Erfolg oder Liebe oder beides?

Hier kommt wieder eine alte Geschichte, für Neulinge vielleicht lesenswert.

A n n e l i e s e
Im Alter von 16 Jahren hatte ich nur meinen Sport im Kopf. Bis auf einen Ruhetag in der Woche wurde täglich trainiert, stundenlang. Dazu kam der Anfahrtsweg von 10 Kilometern zum Verein, natürlich mit dem Fahrrad, das Moped hatte der Trainer verboten, und dann 10 Kilometer wieder nach Hause. Nebenbei gab es da ja noch die Schule und die Hausaufgaben, die allerdings meist nachlässig und hastig erledigt wurden, wenn nicht sogar erst am nächsten Morgen vor dem Unterricht durch Abschreiben in der Schule. Beim Sport war ich besser als in der Schule, der Erfolg motiviert eben. Fast jede Woche stand ein Artikel in der Tageszeitung über unsere Siege als Rennruderer. Ich war Schlagmann in den Booten, also der, der den Takt angibt und den Steuermann anschnauzt, wenn der nicht geradeaus fährt. Es war alles gut geregelt, dann trat Anneliese in mein Leben und alles wurde schwieriger. Wir lernten uns auf einer Musikveranstaltung im Ruderverein kennen, wegen der lauten Musik war eine Unterhaltung kaum möglich, wohl aber dieses schöne enge Tanzen und dann die Küsse! Sie war zwei Jahre jünger als ich, was man ihr nicht ansah, und hatte auf dem Gebiet der Zweisamkeit auch die größeren Erfahrungen. Bevor sie von ihren Eltern vom Verein abgeholt wurde, verabredeten wir uns für den nächsten Tag im Bürgerpark. Beide waren wir pünktlich da und machten auf einer Parkbank weiter, mit den Küssen. Unterhalten haben wir uns auch, ich habe aber wenig davon behalten, war wohl auch nicht so wichtig. Auf jeden Fall hat sie mich nach meinen Erfahrungen mit Mädchen gefragt, da konnte ich aber nur wenig berichten. Sie erzählte hinter vorgehaltener Hand von Erlebnissen mit Jungen und verunsicherte mich, sie war doch erst 14!
Schon wenige Tage später wurde ich zum Antrittsbesuch bei ihren Eltern eingeladen. Für heutige Verhältnisse unvorstellbar erschien ich in Schlips und Kragen und mit Blumen für die Mutter. Die Eltern waren zufrieden mit mir und es wurde eine Ausfahrt mit dem Goggomobil in den Wald vorgeschlagen und auch gemacht. Hinten in dem engen Auto legte mir Anneliese die Hand auf den Oberschenkel, aber schon bald ertönte die Stimme der Mutter vom Beifahrersitz: "Ihr seid doch anständig?". Sie hatte wohl hellseherische Fähigkeiten oder kannte ihre Tochter. Im Wald gingen wir, wie früher üblich, vorneweg und die Eltern hinterher. So wurde damals Kontrolle ausgeübt.
Einige Tage später waren wir mit unseren Fahrrädern allein unterwegs, auf der Suche nach einem einsamen Plätzchen. Es hat lange gedauert, bis wir endlich unbeobachtet waren, im wilden Gelände, weit ab vom Weg, zwischen den Büschen. Küsse, Berührungen, weg mit den Klamotten, Vereinigung da unten und dann ihre Stimme, flüsternd an meinem Ohr: "Bravo du Anfänger, gleich beim ersten Mal, pass aber auf!" Ich hatte zwar gelesen, dass ein Mann durch tiefes Atmen seine sexuellen Handlungen besser steuern kann, insgesamt so zu einem besseren Liebhaber wird, das war mir jetzt aber zu unsicher. Ich hatte ganz und gar nicht das Gefühl, dass ich irgendwas steuern konnte, sofort zog ich mich zurück. Das war sicher auch richtig, als wir uns dann gestreichelt haben, war es um mich sehr schnell geschehen. Und dann stand er da, der grün gekleidete Mann mit dem Gewehr über der Schulter, sagte nichts und schüttelte nur missbilligend mit dem Kopf. Er schaute nicht einmal weg, als wir uns hastig anzogen, sagte nur: "Sucht euch einen anderen Platz!"
Das Verhältnis zwischen Anneliese und mir wurde dann schwieriger. Sie wollte mehr Zeit von mir, ich sollte mich nicht so sehr mit meinem Sport beschäftigen, mehr mit wichtigeren Dingen, eben mit ihr. Da war ich dann aber nicht hin- und hergerissen, wenn ich mich entscheiden musste und das wollte sie dann auch irgendwann von mir, dann war mir der Sport mit den großen Erfolgen wichtiger. Ich rief sie an und wollte Schluss machen. Nach einer langen Pause sagt sie: "Das geht nicht, ich bin schwanger von dir!" Mir sackte die Hand mit dem Hörer herunter, schaffte es gerade noch, mich auf einen in der Nähe stehenden Stuhl zu setzen und verharrte regungslos, wie lange weiß ich nicht. Meine Mutter kam nach Hause, sah mich und war erschrocken. "Junge, du bist ja leichenblass, was ist passiert?" Sie nahm mir den Hörer aus der Hand, meldete sich und telefonierte dann tatsächlich mit irgendwem, mit der Mutter von Anneliese, wie sie mir später erzählte. "Sie ist nicht schwanger, sie hat ihre Regel", sagte sie kopfschüttelnd und ließ mich allein. Ich hätte sie jetzt sehr gebraucht, ich weinte.