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Ein Blick in das Saarländische Staatstheater


Am 28.08.2003 besuchten feierabend-Mitglieder das Saarländische Staatstheater.

Carl-Heinz Knob berichtet:

"Wir wollen mit unseren Theater- und Opernaufführungen nicht "Museum" sein, auch alte, historische Stücke sollen und müssen durch moderne Inszenierungen der Jugend näher gebracht werden," so der Tenor Bächle.
Auch an seinem 65. Geburtstag lässt er es sich nicht nehmen, unserer Gruppe einen Blick hinter die Kulissen des Staatstheaters werfen zu lassen.
"Nachdem ich als Tenor und Regieassistent in Pension gegangen bin, bleibe ich dem Theater in Führungen von Gruppen durch "mein Theater", hauptsächlich Schulklassen, erhalten."
Im Verlauf unserer Führung merkt man ihm an, mit wie viel "Herzblut" er noch heute Theatermann ist!

Das von Architekt Paul Baumann erbaute Staatstheater war von der Nazi-Herrschaft in Auftrag gegeben. Man wollte mit diesem im neoklassizistischen Stil erbauten Prachtbau an der Grenze zu Frankreich ein "Deutsches Haus der Kunst" gebaut wissen, es sollte das Gegenstück zur französischen Kultur darstellen.
So wurde das Theater mit Richard Wagners Oper "Der fliegende Holländer" 1938 eröffnet. Diese Operkomposition (1839 - 41 entstanden) führte dazu, dass der vorher hoch verschuldete Wagner 1843 zum Königlich Sächsischen Hofkapellmeister ernannt wurde.
Schon 1942 wurde das Theater in Saarbrücken durch Brandbomben zerstört, und 1944 erneut eröffnet.
Das Besondere an der "Neueröffnung" war, dass die Besucher neben ihrer Eintrittskarte jeweils 2 Briketts (Braunkohle) am Eingang abgeben mussten, um die Heizung des Theaters zu gewährleisten.
Heute kann man über das Saarländische Staatstheater in einer "Biographie" u.a. lesen :
"Seit 1938 wird an dieser Stelle für Saarbrücken und das Saarland Musiktheater, Schauspiel, Ballett und vieles mehr geboten. Unverkennbar trägt das Haus die architektonische Handschrift seiner Erbauer, die an der Westgrenze des faschistischen Deutschlands ein Zeichen setzen wollten. Geplant war damals, die Kultur in den Dienst eines ideologischen Westwalls zu stellen - die Zeitläufe haben ihn glücklicherweise geschleift. Das mahnende Zeichen ideologischen Größenwahns, die Erblast deutscher Geschichte, umgibt architektonisch heute ein lebendiges, aufgeklärtes und pluralistisches Theater, das den Widerspruch zwischen seinen Mauern und seinen Menschen auf, vor und hinter der Bühne nicht verdrängen kann und will. In diesem Sinne ist das Staatstheater mit gutem Recht ein Denkmal geworden.
Das ehemalige "Bollwerk" nach Westen ausgerichtete Staatstheater ist heute Brückenkopf zu den europäischen Nachbarn."

Im Programm erkennen wir alle klassischen und modernen Theater- und Musikstücke.
Das 80 Personen umfassende Orchester ist als sogenanntes A-Orchester anerkannt und steht auf dem Sprung zum höher bewerteten A 1-Orchester.
530 Beschäftigte, davon 200 in Teilzeit in 40 verschiedenen Berufen. umfasst das "Unternehmen Staatstheater". Schon allein für die Kulisse braucht man Schreiner, Tischler, Maler, Elektriker usw; Kulisse, Bühne, Maske, Kostüme, alles muss besetzt sein, alles wird in Eigenregie hergestellt.
Allein für das Musiktheater " Les Misérables " benötigt man 7oo Kostüme. !!
"Wir hatten bei einer Theateraufführung einmal einen lebendigen Esel auf der Bühne" so unser Tenor Bächle. "Bei der Premiere müssen ihn die vielen Zuschauer so erschreckt haben, dass man sein lautes iiih - aaah bis hinauf in den zweiten Rang hören konnte. Schlimm wurde es jedoch erst, als er nach seinem Auftritt sein iiih - aaah auch hinter der Bühne nicht enden lassen wollte und dies weiterhin laut durchs Theater schallte."

