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Wohin Tierliebe so führen kann ...

Von tastifix 04.07.2021, 17:36

Wir räumten das Feld:

Mit nur vier zweibeinigen Kindern ist es mir meinem Haus noch viel zu still. Deshalb zieht das Wellensittichpärchen Brabbeli und Clowni in das 40-qm-Wohnzimmer ein und begeistert mich den ganzen Tag über mit wohlklingendem Kreischen. Bald sehne ich mich nach noch mehr davon.

Deshalb spendiere ich ihnen eine Luxusvoliere, unterteilt in Spiel-, Bade-, Schlaf- und zusätzlich einem Kinderzimmer. So verliebt, wie Brabbeli und Clowni stundenlang schmusen, ist dies unbedingt anzuraten. Die Zwei finden den Wink mit dem berühmten Zaunpfahl große Klasse und machen mich zur mehrfachen Adoptiv-Omi. Die temperamentvollen Kleinen wachsen rasch. Der Familienrat ist einer Meinung:
„Die brauchen mehr Platz!"

Das Wohnzimmer wird umgeräumt. Vor der breiten Fensterfront stehen in extra großen Kübeln dicht nebeneinander Riesenpflanzen mit tollen Ästen zum Klettern. Von den zahlreichen Blumenampeln baumeln kleine Schaukeln und Glocken zum Bimmeln. Die sind besonders wichtig, damit der mit dem zunehmenden Alter des Vogelnachwuchses ständig anwachsende Krach wenigstens eine melodiöse Komponente bekommt. Wir stellen mehrere Badehäuschen auf wie auch ein großes Plastikschalenschwimmbecken fürs gemeinschaftliche Familienbad. In dem vergnügen sich die gefiederten Freunde stundenlang.

Aus Liebe zu den Schlingeln verzichte ich auf mehrere Kochtöpfe und spendiere zusätzlich noch winzige Puppenkochlöffel. Sie danken es mit einem unablässigen Trommelwirbel und meine Ohren mir für die eilig erstandenen Ohrstöpsel. Ausrangierte Klo- sowie Küchenpapierrollen verführen zum Versteckspiel und lassen sich zudem prima durch die Gegend stupsen. Mitten im Raum lädt eine Holzeisenbahn mit Waggons den Wellensittichnachwuchs zu Erkundungsrundfahrten ein. Mama Brabbeli und Papa Clowni schnappen sich die an der Lok befestigte Kordel und ziehen die Kinderschar stolz und immens geduldig kreuz und quer durch den Raum. Die Kleinen danken mit fröhlichem Quietschen.
Der große Berberteppich ist verschwunden. Stattdessen schmückt - es soll ja sauber zugehen - ein extra großes Kuchenblech mit aufgelegtem Kunstrasen den Boden. Damit der nicht rum rutscht, habe ich ihn ringsum mit Tesafilm fixiert und vergesse geflissentlich die Anzahl der Rollen, die dafür drauf gegangen sind. In der hintersten Zimmerecke versteckt sich unter einer Palme dezent das Klohaus. Die lieben Kleinen kapieren es zum Glück recht fix und benutzen es artig.

In einem solchen Vogelparadies bleibt es ja nicht aus: Brabbeli und Clowni sorgen fleißig für noch mehr Nachwuchs. Der tut es ihnen nach und immer so weiter ... Mittlerweile tummeln sich bereits gefiederte Enkel, Urenkel und sogar Ururenkel im Erdgeschoss. Aber nicht nur dort: Inzwischen haben sie uns bereits zwei der Jugendzimmer in der oberen Etage abgeluchst und beschäftigen sich dreist mit der Eroberung des dritten. Macht ja nichts, es gibt ja noch ein viertes, in dem wir Zweibeiner dann hausen wie die Ölsardinen in der Büchse - zumindest noch eine kurze Galgenfrist lang. Eine sehr kurze, wie es sich herausstellt, denn bald wird uns selbst diese Rückzugsmöglichkeit genommen.

Schon seit geraumer Zeit beobachten die befreundeten Nachbarn aus dem Nebenhaus das Geschehen mit wachsender Sorge, nicht etwa um uns, sondern ausschließlich um das Wohl der gefiederten Schar.
´Artgerechte Haltung muss sein` , was wir nächtelang diskutieren.
Das Ergebnis der Unterredungen schlägt sich nieder in einer wirklich eindrücklich rigorosen Aktion. Unsere Wohnzimmer teilen sich eine Wand. Dort schaffen wir einen Decken hohen, etwa drei Meter breiten Durchbruch, damit die gefiederten Lieblinge durch passen, ohne sich dabei Beulen zu holen. Die Nachbarn greifen unsere Wohnzimmereinrichtungsideen auf, ein zweites Vogelparadies entsteht. Beruhigten Gewissens und strahlender Miene beobachten wir die Kleinen, wie sie jubelnd ihr neues Reich erobern.

Doch auch die Freunde von nebenan verlieren die Herrschaft über ihr Heim. Aber, genauso tierlieb wie wir, nehmen sie alles klaglos in Kauf. Widerspruchslos legen wir die beiden Haushalte zusammen, stellen die eleganten Möbel im Keller auf, genießen den wahrlich äußerst romantischen Ausblick auf zerfledderte Pappkartonberge und schlafen sitzend auf dem Boden.

Gott sei Dank ists nur ein verrückter Traum ...

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