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Tagesfahrt nach Torgau am 16.09.2023

Neueroberung Torgaus

Die Nacht des 15. Septembers übergab zu früher Morgenstunde ihre Herrschaft an ihren Nachfolger, einen lauen Herbsttag mit der Aussicht auf einen späten Sommersonnentag, der sich geradezu anbieten sollte, um einen Helden zeugen zu können. Zunächst folgte jedoch die Versammlung der 30-köpfigen FA Schöneberg-Truppe aus Brigittes (Reniwi) freiwillig rekrutierter Anhängerschaft, welche pünktlich um 8 Uhr als erster Teil der Besatzung das Gefährt am Fehrbelliner Platz bestieg, um anschließend den Rest vom Bahnhof Südkreuz aufzusammeln.

Neue Gesichter in altbewährter Runde nahmen in gewohnter Manier zunächst abwartend, dann aber aufgeschlossener den verbalen Kontakt zu einander auf, galt es doch, ein verträumtes Städtchen überfallartig aus dem vermeintlichen Dornröschenschlaf zu erwecken.

Pünktlich zu 8:30 Uhr startete der Fahrer den ehemaligen Mannschaftsbus eines in Berlin ansässigen Fußballvereins. Nach einer Stunde Fahrzeit veranlassten ungewöhnliche, aber trotzdem irgendwie bekannte Geräusche den Lenkenden zu einer Zwangspause. Schnell identifizierte unsere Organisatorin die Ursache als knurrendes Melden der mitfahrenden Mägen, welches sie durch Handgreiflichkeiten in Form eines selbst zubereitenden Frühstücks, Brötchen mit Belag, zum Verstummen brachte. Sachdienliche Unterstützung fand sie durch den Ausschank von frisch gebrühtem Kaffee des Fahrzeugführers.

Genauso flüssig wie das kostenlose Präsent zur Beseitigung der im Bus vernommenen Störung ging es Richtung Schlosskirche in Torgau, wo wir einem Orgelkonzert beiwohnen wollten. Leider spielte uns die Ortsunkenntnis einen zeitlichen Streich, so dass wir darauf verzichten mussten.

Stattdessen nahmen wir unser nächstes Ziel, Schloss Hartenfels, das größte vollständig erhaltene Schloss der Frührenaissance Deutschlands und eines der Hauptwerke der Sächsischen Renaissance, ein. Der Schlossbau wurde im 15. Jahrhundert von Konrad Pflüger, einem Schüler Arnolds von Westfalen begonnen und im 16. Jahrhundert von Konrad Krebs fortgeführt.

 	©Wikipedia Wolkenkratzer









Hier belagerten wir erst einmal den prachtvollen Innenhof mit seinem sogenannten Johann-Friedrich-Flügel oder Ostflügel mit seinem repräsentativ gestalteten Wendelstein, eine fast 20 Meter hohe freitragende steinerne Wendeltreppe.

Von den beiden angeheuerten ortskundigen Fremdenscouts ließen wir uns in zwei eigenständige Gruppen teilen. Der größere Teil besuchte das Schlossmuseum und genoss ein informatives Schauspiel der besonderen Art, während der kleine sich außerhalb führen ließ und Spektakuläres über den Bau und die Geschichte erfuhr.
















Ihr enges seit jeher bestehendes Verhältnis zu Tieren beweisen die jeweiligen Besitzer des Schlosses durch zwei von einander getrennten Gärten im unteren Bereich der Anlage. Zur Zeit befinden sich im größeren Teil zwei und im kleinen Teil ein Bär, die aus eigener Zucht stammen. Über eine Webcam, http://cam.torgauer-baeren.de/, lassen sich die Bären täglich von 8-18 Uhr beobachten.

	©Ichallein
	©Ichallein


Erneut vom Appetit auf etwas Handfestes getrieben zog der nahe gelegene Marktplatz mit eventueller Gastlichkeit den freigängerischen Trupp magisch an. Gegenüber dem malerischen Rathaus befand sich zwar ein Restaurant, welches erst um 17 Uhr öffnete. Die daneben liegende und üppig mit Sitzplätzen ausgestattete Konditorei verfehlte ihren Reiz nicht. Sie erfreute sich einer schnellen Eroberung genauso wie die ihr als Entschädigung entgegen schlagenden Herzen ob ihrer feilgebotenen Köstlichkeiten. Bei Kaffee und Kuchen genossen wir nicht nur die uns verwöhnende Sonne, sondern auch den Ausblick auf das ehrwürdige Rathaus.

Eindrucksvoll prallten hier mehrere Epochen aufeinander. Im Hintergrund das Rathaus mit beeindruckendem Erker an der linken Seite und im Vordergrund der Parkscheinautomat der Neuzeit.



