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Lebensmittelspenden


Die Hungerkrise in Zimbabwe hat den Ruf nach Lebensmittelspenden fuer die hungernde Bevoelkerung als unvermeidliche Massnahme fuer die nahe Zukunft laut werden lassen. Ich werde heute ein wenig ueber die Situation in Zimbabwe berichten, damit sich die Menschen in Deutschland ueberhaupt ein Bild vom Ausmass der Krise machen koennen, gleichzeitig moechte ich aber auch ein wenig aus einem sehr aufschlussreichen Artikel vom letzten Sonntag aus dem „Sunday Independent“ – eine der anspruchsvollen Zeitungen in Suedafrika – berichten. Diese Artikel beschaeftigt sich mit Lebensmittelspenden fuer hungernde Menschen in England. Ich hoffe diese beiden sehr unterschiedlichen Beispiele werden helfen den Teufelskreis der Spenden besser zu verstehen und es vielleicht leichter machen nachzuvollziehen, warum solche Spenden keine Langzeitloesung darstellen.

Die Bevoelkerung in Zimbabwe hungert und das nicht erst seit einigen Wochen, sondern schon seit laengerer Zeit. Die Landreform, welche die grossen Farmen der weissen Siedler beschlagnahmt hat und sie nicht etwa an die arme Bevoelkerung ausgehaendigt hat, sondern an die neuen Besitzer, hochrangige Militaers und politische Fuehrer uebergeben hat, fuehrte zum Zusammenbruch der Landwirtschaft in diesem Land. Zimbabwe war fuer viele Jahrzehnte der Brotkorb Afrikas und die Landwirtschaft erwirtschaftete riesige Uberschuesse, heute sind dies alles nur noch Erinnerungen an eine bessere Vergangenheit. Die Boeden und das Klima Zimbabwes sind eine grosse Hilfe fuer die Landwirtschaft. In den letzten Jahren hat der globale Klimawechsel jedoch zu lang anhaltender Trockenheit gefuehrt und die traditionellen Feldfruechte koennen ohne kuenstliche Bewaesserung kaum noch angebaut werden. In einem Land in dem es fast ueberall Probeleme mit Trinkwasser fuer die Menschen gibt, hat leider erst recht Probleme mit der Bewaesserung der Felder.

Eine Soforthilfe ist notwendig, aber gleichzeitig muss eine Reaktivierung der Landwirtschaft stattfinden und eine Anpassung der Feldfruechte an die veraenderten Klimabedingungen. In Afrika kommen immer mehr politische Fuehrer zu der Erkenntnis, dass die Art der hochtechnisierten Landwirtschaft in Kombination mit genmanipuliertem Saatgut, hochspezialierten Duengern und Pestiziden nicht der richtige Weg ist, um die Landwirtschaft zu entwickeln. Langjaehrige Studien der Vereinten Nationen haben in verschiedenen afrikanischen Staaten gezeigt, das die organische Landwirtschaft nicht nur sehr viel umweltfreundlicher ist, sondern auch noch hoehere Ertraege und hoehere Beschaeftigungsquoten produziert.

Suedafrika hat im Haushalt 300 Millionen Rand fuer ein Hilfsprogramm fuer die Landwirtschaft in Zimbabwe eingestellt und es bleibt zu hoffen, dass andere Laender diesem Beispiel folgen werden. Die grossen Hilfszusagen der USA und Englands sind bisher nicht eingetroffen und viele Menschen haben ernste Zweifel ob sie je kommen werden.

Die Menschen in Zimbabwe ueberleben, weil sie von den vielen die das Land auf der Suche nach Arbeit verlassen haben unterstuetzt werden. Dies ist keine Loesung sondern die Ursache, dass die Wirtschaft in diesem Land noch nicht voellig zum erliegen gekommen ist. Die beiden groessten Krankenhaeuser des Landes sind geschlossen, weil es keine Medikamente mehr gibt. Die Feuerwehr hat die Arbeit niedergelegt, weil die Mitarbeiter keine Mahlzeit mehr am Tag bekommen – es war fuer viele die einzige Mahlzeit. Ich denke so langsam bekommen man ein Bild wie schlimm die Situation wirklich ist.

Aber nun zum zweiten Beispiel, den Lebensmittelpakten in England. Es sind nicht nur die Menschen ohne Einkommen, die auf solche Hilfen angewiesen sind, sondern immer mehr Menschen mit Arbeit. Diese Menschen verdienen einfach nicht genug um sich selbst und ihre Familien zu ernaehren. Die Initiative der so genannten ‚foodbanks‘ ist eine rein private Organisation und sie ist in einer ganzen Reihe von Ballungszentren in England aktiv. Dort erhalten Menschen Lebensmittelpakete fuer Gutscheine und die Gutscheine werden von Sozialarbeiteren und Aerzten an beduerftige Menschen ausgegeben. Es sind keine wirklich gesunden Nahrungsmittel in den Paketen, aber sie fuellen den hungrigen Bauch. Hier werden uebrigens die Grundlagen fuer gesundheitliche Probleme als Folge von falschen und unausgewogenen Ernaehrung gelegt. Solche Ueberlegungen sind den hungrigen Menschen im Moment egal, denn sie haben keine andere Alternative. Die Zahl der Menschen, die solche Dienste in Anspruch nehmen muessen waechst und hier wird eine Loesung angeboten, die nur fuer eine kurze Zeit Erleichterung bieten kann, aber keinen Weg in eine bessere Zukunft erlaubt.

Ich weiss, dass es in Deutschland inzwischen aehnliche Probleme und Initiativen gibt. All solche Aktionen haben gemeinsam, dass es in Ordnung ist fuer einen momentanen Notfall in dieser Form zu helfen.

Leider handelt es sich bei den Problemen in Afrika und bei den Problemen in Europa in keiner Weise um einen momentanen Notfall, sondern hier haben wir es mit langfristigen und tief greifenden Problemen des Systems zu tun.

Ich kann die Loesungsansaetze in Afrika sehen und sie machen Sinn fuer mich. In Europa sehe ich im Moment keine Loesungsansaetze und alles deutet darauf hin, dass sich die Lage in der Zukunft nur verschlimmern wird. Es waere sicher sinnvoll und gut wenn man in Europa ueber langfristige Loesungen nachdenken wuerde. Loesungen fuehren Menschen wieder in die Unabhaengigkeit und die sind bisher nicht erkennbar.

Wie immer sind eure Kommentare und Anregungen zu diesem Thema herzlich willkommen e-mail


Denis - Oktober 2008 - Johannesburg

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