Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

6 4

Die Nebelkinder

Von tastifix Dienstag 03.08.2021, 07:57

Schwade, die Nebelfrau, unternimmt mit ihren Kindern Fluse und Schliery den ersten Ausflug. Wehe, der Windmann, schiebt sie sanft über die Landschaft. Er ist Schwades enger Freund und geht mit den beiden Kleinen sehr rücksichtsvoll um. So hütet er sich davor, etwa aus Übermut aufzubrausen, sondern streift nur als laues Lüftchen über die Erde. Denn die Zwei sollen ja keine Angst vor ihm bekommen und im Gegenteil auf dieser Kurzreise soviel Spaß wie möglich haben.

Neugierig lugen Fluse und Schliery auf die ihnen noch völlig fremde Welt der Menschen. Vor Aufregung verlieren sie ab und zu ein paar Tropfen. Die Wiese unter ihnen genießt die unerwartete Erfrischung sehr. Aber Mutter Schwade ermahnt sie:
„Passt ein wenig besser auf. Ihr wollt doch mal anständige Nebel werden. Das Durchnässen der Erde überlasst besser Onkel Regen.“
Erschrocken reißen sich die Nebelkinder am Riemen. Nein, das soll ihnen nicht noch einmal passieren. Darum schweben sie dann auch als besonders gehorsame, sanfte Mini-Nebelfelder neben Schwade her.

Wehe ist begeistert:
„Schwade, du darfst wirklich stolz sein. Sie werden bestimmt einmal echte Super-Nebel!“
Leicht lächelnd haucht Mama Nebel:
„Danke, Wehe! - Und Du unterstützt sie so nett dabei. Einen besseren Freund als Dich kann ich mir nicht wünschen!“
Diesmal ist es der Windmann, der sehr aufpassen muss, damit er nicht vor lauter Freude kräftig los bläst.

Fluse und Schliery haben von dem Gespräch nichts mitbekommen. Weil ja alles für sie noch fremd ist, wissen sie, so neugierig wie sie sind, gar nicht, wo sie zeurst hinsehen sollen. Der Nebel liegt inzwischen als ein milchig-weißer Schleier auf den Häusern und der umliegenden Landschaft und taucht alles in ein eigenartig unwirkliches Licht. Fluse fragt nachdenklich:
„Mama, mögen uns die Menschen eigentlich?“
Schwade ist auf diese ernste Frage nicht vorbereitet und überlegt erst einen Moment lang:
„Kleines, meist nicht. Nur ab und zu mal.“
„Aber warum denn nicht?“

Mutter Schwade seufzt.
„Oft wirken wir auf die Menschen bedrohlich, weil wir ihnen als dichte, undurchdringliche Nebelwände begegnen. Städte wie auch Landschaften werden von uns verschluckt und so für sie unsichtbar. Diejenigen, die draußen von einem derart mächtigen Mitglied unserer Familie überrascht werden, irren verunsichert herum und befürchten jeden Augenblick irgendeine Gefahr für Gesundheit und Leben ...“
Sie macht eine kurze Pause und fährt dann stolz fort:
„Dagegen seid Ihr ganz anders! Ihr hauchzarten Nebelgebilde lasst alles geheimnisvoll wirken und schenkt ihnen so für Minuten, Stunden oder auch Tage eine Welt der Vorstellungen. Sie erträumen sich in der Fantasie Fabelwesen und in ihren Köpfen entstehen Geschichten.“
„Geschichten, Mama??“

Flusi und Schliery rücken ganz nah zu ihrer Mutter und schweben still auf ein- und demselben Fleck.
„Märchen, die sie ihren Kleinen erzählen. Manchmal schreiben sie diese sogar auf und die älteren Menschenkinder lesen sie mit großem Vergnügen.“
„Und dann haben sie uns lieb!“, behauptet Schliery.
Fluse und Schliery schweigen und hängen offensichtlich wichtigen Gedanken nach. Dann meinen die Beiden:
„Mama, wir wollen nie böse Nebel werden!“
Gerührt umhüllt Schwade ihre Kleinen.


Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > NaturPur > Forum > Die Nebelkinder