem herrlichen Wetter. Auch von mir liebe Rose ein herzliches "Dankeschön" für deine Organisation!

Elsker schreibt:
"Auch ich schließe mich den Worten von Margret an. Rose es war ein wunderschöner, lustiger und harmonischer Tag. Es hat wirklich alles gestimmt, Sonne, Essen, Führung und, und, und............ Du hast es, wie immer, auf das Beste organisiert, dafür ein großes DANKE an Rose"

Hier noch alle Bilder unserer Fotografen:

Margret/Margret551 hat hier ihre Bilder eingestellt

Die Fotos von Dieter/fidelis45 findest Du hier

Kordula/kobold1952 und Manfred/Wullewatz zeigen hier ihre Bilder


(eingestellt am 25.9.17)

Autor: Feierabend-Mitglied

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