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Dort, wo noch vor 15 Jahren viele von uns Urlaub machten, froh waren, einen Ferienplatz bekommen zu haben, dort im Lichtetal bei Unterweißbach entsteht eine Talsperre mit der zweithöchsten Staumauer Deutschlands.

Bereits in den 70er Jahren begannen die Planungen für den Bau der Talsperre Leibis-Lichte.
Damals sollte der Bezirk Gera und das Industriegebiet um Halle, Leipzig und Bitterfeld mit Trinkwasser aus dem Thüringer Wald versorgt werden.

Nach der friedlichen Revolution von 1989 mussten die Pläne umgearbeitet werden. Der
Trinkwasserverbrauch sank in Ostdeutschland drastisch. Wirtschaftlich schien das Projekt sinnlos.

Rückbau oder Weiterbau - war die Frage.

Auf der einen Seite waren umfangreiche Vorarbeiten geleistet. 1981 waren die Arbeiten an der Vorsperre Deesbach und am 11 km langen Lichtestollen begonnen worden. Schon allein mit diesem 1992 in Nutzung genommenen Provisorium wird die Trinkwasserversorgung für 100.000 Menschen im Raum Saalfeld/Pößneck und Rudolstadt sichergestellt. Andererseits sprachen sich Umweltschützer nachdrücklich gegen das Projekt aus - zu groß und unnötig.

Schutzgebiete würden beeinträchtigt und bedrohte Tierarten vernichtet.

Der jahrelange Streit zwischen Wasserwirtschaftlern, Umweltschützern
und Politikern war vorauszusehen.

Und die Menschen?

Der kleine Ort Leibis mit seinen knapp 100 Bewohnern und einer mehr als 400-jährigen Geschichte stand zur Disposition. Je nach Lage und je nachdem welche Gruppe zeitweilig die Oberhand hatte, waren sie verzweifelt oder lebten in der Hoffnung, dass alles wieder wird wie früher. Rückbau - wer sollte ihn bezahlen? Ab 1994 wurde Leibis umgesiedelt. Wenige Kilometer vom ursprünglichen Ort entstand Neu-Leibis. Fast alles aus dem alten Dorf wurde mit genommen - die Toten wurden umgebettet und erhielten eine neue Ruhestätte, das Kriegerdenkmal wurde im neuen Ort wieder aufgestellt und wer wollte bekam eine neue Heimat.

Wie weiter? Am Ende stand ein Kompromiss. Die geplante Höhe der Staumauer wurde um ein paar Meter verringert. Und es gab zwei Auflagen: die Auerhühner und das Hochwasser.

2001 gab es noch knapp 20 Auerhühner in dieser Gegend. Das Baugeschehen und der Lärm haben sie zum größten Teil vertrieben. Nun werden Tiere aus Russland ausgesetzt. Eigentlich unvorstellbar: auf 270 Hektar Wald wird das Unterholz Auerhuhn-gerecht entfernt.
Das Hochwasser.

Die Talsperre verhindert, dass die Lichte über die Ufer tritt, wie sie es so oft getan hat und dabei, wie 1994, sogar zwei Menschenleben in Unterweißbach gefordert hat.
Kompromiss zwischen Mensch und Natur?

September 2002 wurde der Grundstein für die Staumauer gelegt. Die Mauer wird eine Höhe von 102,5 m erreichen, die Krone wird 370 m lang und am Fuß 80 m stark. Eine Herausforderung für Ingenieure und alle am Bau Beteiligten.

Die Staumauer ist eine Gewichtsmauer, das heißt, allein das Gewicht der Betonmauer setzt dem Wasserdruck den notwendigen Widerstand entgegen. Dabei werden ungefähr 620.00 m³ Beton verbaut, der Stausee wird 39,2 Millionen m³ Wasser fassen, darunter 27 Millionen m³ als Rohwasser und 5,6 Millionen m³ als Hochwasserstauraum. Vieles beim Bau dieser Talsperre ist einmalig:
* die Blockbauweise der Staumauer und die Abdichtung der Fugen mit Fugenbändern auf der Wasserseite,
* die Betonmischanlage, die leistungsstärkste Anlage Deutschlands,
* der Kabelkran zur Beschickung der Staumauer mit Beton,
* die besondere Rezeptur des Betons um feinste Risse zu vermeiden,
* die Kühltechnik mit der Scherbeneis produziert wird, um die Betontemperatur in den vorgegebenen Grenzen zu halten.

Einmalig auch die ingenieurtechnische Leistung, das Rohwasser von der Staumauer bis zur Trinkwasseraufbereitung im freien Gefälle zu führen, damit jegliches Pumpen zu vermeiden und somit Energie zu sparen.

Wenn man von Unterweißbach aus mit der Lichtetalbahn auf Erkundung geht bzw. fährt, geht es auch zum Haus der Talsperrenverwaltung, dem ehemaligen FDGB-Ferienheim. Dort erfährt man alles zu den technischen Details der Talsperre. Am höher gelegenen Aussichtspunkt kann man ahnen, wo das Dorf Leibis gelegen hat und wer ein Fernglas dabei hat, sieht vielleicht noch den stehengebliebenen Sockel des Kriegerdenkmals. Er muß sich aber beeilen, bald wird auch dieser in den Fluten der gestauten Lichte verschwunden sein.

Wenn alles planmäßig verläuft - und wer zweifelt schon daran - wird 2008 die Talsperre Leibis-Lichte rund 400.000 Ostthüringer mit Wasser versorgen. Und sie wird vielleicht auch ein Anziehungspunkt für Urlauber und Touristen sein, nicht zum Baden oder Segeln, nein, mehr für den sanften Tourismus - für Wanderer und Radfahrer.

So schließt sich der Kreis - Wasser zum Leben - in des Wortes wahrster Bedeutung.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Lichtetalbahn
Unterweißbach http://www.lichtetalbahn-unterweissbach.de/.

Außerdem bringt der MDR am 28.09.2005 um 20:15 Uhr eine Dokumentation mit dem Titel "Leibis: Der lange Weg zum Trinkwasser"

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