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Ein Versuch Afrika zu zu verstehen


Fuer Menschen aus Europa ist es meist sehr schwer das Verhalten von Menschen im suedlichen und zentralen Afrika wirklich zu verstehen. Oft sieht man etwas, versucht es sich zu erklaeren und liegt im Grund voellig daneben. Man kann sagen, ich sehe, aber ich begreife nicht.

Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden den grossen Bogen in der Geschichte zu spannen, der es erleichtert einen Zugang zum Denken der einheimischen Menschen zu erreichen. Um das volle Bild zu erfassen, muessen wir in der Zeit rund 10.000 Jahre zurueck gehen. Hier liegen die Anfaenge der Geschichte der Entwicklungen die wir betrachten wollen. Zu dieser Zeit wurde das gesamte suedliche Afrika von den Bushmen dominiert und nach Norden, im zentralen Afrika schloss sich das Gebiet der Pygmaen an. Diese beiden Gruppen haben ihre wesenliche Verhaltensweisen bis in unsere Tage erhalten koennen. In beiden Gruppen lebten die Menschen in kleinen Gruppen, die durch verwandtschaftliche Beziehungen zusammengehalten wurden. Das Leben war nomadisch und als wichtiges gemeinsames Merkmal steht das Fehlen von persoenlichem Besitz hervor. Alles gehoerte den Mitgliedern der Gruppe und es gab keine Ansprueche auf Land oder Viehherden. Es gab ebenfalls keine Religion in modernen Sinn und keinen groesseren sozialen Verband als die Gruppe. Das Wissen wurde durch muendliche Ueberlieferung weitergegeben und die Erziehung von Kindern wurde von allen aelteren Mitgliedern der Gruppe durchgefuehrt. Es fehlen berufliche Spezialisierungen im modernen Sinn, die Aufgaben werden von allen Mitgliedern der Gruppe gemeinsam bewaeltigt. Diese Form des Zusammenlebens wird heute oft unter dem Namen „Friedliebende Gesellschaft“ zusammengefasst. Dieser Begriff ist leider etwas irrefuehrend, denn es wurde hier keine gezielte Form des friedlichen Zusammenlebens praktizier, sondern es fehlten die wesentliche Grundlage fuer Konflikte – es gab den Gedanken des Besitzes nicht.

Mit dem Einsetzen der Wanderungsbewegung der Bantustaemme aus dem Westen Afrikas in Richtung Sueden begann sich Druck aufzubauen. Die Neuankoemmlinge hatten eine andere Form des Lebens, sie waren meist nomadische Hirten. Sie hatten als gemeinsames Merkmal des Stammes den Besitz von Nutztieren. Dieser Besitz musste geschuetzt werden und man versuchte ihn zu vergroessern. Die Bedeutung des Stammes wurde an der Groesse der Herden gemessen.

Die zweite Gruppe unter den Neuankoemmlingen hatte erste Formen des Ackerbaus mitgebracht und im gleichen Zuge die Mobilitaet aufgegeben. Die Menschen des Stammes lebten in einem bestimmten Gebiet, wo sie ihre Felder bestellten. Diese Staemme konnten aus sehr einfachen Gruenden keine nomadischen Nachbar auf ihren Feldern dulden und es kam zu Konflikten.

Alle fruehen Gruppen zeigen Uebergangsformen, sprich die Bauern hatten auch in gewissem Umfang Nutztiere und alle Gruppen sammelten wildwachsende Fruechte, Wurzeln und Nuesse als Nahrungsergaenzung. Der Fleischbedarf wurde in fast allen Faellen durch die Jagd von Wildtieren gedeckt.

Durch die relativ duenne Besiedlungsdichte gab es fuer lange Zeit keine wesentlichen Beeintraechtigungen im Angebot an Wildtieren. Man toetete um zu essen und nicht als Sport.

