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Hirtenvölker

Die nomadischen Hirtengesellschaften entstanden als erste Form des menschlichen Zusammenlebens in der Tierherden und somit Besitz eine Rolle spielen. Während sich die Jäger- und Sammlergesellschaften aus den vielen in der Natur angeboten Nahrungsquellen einfach bedienten, begannen die Hirten sich durch ihre Lebensweise eine gleichmäßige und stetig verfügbare Nahrungsquelle zu sichern. Bei den meisten nomadischen Hirten gibt es immer noch klare Verknüpfung zu der Lebensweise der Jäger und Sammler, denn durch das Sammeln von wildem Getreide und Früchten sowie der gelegentlichen Jagd kommt ein nicht unerheblicher Teil der Nahrungsversorgung.

Camel 1

Da nomadisch lebende Menschen jeder Form von Regierung ein Dorn im Auge sind, hat man immer wieder versucht, das Umherziehen und beliebige Überqueren von Grenzen zu unterbinden. Die Ackerbauern haben die Hirtenvölker in die weniger ertragreichen Regionen gedrängt, da sie die besseren Böden für sich und ihre Landwirtschaft beanspruchen.

Einer der wohl ältesten Belege für die Auseinandersetzung zwischen den sesshaften Bauern und den nomadischen Hirten finden wir in der Geschichte von Kain und Abel im Alten Testament der Bibel. Die nomadischen Viehhirten wurden von den Bauern immer als primitiv und störend empfunden. Dies kommt in fast allen Zeugnissen, die wir über das Zusammenleben dieser beiden Kulturformen haben zum Ausdruck. Die nomadisch lebenden Menschen haben nur selten ihre orale Tradition der Bewahrung ihrer Geschichte und ihrer Erzählungen zugunsten einer schriftlichen Aufzeichnung aufgegeben. Berichte liegen uns nur von den sesshaften Menschen über ihre Sicht der Dinge vor.

Camel 2

Das Leben der Hirten wird immer wieder als eine Form von Müßiggang mit einem Hang zur Faulheit dargestellt. Der Bauer wird hingegen als hart arbeitender Mensch übermäßig verherrlicht. Erst in unserer Zeit haben sich einige Ethnologen bemüht, dieses Bild zu korrigieren. Ihnen wurde klar, dass die Hirten über ein ausgesprochen umfangreiches Wissen verfügen mussten, um ihre Herden auf den oft sehr spärlichen Weidegründen optimal betreuen zu können. Sie mussten auch sehr viel über das Verhalten der Tiere, ihre Gewohnheiten und ihre möglichen Krankheiten wissen, denn sie sind verantwortlich für die Herde und können in einer Notsituation nicht auf Hilfe von Außen hoffen.

Peter Fuchs gibt uns in seinem Buch „Menschen der Wüste“ einige sehr schöne Beispiele für solches Wissen: „Das Tränken von Kamelen, das doch so einfach zu sein scheint, ist in Wirklichkeit eine schwierige Angelegenheit. Es kommt dabei nicht nur auf die Jahreszeit an und darauf, ob ein Kamel als Transport- oder Reittier eingesetzt ist, oder ob es weidet, sondern es kommt ebenso entscheidend auf die Weidepflanzen an, ob es eine Kräuterweide, eine Grasweide, eine Buschweide oder Baumweide ist.
Der Hirte muss darauf achten, ob die Weide am Morgen feucht von Tau oder trocken ist, ob die Pflanzen ‚heiß’ oder ‚kühl‘ sind, welche Gräser und Kräuter die Kamele fett machen oder nur den Bauch füllen. Entsprechend muss getränkt werden, oder es darf unter gar keinen Umständen getränkt werden, weil die Gefahr tödlich endender Blähungen besteht.“

Ich denke, dieses kleine Beispiel zeigt uns sehr deutlich, dass es keinen Grund gibt, abfällig auf die nomadisch lebenden Hirten herabzuschauen. Sie leben im Einklang mit der Natur und nutzen die angebotenen Ressourcen. Erst wenn dieses empfindliche Gleichgewicht durch gut gemeinte Brunnenbauprojekte aus der Bahn geworfen wird, kommt es zu einem unkontrollierten Anwachsen von Herden, die dann für die Überweidung verantwortlich sind. Die Ausdehnung der Wüsten in Afrika hat oft hier eine ihrer wesentlichen Ursachen.

Ziegen

Dies sollte man bitte bedenken, ehe man für den nächsten Brunnen spendet, der am Ende doch nur Elend und Hunger zu den Menschen bringt. Die Welt Afrikas ist sehr komplex und leider führt falsche Hilfe in vielen Fällen zu einer Verschlimmerung der Lage.

Ich hoffe ich konnte einen kleinen Beitrag leisten, um euch die besondere Problematik der nomadischen Hirtenvölker etwas verständlicher zu machen.


März 2010

Autor: denis2010

Seitengestaltung - Renate (piadora2010)

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