Bald gesellte sich auch die abtrünnige Kampfeinheit aus dem Museum zu uns und beeilte sich mit dem Verzehr kleinerer Portionen, um dann schließlich den nächsten Ort unseres Feldzuges anzustreben.

Es galt, eine seriöse Übernahme von nicht versteckten, sondern offen ausgelegten Schätzen des seit 1748 existierenden und weltweit bekannten Unternehmens Villeroy&Boch vorzunehmen. Mit Sonderangeboten, die weit unter UVP liegen sollen, versucht jenes Outlet seine Produkte aus dem Bereich Haushaltwaren, speziell Gläser und Geschirr, an Interessierte weiter zu reichen. Eine erfreuliche Augenweide lässt die Besucherschar bei den Angeboten schon zusammenzucken und schwanken beim Abwägen, ob unbedingt nötig und welchen Einwand die Geldbörse gegen den Wunsch zum Erwerb vorbringt. Selten gewinnt das Portemonnaie.

Entzückt und zum Teil erfreulich bestückt verließen wir die kostenträchtige Stätte und fuhren zu unserem weiteren Einsatzgebiet zum Gestüt Graditz. Eine kleine flinke Einheit stürmte voraus zum Hauptportal.

	©Ichallein

Einsam und verlassen wie der besungene Soldat am Wolgastrand stand eine mit Ehrfurcht einflößender Uniform ausgestattete Respektsperson, die sich beim Eintreffen des Vorstoßtrupps unserer illustren Gruppe als „Brigardier“ zu erkennen gab und sich nach seinem ansprechbaren Pendant aus unserer Mitte erkundigte. Inzwischen erreichte uns mit einiger zeitlichen Verzögerung der restliche Pulk aus Angehörigen der gehobenen Jugend ihr Ziel. Zu seiner Verwunderung präsentierten wir ihm kein gestandenes Mannsbild seiner Art, sondern Brigitte, die ihm im von uns gewohnten Plauderton paroli bot und mit der ungewohnten, aber ehemals „ostdeutschen“ Betitelung belustigend umzugehen wusste. Das jetzige, sich vom Landkreis eingesetzte „Oberhaupt“ des seit mehr als 300 Jahre bestehenden Anwesens, schluckte zunächst fast unmerklich jene kleine Laus, die ihm plötzlich ob ihrer verbalen Schlagfertigkeit den etwas kasernenmäßigen Verbalwind aus den Segeln nahm. Routinemäßig akzeptierte es jedoch die neue, ihm vermutlich ungewohnte, Situation und ging zu seinem einstudierten Vortrag zur Geschichte und dem Sinn des Gestüts Graditz über. Seine Entstehung lässt sich auf August den Starken zurückführen. Es dehnt sich auf eine Größe von 270 ha aus und sollte damals die Versorgung der jeweiligen Macht besitzenden Kurfürsten mit Pferden und Kutschen sicherstellen. Zeitzeugen der vergangenen Epochen konnten wir beim Besuch der restaurierten Remise eindrucksvoll auf uns wirken lassen und ihren unverkennbaren Charme genießen.

	©Ichallein
	©Ichallein
	©Ichallein

Nach einem ausführlichen geschichtlichen Rundgang und der heutigen Bedeutung des Gestüts mit all seinen Problemen der eigenen Pferdezucht, Aufnahme der Tiere fremder Pferdebesitzer, die ihre Lieblinge im Gestüt zur Pflege unterbringen und dem Nachwuchsmangel der zu Beschäftigenden bedankten wir uns voller Ehrfurcht bei einem Mann, der seit über 40 Jahren dort seinen Dienst verrichtet und selbst als „Besamer“ tätig werden darf. Nun, eine etwas seltsam anmutende Bezeichnung, aber ihm obliegt die künstliche Befruchtung der Stuten mit eingekauften Samen anderer Hengste. Das größte Problem stellt nach seinen Aussagen die Überproduktion von neuen Pferdegenerationen dar, die eigentlich wesentlich mehr Kosten verursacht als der monetäre Gewinn, der erreicht werden kann. Da beißt sich nicht die Katze, sondern das Pferd in den legendären Schwanz.

Zurückgekehrt in unsere fahrbare Bestuhlung traten wir den erfolgreichen und aufschlussreichen Tag mit Dank an unsere Organisatorin bei ausklingendem Smalltalk zufrieden an. Den Ausflug können wir ohne Übertreibung als einen mehr als gelungenen bezeichnen.

Wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren, wurde in unserer Gemeinschaft kein Held gezeugt.

Trotzdem gerät der Tag sicherlich nicht in Vergessenheit.

Die Schöneberger danken Rolf für die schönen Bilder und den aufschlussreichen Bericht 🤗👍

Hier geht´s zur Bildergalerie von Ichallein/Rolf

Autor: Ichallein

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