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Neue Kolonialmacht Deutschland?

Geht es nach den Ideen des amerikanischen Ökonomen Paul Romer, so sollen Staaten, wie die Bundesrepublik in der sogenannten Dritten Welt neue Mega Städte gründen und für einen festgelegten Zeitraum betreiben. Er orientiert sich mit seinen Ideen am Beispiel Hongkongs.

Man könnte das Ganze, als den schlechten Traum eines Spinners abtun, wenn dieser Mann nicht schon mehrfach als möglicher Kandidat für den Nobelpreis im Gespräch gewesen wäre und Ende der neunziger Jahre vom Magazin ‚Time’ zu einem der 25 einflussreichsten Menschen der USA gewählt worden wäre. Es ist also nicht der einsame durchgeknallte Fantast, sondern leider jemand auf den Politiker hören.

Er stellte sich seine Charter Cities als Inseln des Aufschwungs in einem Ozean der Armut vor. Irgendwie kommen mir solche Visionen doch sehr bekannt vor, denn hatte nicht auch in Deutschland ein wichtiger Mann seinen Traum von den blühenden Landschaften, auf die man bis heute noch vergeblich wartet?

Paul Romer
Paul Romer

Romer geht aber in seiner Idee noch sehr viel weitere, denn er hat die Vorstellung, dass die armen Länder den Grund und Boden liefern und die reichen Partnerländer neben den Gesetzen auch gleich so nützliche Dinge, wie Polizei und Verwaltung. Wenn ich mir nur versuche vorzustellen, dass jemand mit der deutschen Verwaltungsmentalität und der Gründlichkeit versucht eine solche Stadt zu verwalten, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder mich gruseln soll.

Romer ist in seinen Ideen schon sehr konkret: „Die künstliche Stadt soll mit der Kombination aus Industriestaaten-Recht und Entwicklungsland-Kosten locken. Großkonzerne und Privatinvestoren sollen kommen, weil sie hohe Renditen erwarten, Arbeiter, weil sie auf einen Job hoffen. Unternehmer, weil sie die Freiheit und die Kreativität einer Metropole im Aufbruch reizt. Menschen, Waren und Geld strömen auf das leere Stück Land.“

Romer ist einer, dieser in meinen Augen so besonders gefährlichen Amerikaner, denn er ist von einem solchen Sendungsbewusstsein erfüllt, dass er glaubt, die ganze Welt mit dem inzwischen doch hoffentlich nicht mehr als ideal angesehenen amerikanischen Lebensstil beglücken zu wollen.

Ich halte die Visionen dieses Mannes aber für zu gefährlich, als das man sie als Blödsinn einfach abhaken sollte, denn sie beinhalten so viel Potenzial, um mit einem falsch verstanden Helfen, Geld zu machen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der eine oder andere Politiker sich für die Idee erwärmen könnte.

Besonders gefährlich erscheint mir, das Romer gleich gezielt an Länder wie Deutschland denkt, denn hier treffen neben der Unfähigkeit die Dinge im eigenen Land zu regeln leider auch noch das Großmachtstreben und Gewissenlosigkeit der Politiker zusammen. Eine brisante Mischung, die viel Schlimmes erwarten lässt. Man sollte deshalb solchen Vorschlägen so schnell wie möglich eine klare Antwort entgegensetzen. Die Erste Welt hat die meisten Probleme mit denen wir uns heute in der Welt rumplagen verursacht, warum sollte gerade von ihr die Lösung für die Probleme kommen?

Der amerikanische Traum hat sich zunehmend als globaler Albtraum entpuppt und sollte deshalb genau wie andere Ideen, die sich als nicht funktionsfähig erwiesen haben in die große Kiste der gescheiterten Versuche gelegt werden. Was die Welt mit ihren stetig wachsenden städtischen Ballungsräumen braucht, sind nicht die Ideen, die auf noch mehr Wachstum und noch mehr Technik basieren, sondern Ansätze, die sich um die Ernährung der Menschen in den städtischen Ballungsräumen und gesunde Lebensverhältnisse kümmern.

Es gibt auf diesem Gebiet sehr gute und vielversprechende Ansätze, aber die kommen in aller Regel aus den Ländern der Dritten Welt. Ich spreche von Urban Agriculture und Low Tech, also dem Gegenteil von High Tech. Die größte Gefahr unserer unmittelbaren Zukunft liegt für mich in einem unglaublichen Hoffen auf technische Lösungen für Probleme, die gesellschaftliche Ursachen haben. Dabei wird immer wieder übersehen, dass gerade die westliche Zivilisation in den allermeisten Fällen die Quelle der Probleme darstellt.

Das Gefährliche an einem Mann wir Paul Romer ist für mich, dass er an seine Idee glaubt, sie mit Politikern diskutiert und schon mit einem Team von zehn Mitarbeitern daran arbeitet. Diese Menschen sind bereit für ihre Utopie zu kämpfen. Vielleicht ist es an der Zeit auch auf der Seite der Menschen, die eine wirklich bessere und vor allem menschlicherer Zukunft wollen den Kampf dafür endlich aufzunehmen.


Januar 2010

Autor: denis2010

Seitengestaltung - Renate "piadora2010"

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