MIEN TACHENTIGSTE

Een, de wuss, dat ik kört vör mien tachentigste Upstahnsdag stah, wull weten, wo un wor ik de beleven wull. Ik muss hum antern, dat ik dat nich wuss. Ik harr mi för dat noch heel keen Gedank in de Kopp komen laten. Man nu wurr dat woll bi lüttjen Tied.
Mien Söventichste hebb ik groot fiert, mit de hele Familje, mit Frünnen un Bekennde. Is teihn Jahr her. Wor is de Tied bleven? Verleden Jahr weer dat Iesdern Handupleggen in Kark. De heel Familje mit Anwass hett mi de Ehr geven. Weer fein un wat hebben mien Kinner mi de Dag moi maakt. Man nu? Al weer so völ Lü um mi to? Ik weet nich. So recht hebb ik dor keen Lüst mehr to. Dat word mi all tovöl. Un wat harr ik vördem geern Gasten hatt, för de Leckers kookt, backt, braden, upsett…
„Warum fahrst Du nich weg?“, kweem de Fraag van de Een, de dat wuss. Wegfahren? De Infall leet mi nich löss. Hebb dor düchdig över nadocht. Een paar Dagen annersworns wesen. Annerswat hörn un sehn. Dat kunn ik mi an Enn doch good vörstellen. So word dat nu ok. Ik bün up Tuur mit een, de ik leev hebb.
Al langerder denk ik över dat Oller na. Een na de anner in mien Kring starvt in dit Oller of is al doodbleven. Wennehr bün ik woll an Tuur? Elke Mörgen bün ik blied, wenn ik de Ogen open maken kann. Wat good, dat ik upstahn gahn kann. Wenn ik denn mien Stockenloop doo, de friske Lücht in mien Gesicht spör, hör de Vögels singen un kann mi in Huus weer upwarmen un mien Dag fangt richtig an – denn kann ik doch blied wesen. Dat blifft aber doch nich ut, dat so mennig Gedank in de Kopp rund löppt. Een dorvan is bi de Kinner un Kindskinner. Hopenlik raken de all good dör de Dag. Wi sehnt uns nich so faak. Dat deit wat sehr. Man dat geiht nich anners. Dor mutt ik mit umgahn. Man nu steiht eerstmal anners wat an un dor frei ik mi to un hoop, dat all good geiht.

ÖVERSETTEN / ÜBERSETZUNG
MEIN ACHTZIGSTER
Einer, der wusste, dass ich kurz vor meinem achtzigsten Geburtstag stehe, wollte wissen, wo und wie ich den erleben wollte. Ich musste ihm antworten, dass ich das nicht wusste. Dazu hatte ich mir noch keinen Gedanken durch den Kopf gehen lassen. Aber jetzt wurde das wohl bei kleinem Zeit.
Meinen Siebzigsten habe ich groß gefeiert, mit der ganzen Familie, mit Freunden und Bekannten. Ist zehn Jahre her. Wo ist die Zeit geblieben? Letztes Jahr war die Eiserne Konfirmation. Die ganze Familie mit Zuwachs hat mir die Ehre gegeben. War fein und wie so sehr haben mir meine Kinder den Tag verschönt! Aber jetzt? Wieder so viele Leute um mich rum? Ich weiß nicht. So richtig habe ich keine Lust mehr dazu. Das wird mir alles zu viel.
Und wie gerne habe vordem Gäste gehabt, für sie Leckeres gekocht, gebacken, gebraten, serviert!
"Warum fährst Du nicht weg?", kam die Frage von dem Einen, der das wusste. Wegfahren? Die Idee ließ mich nicht los. Habe tüchtig darüber nachgedacht. Ein paar Tage woanders sein. Was anderes hören und sehen. Das konnte ich mir am Ende doch gut vorstellen. So wird das jetzt auch. Ich bin unterwegs mit einem, den ich lieb habe.
Schon länger denke ich übers Alter nach. Einer nach dem anderen aus meinem Umkreis stirbt in diesem Alter oder ist längst tot. Wann bin ich wohl dran? Jeden Morgen bin ich froh, wenn ich die Augen aufmachen kann. Wie gut, dass ich aufstehen kann. Wenn ich dann meinen Stöckerlauf mache, die frische Luft in meinem Gesicht spüre, höre die Vögel singen und kann mich zu Hause wieder aufwärmen und mein Tag fängt richtig an - dann kann ich doch froh sein. Das bleibt aber nicht aus, dass so mancher Gedanke im Kopf rund läuft. Einer davon ist bei den Kindern und Enkeln. Hoffentlich geraten die alle gut durch den Tag.
Wir sehen uns nicht oft. Das schmerzt etwas. Doch es geht nicht anders. Damit muss ich zurecht kommen.
Aber jetzt steht erst einmal was anderes bevor, und darauf freu ich mich und hoffe, dass alles gutgeht.