Die mächtige Dreh- und Hebebühne ( 53 x 38 Meter groß und 39 Meter hoch ) sowie die 330 Scheinwerfer werden - wie auch der Ton - ausschließlich durch Computer gesteuert.

Der riesige Kronleuchter im Zuschauerraum hat einen Durchmesser von 4,38 Metern und dient mit seinen 1600 Prismengläsern als "Tonsteuerung".
Der Zuschauerraum ist mit 856 Sitzplätzen flächenmäßig kleiner als das gesamte Bühnenareal.

Das Saarland ist ein Flächenland mit vielen Dörfern. So ist es üblich, dass in den einzelnen Dörfern mit Reisebussen Theaterbesuche angeboten werden.
Folgendes ist laut Tenor Bächle passiert :
Man erwartete im Theater noch den Bus aus Rammelsbach, verschob den Beginn der Vorführung, bis man dann schließlich doch ohne die Rammelsbacher beginnen musste. Der Bus aus Rammelsbach kam in einen Verkehrsstau und traf daher erst nach Beginn der Vorstellung "Die Räuber" im Theater ein.
Leise, trotzdem störend, begaben sich die Verspäteten zu ihren Plätzen, was während einer Vorstellung eher ungewöhnlich ist. Als der Schauspieler seinem Text entsprechend rief :"Woher des Weges - jetzt?" rief die Leiterin der Gruppe Rammelsbach laut zur Bühne :"Mir komme mit de Bus aus Rammelsbach und han in a Stau gestande, auf de Autobahn dringestochen ."
Der "Erfolg" war ein lauthals lachendes Publikum in einem ernsten Theaterstück.

Theater in Deutschland ist ein riesiges Zuschussunternehmen, wenn man bedenkt, dass für jede Aufführung pro Sitzplatz ein Zuschuss von 185 € notwendig wird und Sponsoren lediglich ca. 1 % beisteuern.
Wolfgang Palka (Autor, Regisseur, Theater-Agent, Dramaturg, Graphik- u. Web-Gestalter) sagt zur finanziellen Situation, ich zitiere: "Die Lage ist angespannt. Mit weiteren Kürzungen, Fusionen, gar Schließungen von Theatern ist zu rechnen. Darüber kann man jammern oder nicht. Theater ist etwas Besonderes. Von seiner Unmittelbarkeit und magischen Energie kann die Unterhaltungs- und Bildungs-Maschine der Massenmedien nur träumen. Aber Theater kann sich heute auf den in der Aufklärung begründeten Vertrag mit der Politik nicht mehr verlassen: wenn es untertänig darauf wartet, weiterhin versorgt zu werden, arbeitet es an seinem Verschwinden. Theater hat eine natürliche Lobby: sein Publikum. Wenn es, sich hierarchisch positionierend, sein Publikum jedoch von oben herab bedient, wird diese Lobby sich fügen, wenn ihm das Theater weggenommen wird: es kaum bemerken. Die althergebrachte, gewohnte Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit des Theaters in der Stadt, in der es seit jeher vorhanden ist, ist nicht aufrecht zu erhalten: das muss sich neu beweisen, also reformulieren, den Sinn neu bestimmen."

Unser Besichtigungsleiter Tenor Bächle zum Abschluss seiner - aus innerer Liebe zum Theater - durchgeführten Führung: "Das Theater gibt Wahrheiten dar, versetzt Historie in die heutige Zeit - in Live Ausstrahlungen - hält den Spiegel vor und darf provozieren, kann jedoch die Welt nicht verändern“.
Die Pflege des Erbes liegt uns am Herzen, nicht, um den Bestand der maßgeblichen Werke museal zu konservieren, sondern um sie den nachwachsenden Generationen lebendig in die Hände zu geben."

Die besondere Stellung des Theaters in der Kunst schildert der rheinland -pfälzische Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kunst, Professor Dr. Jürgen Zöllner in einem Interview u.a. so: "Es ist zwangsläufig notwendig, das Theater zu unterstützen, wenn man vom Theater mehr erwartet, als die Reproduktion der Vergangenheit. Und ich meine auch, dass das Theater im Bereich der Künste eine ganz besondere Stellung hat. Kunst ist eine sehr hoch entwickelte Form, sich mitzuteilen, und es geht darum, diese Form immer weiter zu entwickeln. Und da ist das Theater nun mal die Kunstform, die alle anderen - Bildende Kunst, Musik, Sprache, körperliche Bewegung - vereinigt."

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