Fastnachtsbeerdigung und Heringsessen

In vielen Gegenden West- und Südwestdeutschlands ist die Fastnachtsbeerdigung mit anschließendem Heringsessen zum Abschluss der tollen Tage Tradition.

So spielen sich in vielen Mainzer Gaststätten am Fastnachtsdienstag und Aschermittwoch dramatische Szenen ab. Die Fastnacht wird zu Grabe getragen, mit ernsten Mienen, meist schwarzer Kleidung und einer traurigen Grabrede, bis sie am 11.11. wieder aufersteht. Die Trauergäste empfangen das Aschekreuz und die Zeremonie endet mit dem traditionellen Heringsessen zu Beginn der 40tägigen Fastenzeit.

Am Aschermittwoch waren etliche Mitglieder unserer Mainzer Gruppe im Hechtsheimer Rebenhof zu einer solchen Fastnachtsbeerdigung
und anschließendem Heringsessen.
(Rose56)

Hier ist der Bericht von Irmtraut (Irrwisch):

In tiefer Trauer nahmen 16 Mitglieder der Feierabendgruppe Mainz am Aschermittwoch Abschied von der Fastnacht. Renate (Schmiermaxe) hielt eine Trauerrede, die so herzergreifend und bewegend war - Tränen flossen in Strömen und lautes Schluchzen war zu hören -, dass ich nicht versäumen möchte, sie hier wiederzugeben.

„Liebe Festgesoffenen …..
Äh - liebe Festgenossen …..
Nee, auch falsch - aber jetzt:

Liebe Trauergemeinde !
Wir haben uns heute hier versammelt, um die diesjährige Fastnacht zu beerdigen. Sie ist soo jung verstorben und welch‘ ein nasses und stürmisches Ende musste sie nehmen ! Dabei hat sie uns in ihrem kurzen Leben so viel Freude bereitet.
Nun wollen wir ihr ein letztes Lebewohl sagen. Erhebet Eure Gläser für einen Absacker -
wisst ihr, was ein „ Absacker“ ist ? Nee ?
Das ist ein letzter Schnaps am Grab, wenn der Sarg herabgelassen wird.

Bevor wir zum Leichenschmaus kommen, solltet ihr Eure Seelen erleichtern und Eure Sünden beichten:
Zuviel Schokolade gegessen ? zuviel Alkohol getrunken ? Der Nachbarin schlecht hinterher geredet ? Kommet vertrauensvoll zu mir - ich habe dafür immer ein offenes Ohr !

Nun, nachdem eure Sünden vergeben sind, könnt ihr das Aschenkreuz to go erhalten."

Jeder Bußwillige bekam nun zum Zeichen seiner Vergebung daraufhin ein Aschenkreuz auf die Stirn gemalt.

Nach diesem wahrlich ergreifenden Teil des Abends ging es zum traditionellen Heringsessen über und die Stimmung wurde im Verlauf des Abends immer gelöster.

Recht spät trennten wir uns mit der Erkenntnis, dass es eine wirklich schöne Fastnachtsbeerdigung gewesen war.


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(eingestellt am 13.2.16)