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Dat Bild Een lütt Belewnis vun 1925 as Blomenstruß

Von fiete4 19.09.2021, 15:00 – geändert 19.09.2021, 15:01

Auf Wunsch einiger Leser hier nochmals das Gedicht "Das Bild" in Hochdeutsch.
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Das Bild
Ein kleines Erlebnis von 1925 als Blumenstrauß
auf Fritz Ebert sein Grab.
Plattdeutsch von Friedrich Schnoor - Hamburg 1925
ins Hochdeutsche übersetzt von Freddy Schnoor 2021
Nach Feierabend war`s! -- Von morgens früh bis spät
Hab ich vor dem Feuer in unserer Werkstatt gestanden.
Nun wollte ich gerne mal reden ein kleines Wort
Und tat den Abend zum Krug hingehn.
Ich setz an den Tisch mich recht gemütlich hin
Und bestell (forder) mir zu trinken dann auch was.
Guck in die Zeitung rein und lese erstmal;-
Denn vor mir lag das neuesete Abendblatt.
Mir gegenüber saß ein älterer Herr;
So zwischen 60, siebzig er wohl war;
Der wollte als mir das schien, was fragen gern;
Er sagte dann auch: ,,Verzeih das ich stör!
Sie lesen Politik, wie ich da seh.
Nun möchte ich gerne mal Ihre Meinung hör`n.
Sehn Sie, ich bin alt, mir ist`s bald einerlei;
Mein bisschen Geld, das tat ich schon verlier`n.
Nun haben wir ja einen Präsident,
Den Hindenburg."- Er wies so nach der Wand,-
,,Da hängt sein Bild! - was jedes Kind ja kennt;
Ist er der rechte Mann wohl für unser Land?"
,,Der Rechte ist er sicher, das ist wahr!"
Sagte ich zu ihm, ,,da zweifel ich nicht an.
Doch ob er aus dem Dreck uns holt die Karre,
das kann ich Ihnen nicht sagen, mein guter Mann".
Nun saß am Tisch auch noch ein dritter Herr,
Der hatte das gehört und sagte dann nun recht laut:
,,Das muß uns alles erst die Zukunft lehren,
In ein paar Jahren sieht villeicht anders alles aus!
Wohl ist der Hindenburg ja sehr bekannt.
und als der Krieg zu Ende, lief er nicht weg.
Sein Bild hängt, als wir sehen, hier an der Wand.-
Ob er uns helfen wird? - Ich weiß nicht recht!
Er ist ein alter Mann, und wollte nicht ran.
Man hat ihn gedrängt direkt, man hat ihn gequält.
Wohl lieber hätte er gesehen, das glauben Sie mir man,
Wenn sie für ihn einen Anderen hätten gewählt
Das Präsident er wurde, das war mal klar!
Bei ihm machte das einzig bloß der Namen
Und nun steht er als ,,Retter" denn auch da!-
Nun wirds wohl besser werden mit dem Kram!"
,,So, meinen Sie das?" sagte ich, ,,ich glaube nicht daran."
,,Das tue ich auch nicht!" antwortete er mir gleich,
Man was mir auffällt, damals wollte keiner ran.
Da hatten sie Angst wohl vor der Republik!
In schwerer Zeit, da trug ,,uns` Fritz" die Fahne!
Er hat durch Sturm uns geführt und dunkle Nacht.-
Doch leider mußte zu früh er von uns gehen!"-
Nun schläft er in seiner Heimat still und leis.
Wir gönnen die Ruhe ihm, denn er hat sie verdient!-
An seiner Stelle, da steht nun dieser Mann.
Doch, ob er mit uns Volk das besser meint
Als es ,,Fritz Ebert" tat?-- Ich zweifel stark daran.
Wohl hängt sein Bild hier oben an der Wand;
Das ist für die Leute, und sieht auch nach was aus.
Doch seh`n Sie mal," Er langt so mit der Hand
In seine Jackentasche, kriegt eine Karte heraus.
,,Hier hab ein Bild ich, billig ist es und klein,
Das trage ich immer bei mir; ist`schon ganz schwarz.
Doch häufig kriege ich es raus, wenns keiner sieht
Und ich allein bin und beguck mir das.
Das ist mir mehr Wert als das an der Wand!
Und gebe ich auch für kein Geld wieder her.
Wenn ich`s beseh`, denk ich: schade um unser Land,
Das dieser Mann so früh mußte in die Erde.
Dann streichel ich sachte über sein Gesicht,-
Den` der unser Führer war in tiefster Not!
Sprech leise zu ihm: ,,Dein Volk vergisst Dich nicht,-
,,Fritz Ebert," Du lebst!—Du bist nicht tot!"
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Dat Bild
Een lütt Belewnis vun 1925 as Blomenstruuß
op „Fritz Ebert“* sien Graww.
vun Friedrich Schnoor- Hamburg 1925
No Fierobend weer`d!—Vun morgens freuh bit loot
Harr ick vör`d Füür in unse Warkstell stohn.
Nu wull ick geern mol snacken een lüttes Wort
Un deh den`n Obend no`n Kroog henngohn.
Ick sett an`n Disch mi recht gemütlich dohl
Un födder mi to drinken denn ok wat.
Kiek in de Zeitung rinn un lees` eersmol; —
