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Wilton People


Die so genannten Wilton People gehoeren zu den aeltesten Bewohnern des suedlichen Afrika und wir wissen bis heute leider nur sehr wenig ueber sie und ihre Geschichte. Es faengt eigentlich schon beim Namen an - Wilton ist ein wichtiger Fundort in Suedafrika, wo man Ueberreste dieser Ureinwohner und ihrer Kultur entdeckt hatte. Der Fundort gab diesen Menschen ihren Namen und wir haben keine Moeglichkeit heraus zu finden, wie sie sich selbst nannten.

Wir haben es hier mit einer Kultur zu tun, die rund 12.000 Jahre weit in die Vergangenheit zurueckreicht und deren letzte Vertreter von den Hollaendern als ‚Strandlopers‘ bezeichnet wurden. Man hatte lange Zeit die Idee, dass es sich bei diesen Menschen und Angehoerige der Khoikhoi Gruppe handeln wuerde, die auf unbekannte Weise ihre Herden verloren haetten.

Heute wissen wir, dass die Wilton Peopel schon Jahrtausende vor den Khoikhoi im suedlichen Afrika zu Hause waren. Die Wilton People nutzten die Kueste des warmen Indischen Ozeans als Hauptlieferant fuer ihre taegliche Nahrung. Sie waren aber soweit wir heute wissen keine Bootsbauer, sondern sie entwickelten andere Techniken fuer den Fischfang. Sie benutzten Angelhaken, Harpunen und Netze. Einiger ihrer sehr einfachen und dennoch so genialen Fischfallen kann man heute noch sehen. Es handelt sich um Daemme aus Steinen, die bei Flut ueberspuelt werden und so die Fische einlassen und die bei Ebbe einen abgegrenzten Bereich liefern, aus dem die Fische nicht entkommen koennen. Es war dann sehr viel einfacher die Fische im kristallklaren Wasser zu jagen, denn ihr Bewegungsspielraum war recht eingeschraenkt. Die Fische wurden innerhalb dieser Daemme wahrscheinlich mit Netzen und Harpunen gejagd.

Das Meer bescherte diesen Menschen Nahrung im Ueberfluss und das Sammeln von Muscheln, Eier von Wildvoegeln und wildwachsenden Fruechten, Nuessen und Wurzeln ergaenzte die sehr abwechselungsreiche Ernaehrung. Wo es moeglich war wurden auch noch Wildtiere gejagt. Alles in allem hatten diese Menschen mehr Nahrung als noetig und sie mussten sehr viel weniger Zeit aufwenden um ihre Familien zu ernaehren, als die Menschen in spaeteren Gesellschaften. Verglichen mit den Wilton People muessen wir heute sehr viel mehr Stunden pro Woche arbeiten.

Diese friedlichen Menschen wurden durch den Anstieg des Meeresspiegels im Laufe der Jahrtausende immer weiter in Richtung des Landesinneren getrieben. Wir muessen uns verdeutlichen, dass sich der Meeresspiegel in den letzten 20.000 Jahren an diesem Kuestenabschnitt um fast 120 m angehoben hat. Diesem gewaltigen Anstieg des Meeres sind mit Sicherheit auch alle aelteren Siedlunsgplaetze, Fischfallen und andere Spuren dieser Menschen zum Opfer gefallen.

Die Wilton People lebten in kleinen Gruppen und wendeten viel Muehe bei der Bestattung ihrer Toten auf. In einigen Graebern hat man bemalte Steine gefunden. Wir wissen heute nicht, ob es sich um Amulette oder persoenlichen Besitz des Verstorbenen handelte oder ob diese kleinen Steine dem Verstorbenen einen sicheren Uebergang und Schutz im Jenseits bieten sollten. Aber wir wissen, dass sie Vorstellungen von einem Leben nach dem Tode gehabt haben muessen, denn sonst haetten sie nicht so viel Muehe bei der Bestattung aufgewandt.

Diese Menschen konnten fuer viele Tausend Jahre ohne groessere Veraenderung in ihrer Lebensgewohnheiten im gleichen Gebiet bleiben und es gibt keine Hinweise darauf, dass sie in groesse kriegerische Auseinandersetzungen mit ihren spaeter zugewanderten Nachbarn verwickelt waren.

Die Hollaender haben sie als Wilde angesehen, da sich ihr ganzer persoenlicher Besitz auf den wenigen Utensielien beschraenkte, die sie zum Leben brauchten. Ihr Schmuck waren besonders schoene Muscheln und ihre Werkzeuge waren einfach und praktisch und alle aus natuerlichen Materialien gefertigt. Diese Menschen hatten keine festen Siedlungen, sondern nur einfache leicht auf - und abzubauende transportable Huetten. Es gab wahrscheinlich keinerlei uebergeordnete politische Struktur oder die Funktion eines Haeuptlings.

Das Leben innerhalb der Gruppen wird dem der San oder Bushmen sehr aehnlich gewesen sein. Die Wilton People hinterliessen uns anders als die San keine Felsmalereien oder Steingravuren. Die wenigen bemalten Steine sind eigentlich alles was wir an Kulturgegenstaenden haben.
Bewundernswert ist die Tatsache, dass sie trotz des mehr als ausreichenden Nahrungsangebotes nie in groesserer Zahl aufgetreten sind – vieles spricht dafuer, dass sie wie andere fruehe Bewohner des suedlichen Afrika pflanzliche Mittel zur Geburtenkontrolle eingesetzt haben.

Ihre Gesellschaft war auf Nutzung und nicht Ausbeutung der natuerlichen Recoursen ausgelegt. Sie haben mit der Natur gelebt und nicht versucht sie sich untertan zu machen. Dies ist wohl einer der wichtigsten Unterschiede zu spaeteren Kulturen.

Die Wilton People waren in der Lage ihre persoenlichen und gruppeninternen Konflikte zu loesen und ihr System hierfuer muss sehr effektiv gewesen sein, denn es erlaubte ihnen fuer viele Jahrtausende im gleichen Gebiet zu leben.

Wenn wir nun die Faehigkeit in der Gruppe miteinander zu leben, die Qualitaet und Quantitaet der Nahrung und nicht zuletzt den geringen Zeitaufwand fuer die Nahrungsgewinnung mit unserer heutigen Gesellschaft vergleichen, wird es schon recht schwierig unsere Lebensweise als die ueberlegenere zu sehen. Mit wachsendem Wissen um die so genannten primitiven Kulturen kann sich fuer heute der eine oder andere wichtige Weg zur Loesung unsere draengenden Probleme erschliessen.

Die Wilton People haben anders gelebt als wir und die Frage ob es besser oder schlechter war sollte sich jeder selbst einmal stellen.

Denis – September 2008

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