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Theodor Storm an seine Frau Constanze

Von EwigerBrunnen01 Dienstag 06.02.2024, 09:40

Berlin, 31. Mai 1856

Meine geliebte Frau!

Vor einigen Tagen besuchte ich den Kirchhof vor dem Hallischen Tor, wo Stuhr begraben liegt. Das Grab ist gut in Ordnung.

Als ich so zwischen den unendlichen Gräberreihen umherging und auf so manchem Grabstein die Namen von Mann und Frau las, da dachte ich mir auch einen, worauf einmal stehen würde: „Theodor und Constanze Storm“. Das Wort „Constanze“ müsste dann vorläufig offengelassen und später hineingeschrieben werden. Dann fiel mir plötzlich ein, es könnte ja vielleicht dann ein andrer Name hinter „Constanze“ gehören, sie hat ja den und jenen gern gehabt, wer weiß, er könnte sich doch noch melden. –

Als meine Gedanken sich so weit verirrt hatten, war es mir, als wenn die Welt schon jetzt vor mir zusammenbräche, als wenn ich erstickt unter meinem Grabstein läge, und ich fühlte solchen Schmerz, dass ich beschloss Dir diese dummen Gedanken mitzuteilen. Nicht wahr, meine süße, geliebte Frau, Du lässt auf meinem Stein den Platz für Deinen Namen offen?
(Ende)

Es kam anders, Constanzes Name erschien zuerst auf dem Grabstein, sie starb bei der Geburt ihres 7. Kindes an Kindbettfieber.

Man sollte öfter über einen Friedhof gehen und die Inschriften auf den Grabsteinen lesen. Ich mache das öfter, vor allem wenn ich in einem fremden Ort bin. Und dann auf einmal wird mir angesichts der Vergänglichkeit alles so unwichtig was mich bedrückt und worüber ich mich geärgert habe. Und dann frage ich mich auch worin liegt der Sinn des Lebens, wenn alles hier endet. Sind nicht alle Mühen und Plagen, das Jagen nach Erfolg, Ruhm und Geld sinnlos?

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