Denn vör mi leeg dat neeste Obendblatt.**
Mi gegenöwer seet een ooln Herrn;
So twüschen sößdig, söbendig he woll weer;
De wull as mi dat schien, wat frogen geern;
He see denn ok: „Verzeih, dat ick se stöhr!
Se lesen Politik, as ick dor seh.
Nu much ick geern mol Ehre Meinung heurn.
Sehn`s, ick bünn ollt, mi is`d bald eenerlei;
Mien beten Geld, dat deh ick all verleern.
Nu hebbt wi jo`n Präsident,
Den`n Hindenburg.“*— He wies` so no de Wand, —
„Dor hangt sien Bild!—wat jedes Kind jo kennt;
Is he de rechte Mann woll för uns Land?“
„De Rechte is he seker, dat is wohr!“
See ick to em „dor twiewel ick nich an.
Doch ob he ut`n Dreck uns holt de Koor,
dat kann ick Ihn´n nich segg`n, mien gode Mann“.
Nu seet an`n Disch ok noch`n drütten Herrn,
De harr dat heurt un see denn nu rech luud:
„Dat mutt uns all`s eers de Tokunft lehrn,
In een poor Johr süht villich anners alln`s ut!
Woll is de Hindenburg jo sehr bekannt.
un as de Krieg to Enn, lööp he nich weg.
Sien Bild hangt, as wi seht, hier an de Wand. —
Ob he uns helpen deit? — Ick weet nich recht!
He is een ool`n Mann, un wull nich ran.
Man hett em drängt direkt, man hett em quält.
Woll lewer harr he sehn, dat gleubens mi man,
Wenn se för em een`n Annern harrn wählt.
Dat Präsident he wör, dat weer mol kloor!
Bi em, dor meuk dat eenzig blot de Noom`n.
Un nu steiht he as „Retter“ denn ok dor! —
Nu ward woll beder warrn mit unsen Kroom!“
„So, meen`n Se dat?“ segg ick, „ick gleuw nich doran.“
„Dat doh ick ok nich!“ antwort he mi gliek,
„Man wat mi opfallt, dormools wull Keen ran.
Dor harrn se Angst woll för de Republik!
In swööre Tied, dor dreug „uns` Fritz“ de Fohn!
He hett dörch Störm uns feuhrt un düster Nach. —
Doch leider müß to freuh he von uns gohn!“ —
Nu slöppt he in sien Heimot still un sach.
Wi gönnt de Roh em, denn he hett se verdeent! —
An siene Stell, dor steiht nu düsse Mann.
Doch, ob he mit uns Volk dat beder meent
As et „Fritz Ebert“ dohn? — Ick twiewel stark doran.
Woll hangt sien Bild hier boben an de Wand;
Dat`s för de Lüüd, un süht ok no wat ut.
Doch sehn se mol,”—He lang so mit de Hand
In siene Rocktasch, krigg een Koort herrut.
„Hier heww een Bild ick, billig is`d un lütt,
Dat dreeg ick ümmer bi mi; `ìs all ganz swatt.
Doch häufig krieg ick`d rut, wenn`d keener süht
Un ick alleen bün un bekiek mi dat.
Dat is mi mehr wert as dat an de Wand!
Un geew ick ok för keen Geld wedder her.
Wenn ick`d bekiek, denk ick: schood üm unser Land,
Dat düsse Mann to freuh müß in de Eer.
Denn strook ick sach em öber dat Gesich, —
Den`n de uns` Föhrer weer in deepste Not!
Snack lies`to em: „Dien Volk vergitt Di nich. —
„Fritz Ebert,“ Du leewst!—Du büst nich dot!“
* * *
Aus Wikipedia:
Friedrich Ebert (* 4. Februar 1871 in Heidelberg;
† 28. Februar 1925 in Berlin) war ein deutscher
Sozialdemokrat und Politiker. Er war seit 1913
Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands und amtierte von 1919 bis zu sei-
nem Tode als erster Reichspräsident der Weima-
rer Republik.
Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und
von Hindenburg (* 2. Oktober 1847 in Posen;
† 2. August 1934 auf Gut Neudeck, Ostpreußen)
war ein deutscher Generalfeldmarschall und Poli-
tiker. Im Ersten Weltkrieg übte die von ihm geführ-
te Oberste Heeresleitung von 1916 bis 1918 quasi
diktatorisch die Regierungsgewalt aus. Hindenburg
wurde 1925 zum zweiten Reichspräsidenten der
Weimarer Republik gewählt. Nach seiner Wieder-
wahl 1932 ernannte er am 30. Januar 1933 Adolf
Hitler zum Reichskanzler.
Friedrich Schnoor, 1925
www.buecher.de/ ... /cXVlcnk9RnJpZWRyaWNoK1NjaG5vb3...
Hier noch eine Klarstellung( nach einem Post) es ist kein Versehen das im Gedicht vom ** "Obendblatt" die Rede ist. Aus Wikipedia:
Vier Hamburger Zeitungen hatten zuvor das Wort Abendblatt im Titel, darunter auch ein Hamburger Abendblatt, das am 2. Mai 1820 gegründet worden war. Abgesehen von der Namensgleichheit stehen diese aber in keinem Zusammenhang mit dem heutigen Abendblatt, das nach dem Zweiten Weltkrieg von Axel Springer gegründet wurde und über sechzig Jahre lang im Springer-Verlag erschien

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