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Christmas-Newsletter – 18-12-2008


Die Zeit vor Weihnachten ist fuer die einen durch Stress und hektische Aktivitaet gepraegt und andere versuchen diese Zeit zu nutzen, um sich auf einen ruhigen Jahresausklang vorzubereiten und Bilanz zu ziehen. Wir alle kennen die Erkenntnis, dass die Zeit immer schneller zu vergehen scheint und das die Jahre nur so dahinfliegen.

Ich hoere immer wieder den Satz – ich habe einfach keine Zeit – oder – zum Lesen fehlt mir einfach die Zeit. Was ist so anders heute, dass wir das Gefuehl haben so wenig Zeit zu haben? Kann es an dem Uebermass an Moeglichkeiten liegen oder haben wir vielleicht verlernt uns Zeit zu nehmen, fuer die Dinge, die uns wichtig sind?

In Zeiten der Flatrate beim Telefon verbringen die Menschen heute deutlich mehr Zeit in Gespraechen mit Familie und Freunden, denn man muss ja nicht mehr auf die Zeit achten. Das Fernsehen bietet so viele Kanaele, dass man schon nur beim Durchschalten auf der Suche nach etwas Interessantem eine nicht unerhebliche Zeit verbringen kann. Die Werbung versucht uns davon zu ueberzeugen, dass man mehrere Dinge gleichzeitig tun muss, um mit dem Lauf der Zeit zu gehen – multitasking – heisst hier das Zauberwort.

Zeit ist etwas, was wir eigentlich nur als schon vergangen oder noch kommend erleben, denn den Augenblick haben die meisten doch schon lange aus dem Blick verloren. Zeit zum Nachdenken ist heute schon fast ein Luxus und man merkt es allenthalben, dass leider auch viele Fuehrungskraefte in Politik und Wirtschaft sich die Zeit zum Nachdenken nicht nehmen und deshalb die Welt mit unausgereiften Gedanken und Vorschlaegen ueberschuetten.

Ich habe mir in den letzten Tagen eine aeltere und doch sehr schoene Sammlung von Buechern wieder einmal zur Hand genommen. Unter dem Titel „Great books of the western world“ ist Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Sammlung von 54 Buechern erschienen.

Zusammen mit der zweibaendigen Synopse erschliessen sie in unvergleicher Weise die wichtigsten Gedanken und Ideen der westlichen Welt. Man springt dabei gern einmal in den verschiedenen Jahrhunderten und manchmal sogar verschiedenen Jahrtausenden hin und her und sieht wie sich die grossen Denker an den Grundfragen des menschlichen Lebens und unserer Welt versucht haben. Man sollte diese Sammlung jedoch um einige der wichtigen Werke, die ausserhalb der westlichen Welt entstanden sind, ergaenzen und dann hat man wirklich das Handwerkzeug, um sich mit Dingen zu beschaeftigen, die fuer den einen oder anderen vielleicht etwas unzeitgemaess erscheinen, aber dennoch wichtig und gut sind.

Ich bin z.B. bei Herodot, dem Vater der Geschichtsschreibung, ueber eine sehr interessante Erklaerung fuer den Begriff ‚Geschichte‘ gestolpert. ‚Geschichte‘ bedeutet einen Bericht geben, der die Fakten und die Wahrheit einer Begebenheit zur Grundlage legt und sich damit von der Literatur unterscheidet, die auf der Fantasie und der Vorstellungskraft des Menschen aufbaut. In unserer Zeit verschwimmen diese beiden Dinge immer mehr, denn Geschichte wird als Ware gesehen und die muss man halt etwas interessanter machen, so dass die Menschen sie auch lesen wollen. Der andere Punkt ist, dass die Wahrheit oft nicht zu den Vorstellungen desjenigen passt, der ueber sie berichten soll und so erscheint es uns schon ganz selbstverstaendlich, dass man die Wahrheit mit seiner subjektiven Ansicht wuerzt.

Oft hat Geschichte fuer uns auch eine gewisse Form angenommen, die so schoen zur Stimmung passt, wie bei der Weihnachtsgeschichte. Wenn man die beiden Figuren mit den wirklichen Attributen des Textes ausstattet – sprich Maria – als eine junge Frau und nicht die im Mittelalter erfundene Form der Jungfrau – und fuer Josef, den Rabbiner oder Gelehrten, anstelle des Zimmermannes nimmt, dann ist die Geschichte nicht mehr komfortable. Beide sind uebrigens seit einer Reihe Jahren durch Schriftfunde aus der Fruehzeit der kirchlichen Texte belegt und ich warte noch immer auf die von Rom angekuendigte Fassung der Bibel ohne die unsaeglichen Uebersetzungsfehler und bewussten Verdrehungen – vielleicht werde ich sie ja doch noch erleben. Geschichte ist nicht immer bequem, sondern sie fordert uns zum Nachdenken und da kann es schon recht schnell einmal unkomfortabel werden.

Wir sollten die Zeit bis zum Jahresende nutzen nicht wieder uneinhaltbare Neujahrsresolutionen zu ersinnen, sondern wirklich einmal Bilanz zu ziehen und zu sehen, was wir in unserem Leben aendern wollen und koennen. Oft kommt man dabei zu der Erkenntnis, dass man sich viel zu lange vor dem Nachdenken gedrueckt hat, denn es war ja nie Zeit dafuer da. Wir muessen anfangen uns die Zeit zu nehmen und uns unsere eigenen Prioritaeten setzen, dann haben wir die Weihnachtszeit sinnvoll genutzt und koennen wohlgemut ins neue Jahr schreiten.

Suedafrika erlebt zur Zeit eine solche Neubesinnung und das nicht nur in der Politik, sondern auch bei den Menschen; vielleicht waere es doch schoen, wenn auch im fernen Deutschland der eine oder andere sich diesem Trend anschliessen koennte. In diesem Sinne allen Mitgliedern und Freunden der Gruppe eine gute Zeit und ein herzliches Dankeschoen fuer die vielen anregenden Gespraeche und Mails in diesem Jahr.

Renate & Denis

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