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Es duftet!

Von tastifix Samstag 30.07.2022, 12:29

Mein Hund Quinny möge mir verzeihen, dass ich es ausplaudere. Aber wahrscheinlich wird es mir ohnehin niemand glauben ...
„Die hat zu viel Fantasie!", werden die Einen behaupten.
„Bei der piepts!", urteilen die Anderen garantiert.
Dagegen entspricht alles den Tatsachen.

Quinny, Schälespitz (Schäferhund/Leonberger/Spitzmischling) mit der ´Wahnsinns`- Schulterhöhe von 44,4 cm, mit einer für jene Mischung verdächtig schmalen Figur, fast Untertassen großen Kulleraugen und einer niedlichen, kessen Stupsnase war gerade erwachsen und hinter der Damenwelt her wie der Teufel hinter der Seele. Als ein vierbeiniger Beatle hatte er dabei extrem großen Erfolg. Casanovas müssen eitel sein, sonst bringt es nichts.

Mehrmals am Tag raste Quinny zum großen Dielenspiegel und nahm sein Aussehen kritisch unter die Lupe. Meist hörte ich nach jener regelmäßigen Tüv-Kontrolle ein lautes selbstgefälliges ´Wau!`:
„Hund, ich kann wirklich mit mir zufrieden sein!"
Aus lauter Eitelkeit ließ er tatsächlich jeden Tag ergeben die dämliche Bürstenprozedur über sich ergehen - jedoch stets deswegen wohl etwas beleidigt:
„Ich bin soo schön, dass ich das gar nicht nötig habe!"
Na ja, aus Liebe zu Frauchen ...

So allmählich entwickelte Quinny eine deutliche Macke, die seine vierbeinigen Rudelkameraden Fee(Schäferhündin) und Knödel(Eurasier) aufs Tiefste schockierte. Wie konnte nur ein ansonsten vernünftiger Hund ... Uns, seinen Zweibeinern, bereitete er damit allerdings höchst vergnügliche Stunden. Benutzte eine meiner vier Töchter ihr Deo, flitzte er nämlich heran, setzte den berühmten Kulleraugenblick auf und schmalzte dem betreffenden weiblichen Wesen etwas vor, als ob dort eine Jahrhundert-Leberwurst baumeln würde. Seine Nase zitterte vor Aufregung und seine buschige Rute spielte Ventilator in Bestform. Dem süßen Fratz widerstand sowieso keiner. Und schon gar nicht, wenn er dermaßen herum schmeichelte:
„Ich auch! Ach bitte, wiff, quietsch!"
„Aber Quinny!", amüsierte sich mein Nachwuchs. „Mama, der ist garantiert schwul!"
Dann zu ihm:
„Quinnylein ist schwul, Schwuli!"
Es klang sehr sanft, er fühlte sich überaus geschmeichelt und wedelte noch mehr. Aus Jux sprühten die Mädchen ein wenig Deo auf den Teppichboden. Jeder nicht degenerierte Vierbeiner wäre von dannen geflitzt und hätte sich vor dem für Hunde penetranten Geruch in Sicherheit gebracht. Knödel und Fee jedenfalls verdünnisierten sich sofort. Quinny nicht. Vor den verblüfften Kindern plumpste er auf den Rücken, strampelte mit den Beinen in der Luft herum und wälzte sich in dem ihn faszinierenden Nass. Zuerst mit dem Kopf, dann dem Bauch. Auch vergaß er nicht, die Pfoten einzutauchen, um den berauschenden Duft möglichst gleichmäßig im Fell zu verteilen. Und er besaß ein sehr dichtes Fell. Mit einem ´Hatschi!` (Deo kitzelt!) beendete er das Fitnesstraining, schnellte zurück in die Senkrechte, stand mit bis zur Decke erhobenen Schnute vor uns und wollte bewundert werden:
„Das hast du toll gemacht. Feiner Quinny!", feixten die Vier herum und hielten sich die Nase zu: „Puuh, stinkt der!"

Dies interessierte Hund nicht die Bohne. Er schwebte im sechsten, im Deo-Himmel. Leider war es auch noch ein extrem süßliches Deo. Bis wir die kleine Schwuchtel wieder in einen normalen Hund verwandelt hatten ... Es dauerte.

Quinny ging das tolle Erlebnis nicht wieder aus dem pfiffigen Hundekopf und sehnte sich nach Wiederholung mit noch mehr Wonne. Je älter der Quirl wurde, umso anspruchsvoller wurde er da. Deos waren ja klasse, aber überall im Hause standen doch noch diese anderen Flaschen, die seine Ersatzschwestern oft in wahren Begeisterungsjubel ausbrechen ließen. Besprühten sie sich dmitlt, rochen sie immer so verführerisch - noch toller als wegen der Deos.

Also wandte er das Kulleraugen-Weichkochen vergangener Tage an, um deren Herzen ein weiteres Mal zu betören, bewies erstaunliche Ausdauer im Betteln, die Mädchen dagegen umso weniger im Hartbleiben und so gönnten sie dem Teppichboden einige Tropfen des jeweiligen Lieblingsparfums. Wieder spielte Quinny Kuchenteig, rollte sich vom Rücken quer durch die ´Pfütze Parfum` auf den Bauch und zwar so lange, bis wir wegen des Duftgemischgestanks arg verzweifelt guckten. Diesmal brauchte seine ´Entduftung` in etwa die doppelte Zeit ...

Meine Älteste wohnte nicht mehr daheim. Die Geschwister hatten ihr Quinnys Macke am Telefon geschildert.
„Das will ich sehen!"
Sommertags im Garten. Sie hatte ihr Parfum mitgebracht. Quinny entdeckte die Flasche in ihrer Hand. Meine Tochter sprühte etwas Parfum auf den Rasen und prompt rollte er durchs Gras, nieste, rollte weiter, nieste, rollte weiter ... Wir bekamen Zwerchfellmuskelkater. Nach dem ausgiebigen Parfum-Bad legte sich Herr Hund erschöpft in der hintersten Gartenecke zur Ruhe:
„Kein Artgenosse kann jetzt noch mit mir konkurrieren!“
Es zeigte sich auch keiner. Knödel und Fee drehten sich angeekelt weg:
„Der stinkt wie eine ganze Parfümerie. Ist ja nicht auszuhalten!!"
Sicherheitshalber mieden sie ihn dann konsequent den ganzen restlichen Nachmittag. Ob Quinny dies, so entrückt, wie er war, überhaupt mitbekam, blieb sein Geheimnis.

Erst Stunden später trauten wir uns - mit feuchten Tüchern vor der Nase - wieder in seine Nähe.

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