Sprachen der San

Die Wissenschaft versucht schon lange die Frage zu klären, wo die ältesten noch lebendigen Sprachen auf unserer Welt gesprochen werden. Aktuelle Ergebnisse zeigen das die Khoisan mit ihren verschiedenen Sprachen uns einen Blick in die tiefe Vergangenheit der Entwicklung der Sprachen erlauben. Man hatte lange Zeit die Vorstellung, dass die Sprachen der Jäger und Sammler sich von primitiven Anfängen schrittweise zu den modernen komplexen Sprachen entwickelt haben.

Nun stellen uns die Ergebnisse der Khoisan Sprachen vor einige grosse Überraschungen, denn sie enthalten z. B. mit rund 100 wesentlich mehr Laute als alle anderen Sprachen, die sich im Bereich von 30 bis 40 Lauten bewegen. Man hatte zuvor angenommen, dass die ersten Sprachen nur wenige Laute enthielten und dass sich die Zahl im Laufe der Entwicklung dann langsam erhöht hätte.

Die hohe Anzahl an Lauten, von denen viele zu den sogenannten Klicklauten gehören sind für einen Fremden eine der größten Hürden beim Erlernen einer der Sprachen der Khoisan. Die Grammatik, die verschiedenen Formen eines Verbs und die Anzahl der Worte sind hingegen recht einfach zu meistern. Sprachen werden also nicht mehr oder weniger komplex, sondern sie haben einfach ihre individuellen Unterschiede.

Unter den Sprachforschern war es für lange Zeit eine strittige Frage, ob es sich bei den verschiedenen Sprachen der Khoisan wirklich um eigenständige Sprachen handelt, oder ob es nur Dialekte sind. Es beginnt schon bei den Namen für die verschiedenen Sprachen, denn hier finden sich in der Literatur sehr viel mehr Namen, als es Sprachen gibt.

Bei dem Versuch der Klärung dieser Frage, wie die verschiedenene Gruppen der Khoisan ihre eigene Sprache nennen, stellte sich bald heraus, dass dies keine Frage ist, auf die es eine einfache Antwort gibt. Ein erster Grund ist der, dass diese Menschen einfach kein Namen für ihre Sprache haben, denn für sie gibt es keine Notwendigkeit etwas so Selbstverständliches, wie Sprache mit einem Namen zu versehen.

Verschiedene Forscher haben in einer ganzen Reihe von Fällen nicht den Namen der Sprache, sondern den Namen der Gruppe der Sprecher erfahren und dieser Irrtum findet sich dann in der entsprechenden Literatur. In anderen Fällen haben die Khoisan auf die Frage mit einer Beschreibung geantwortet, da sie kein eigenes Wort für ihre Sprache hatten und die Forscher haben diese Beschreibung mit dem Namen der Sprache gleichgesetzt. Eine weitere Möglichkeit stellte die Angabe des Namens der Gegend, aus der die gefragte Person kam dar, und auch hier hatte dies nichts mit dem gesuchten Namen der Sprache zu tun.

Eine der bekanntesten Umschreibungen kann man mit ‚die Sprache der Menschen’ übersetzen, denn für die Khoisan war ihre Sprache genau das.

Die Sprachen kennen keine Worte für plus und minus sowie für Zahlen größer als sechs, denn dafür hatten sie in ihrem Leben keinen Gebrauch. Auch für Besitz und Eigentum gab es keine Worte, denn ihnen war das Konzept, das hinter diesen Begriffen steht völlig fremd und somit unverständlich.

Ich hoffe ich konnte euch ein wenig anregen einmal darüber nachzudenken, wie sehr unser Leben und unsere Lebensumstände sich in der Sprache widerspiegeln und wie schnell Missverständnisse zwischen den verschiedenen Kulturen entstehen koennen.

Oktober 2009