Die sich schneller vermehrenden Bantuvoelker begannen langsam die urspruenglichen Bewohner mehr und mehr in weniger attraktive Teile des suedlichen Afrika zu verdraengen. Die Pygmaeen wurden im tiefer in den Regenwald gedraegt und die Bushmen in Richtung der Steppen und Halbwuesten. Ihre Lebensweise ermoeglichte diesen Voelkern ein Ueberleben in Gebieten, wo die eingewanderten Bantuvoelker nicht ueberleben konnten.

Der naechste grosse Einschnitt geschah mit dem Auftauchen der arabischen Kaufleute und Haendler an der Kueste Ostafrikas. Die Araber hatten nur direkten Kontakt mit dem Bewohnern der Kuestenregionen und benutzten diese um die begehrten Gueter, wie Gold, Elfenbein und Sklaven zu bekommen. Es entstanden die ersten festen Siedlungen und Haefen.

Parallel hatten sich im Inneren des suedlichen Afrika eigenstaendige Strukturen gebildet, die man als Staaten im sozialen Sinne ansprechen muss. Diese Entwicklung ging in der regel mit der Unterdrueckung schwaecherer Staemme Hand in Hand. Die bekannten Runinen von ‚Great Zimbabwe“ sind markante Ueberbleibsel eines solchen Staates.

Die ersten Kontakte mit Menschen aus Europa haben keine signifikanten Eindruck hinterlassen. Diese fruehen Endecker hatten Indien und Ostasien als Ziel und sahen in Afrika nicht mehr als einen Platz fuer den Zwischenstop, um Wasser und Proviant aufzufuellen.

Die Portugisen verdraengten bald die Araber aus den attraktiven Handelsplaetzen an der Ostafrkanischen Kueste und uebernahmen deren System, dass die Staemme von der Kueste die Gueter aus dem Landesinneren lieferten.

Mit dem Wachsen der Siedlung der Hollaender am Kap begann der erste echte Einzug der Weissen im suedlichen Afrika. Die direkten Kontakte zwischen der neuen Siedlung und den einheimischen Menschen verliefen oft gewaltsam und blutig. Die groesseren negativen Auswirkungen geschahen durch die Verbreitung von Infektionskrankheiten.

Es kam zu einem Zusammenprall von voellig verschiedenen Denksystemen und Vorstellungen. Der Einzug der Missionare war der naechste massive Eingriff. Sie sahen in den Einheimischen arme Waisen und wollten sie zum richtigen Glauben bekehren. Diese Sichtweise wurde von den Weissen im Allgemeinen angenommen. Die Kirche sollte sich um das Seelenheil der Schwarzen kuemmern und die weissen Siedler wuerden ihnen Unterkunft und Verpfegung bieten. Im Gegenzug wurden die Einheimischen als Arbeitskraefte auf den Farmen und spaeter in den Minen genuzt. Man war an den Muskeln und nicht an der geistigen Entwicklung dieser Arbeitskraefte interessiert.

Diese fuer Jahrhunderte andauernde geistige Unterdrueckung durch eine weisse Minderheit hat erst mit dem Beginnen der Unabhaengigkeitsbewegungen in der 2. Haelfte des 20. Jahrhunderts ihren Abschluss gefunden. Nun wurden die Schwarzen leider oft ohne jede Vorbereitung in die Unabhaengigkeit entlassen. Wenn man sich den langen Weg der Entwicklung der schwarzen Voelker ueber die letzten 10.000 Jahre ansieht, faengt man an zu verstehen, dass viele Probeme der heutigen Zeit nichts anderes sind als das Ergebniss einer langen Entwicklung. Man kann nicht erwarten, dass die schwarzen Voelker die Denkmodelle der Menschen aus Europa uebernehmen, denn auch die haben sich oft genug als nicht brauchbar erwiesen. Afrika braucht Zeit seinen eigenen Weg zu finden und dabei werden wie ueberall in der Geschichte Fehler gemacht, aber ohne Fehler kann es keinen Lehrprozess geben.

Man kann nur hoffen, dass das junge Afrika die notwendige Zeit bekommt, um seinen eigenen Weg zu finden.

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