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Datingportale

Von ehemaliges Mitglied Freitag 27.08.2021, 16:55

Datingportale vesrprechen die große Liebe. Tatsächlich ziehen viele mit falschen Chat-Profilen einsamen Kunden Tausende Euro aus der Tasche. Unsere Autorin hat bei mehreren Portalen als Texterin angeheuert.
Als ich auf eBay-Kleinanzeigen zufällig auf eine Stellenausschreibung als IKM-Schreiberin stieß, habe ich mich erst über die seltsame Jobbeschreibung gewundert. Dann googelte ich kurz und konnte es nicht glauben : Offenbar lässt sich ganz legal Geld damit verdienen, arglosen Kunden vorwiegend Männern, in Datingportalen vorzugaukeln, dass man ihre künftige Affäre oder große Liebe sei. Ich beschloss, mich auf so einen Job zu bewerben, um mehr über dieses dubiose Geschäftsmodell zu erfahren.
Zunächst verschicke ich formlos ein paar Nachrichten an Agenturen, die ich im Internet finde, und bekomme wenige Minuten später drei Antworten. Alle drei wollen mich. Das Modell sieht so aus, dass die Agenturen ihre Chat-Jobberinen an diverse Datingportale vermitteln. Nur die dritte Agentur kommt topseriös daher. Nur wenige Tage später soll mich Karla, eine Administratorin, einarbeiten.
Karla gibt ihren Bildschirm frei. Ein Chatfenster, wie ich es aus WhatsApp kenne, ploppt auf. Links sehe ich alle Infos zum Kunden, rechts alle Infos zum Fake-Profil einer Frau. In der Mitte stehen die Nachrichten. In diesem Chat bin ich Lena - 34 Jahre, geschieden, aus Mainz. Logge ich mich aus, übernimmt ein anderer meinen Chat und schreibt weiter. Der Kunde darf nicht merken, dass aus Marie, die vorgibt Lena zu sein, wenige Chatzeilen später Tarik wird. Die Chats müssen immer besetzt sein, 24 Stunden am Tag, damit der Kunde jederzeit eine Antwort bekommt. Und mehr Geld ausgibt. Viele der Nutzer sind seit Wochen oder Monaten dabei. Das kostenlose Startguthaben - um die 20 Coints, drei Euro - reicht für zwei Nachrichten. Schicken Nutzer ihre E-Mail-Adresse oder Telefonnummer, blendet das System sie sofort aus. Schickst du mir deine ? Es ist eine der ersten Fragen, die in fast jedem Chat gestellt werden, weiß ich ein paar Tage später. Wir antworten standardmäßig, so etwa wie : "Ich brauche Zeit, um Leuten zu vertrauen" oder "Mein Handy ist gerade in der Reparatur". Karla schickt mir eine Liste von Wörtern, die ich im Chat nicht verwenden darf, da mich das System sonst sperrt. Sie beschreiben fast eins zu eins meine Gedanken: "Abzocke, Betrüger, Betreiber, Moderatoren, Datenklau".
Auf der Seite der Verbraucherzentrale steht eine Liste dieser Datingplattformen. Keine meiner Portale ist dabei. Es gibt kein Gesetz, das den Einsatz von Fake-Profilen generell verbietet, sagt Tatjana von der Verbraucherzentrale. Die Nutzer bestätigen ja die AGB. Sie schätzt, dass Betreiber mehrere Millionen Euro mit dem Fake-Profil-Modell einnehmen. Damit sie nicht belangt werden können, sitzen einige Unternehmen im Ausland.
Im Internet warnen etliche User vor den Datingplattformen, für die ich schreibe. Zwar gibt es einige, vermutlich gefälschte, sehr gute Bewertungen, aber die Mehrheit beschwert sich über die Abzocker-Masche.
Irgendwann höre ich auf, im Chat zu schreiben. Ich habe das Gefühl, dass sich alles wiederholt. Frauen erwidern sie, Was die Männer verbindet, ist ihre Einsamkeit.
Zu ihrem eigenen Schutz hat unsere Autorin unter Pseudonym recherchiert.
Stark gekürzter Auszug aus dem Artikel "Bist du überhaupt echt?" DIE ZEIT Nr. 35

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