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Newlyn School of Art – eine Künstlergruppe in Cornwall
im ausgehenden 19. Jahrhundert

2. Teil -


So blühte in dieser Zeit Penzance auf, wurde immer reicher, während das kleine Newlyn nebenan immer ärmer wurde.

Sie werden ungeduldig? Was, bitte, hat das alles mit den Malern zu tun? Moment, moment, dazu komme ich jetzt. Die Künstler sehen diese Entwicklung wohl. Sie entscheiden sich für Newlyn als Wohnsitz, weil sie das, was da offenbar zu Ende geht, in ihrer Malerei festhalten und dokumentieren wollen, eine sich ändernde Gesellschaft: die Fischer und Bauern bei der Arbeit, die Landschaft, die sich unweigerlich mit verändern würde. - Die Zugverbindung vom nahen Bahnhof Penzance nach London ist auch nicht zu verachten für den Transport ihrer Werke zur Royal Academy und zu den Galeristen in London und in anderen großen Städten. Der Bahnhof Penzance ist von Newlyn aus gut zu erreichen.

Hier in Newlyn lässt sich 1882 als erster der späteren Künstlergruppe „Newlyn School of Art“ der Maler Walter Langley aus Birmingham nieder. Wenn wir mal kurz ein paar Jahre überspringen und uns im Jahr 1884 in Newlyn umsehen, finden wir schon 27 Künstler vor, die sich in Newlyn und Umgebung niedergelassen haben. Fast alle waren vorher in Frankreich, um von den Impressionisten zu lernen. Großen Einfluss hatte aber auch ein junger französischer Maler, der dem Naturalismus anhing: Bastien Lepage. Von diesem jungen Mann stammte auch die Devise: Man muss da leben, wo man malt!


Es ist schon ein lustiges, buntes Völkchen, das sich hier zusammen findet. Sie sind so zwischen Ende 20 und Anfang 30 und stammen überwiegend aus wohlhabenden Familien. Sie veranstalten gemeinsame Musikabende. Eine Laienspielgruppe führt zur allgemeinen Unterhaltung Stücke in der St.-John’s-Hall in Penzance auf. Kricketspiele gegen die Künstler aus St. Ives werden organisiert. Man erzählt sich sogar, dass eine Prozession von Künstlern nachts um 2.oo Uhr singend durch Newlyn gezogen ist, Walter Langley mit dem Banjo vorweg.

Was wohl die Fischer und Bauern von Newlyn dazu sagen? Na ja, gegenseitiges Verständnis ist nicht immer gegeben. Schauen wir doch mal einem Künstler über die Schulter. Er schreibt gerade einen Brief an einen Freund. Wir lesen:

„Die Monotonie von Newlyn wird im Winter unerträglich. Es gibt wenig
Vergnügen intellektueller Art. Vielleicht ist die größte Unannehmlichkeit, unter der wir leiden, die Unmöglichkeit, Aktmodelle zu bekommen, zumindest aus der einheimischen Bevölkerung. Ich glaube ernsthaft, dass sie hier einen Maler, der ein Aktbild mit einem einheimischen Modell begönne, beschimpfen und bedrohen würden – ja, wahrscheinlich würden sie ihn über die Klippen stoßen.“

Na ja, die Aktmodelle holt man sich eben aus London. Die sind immer noch billiger als die in Paris.


Bekleidet Modell zu stehen, macht der Bevölkerung von Newlyn keine Probleme, und sie verdienen sich gerne ein bisschen Geld damit. Sie posieren einzeln. So begegnen sich Modelle, die für Gruppenbilder posieren, fast nie. Wär ja auch peinlich gewesen, so mit dem Nachbarn . . .


Was reden denn die beiden Fischerfrauen dort am Hafen? Kommen Sie mit, wir lauschen mal. „Stell dir vor“, hören wir, „da kommt doch gestern so ein Künstler und kauft einen Steinbutt. Für 12 Schilling! Und weißt du, was er damit wollte? Ihn malen! Also, weißt du, wenn da noch so einer kommt und den Fisch nur malen will, dann vermiete ich den Butt einfach für zwei Sunden und nehm’ dafür 9 Schilling.“ – Die zweite Fischersfrau sagt nichts dazu, hat es aber plötzlich ganz eilig, nach Hause zu kommen. Fische vermieten, die Idee!

Ein paar Jahre später – für unsere Zeitmaschine ein paar Sekunden – haben sich in Newlyn, Penzance und Umgebung, später auch in Lamorna, ungefähr 80 Künstler niedergelassen. Jetzt, im ausgehenden 19. Jahrhundert, ist West-Cornwall das Zentrum der englischen Kunst. Internationale Aufmerksamkeit ist sicher. Die Künstlergruppe „Newlyn School of Art“ wird zu einer der wichtigsten Künstlergruppen in der Geschichte der englischen Kunst.

So, nun darf ich Sie wieder in die Zeitmaschine bitten, denn wir müssen nach Hause. Augen zu! Es geht los.


Wenn Sie mehr über die einzelnen Maler wissen wollen, besuchen Sie die Internet-Seite www.penlee-house.org.uk. Zu den wichtigsten Künstlern der ersten Generation der Gruppe, über die Sie sich dort informieren können, gehören z.B. Walter Langley, Stanhop Forbes, Elisabeth Armstrong-Forbes, Harold Harvey und Norman Garstin.



Autor: Maus 2010

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