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Flusskreuzfahrt auf der Donau mit der MS Geoffrey Chaucer vom 23. bis 30.7.2020

Wir – das sind Elke/Sunny322 und Renate/Schmiermaxe – haben auf der Rhein-Mosel-Fahrt förmlich "Wasser geleckt". Dort hatten wir von der geplanten Donaufahrt gehört, umgehend den an Bord befindlichen Deutschland-Direktor von Globalis-Reisen am Ärmel gezupft und um ein Angebot gebeten. Bekamen wir auch und haben direkt bei ihm gebucht : wieder eine Kabine zur Einzelbenutzung ohne Aufpreis !

Das Schiff, in diesem Jahr fertiggestellt, ist 135 m lang, verfügt über 88 Kabinen für max. 176 Passagiere und 44 Besatzungsmitglieder unter der Flagge der Schweizer Reederei Scylla.


 

Soweit so gut – wir sind jedoch nur 30 (!!) Passagiere und befinden uns auf der Jungfern-Fahrt ! Kristall-Kronleuchter ? Schwarzer Flügel im Salon ? Titanic ? Meine Warnung vor einem Eisberg wird lachend quittiert und ist für uns ein Runninggag bei jedem größeren Ruckeln.

Das Schiff besticht in Ausstattung, Service und Kulinarik im 5-Sterne-Segment – das ist schon mal ein Erlebnis ! Wir genießen es !

Die Anfahrt ist problemlos, denn der ICE rauscht von Mainz bis Passau durch. Wir haben noch Zeit für ein Mittagessen in einem echt bayerischen Biergarten – jo mei ! Der Weg zum Anleger ist nicht weit, die Koffer werden in die Kabine gebracht und wir herzlich willkommen geheißen.

Ausgepackt ist schnell, denn der Willkommensdrink ruft in den Salon zur Begrüßung und Einweisung in die Abläufe an Bord und die der Reise. Dazu gehört die Erläuterung der umfangreichen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen.

Es sind z.B. im Speiseraum, dem Salon, der Lobby, auf dem Sonnendeck und den Gängen innen und außen "Einbahnstraßen" durch Pfeile markiert, es sind Behälter mit Desinfektionslösung aufgestellt und es wird auf die Benutzung der Toilette in der eigenen Kabine hingewiesen.

Mund- und Nasenschutzmaske muss getragen werden, wenn man sich auf dem Schiff bewegt – sobald man sitzt : Maske ab. Auch die Bitte um häufiges Händewaschen und Abstandhalten hört sich gut an. Wir fühlen uns sicher.

Leinen los, das Abenteuer beginnt.

Und zwar mit einem mehrgängigen Abendessen, das den Gaumen und die Augen gleichermaßen verwöhnt. Und während das Schiff nicht nur fährt, sondern dahingleitet, taucht die von Postkarten bekannte Felsdurchfahrt auf und der Zusammenfluss von Ilz, Inn und Donau, deren unterschiedliche Farben noch lange zu erkennen sind. Auf einer Felsinsel steht eine Figur des hl. Nepomuk; es geht die Sage, er habe mit Hilfe einer Madonnenfigur die böse Nixe Isa – übrigens eine Schwester der Loreley !!! – für immer vertrieben. Auch die zahlreichen Burgen, die beiderseits auf Anhöhen thronen, geben Stoff für Sagen und Legenden. Es gab halt damals kein Kino und kein Fernsehen ....

Apropos Unterhaltung : erst nach zwei Tagen spielt die aus Rumänien stammende Pianistin nicht mehr ständig "Lili-Marleen" und Freddy-Quinn-Lieder auf dem Akkordeon – wir sind schließlich auf der Donau ! Vielleicht hatte sie den deutschen Text nicht erkannt.

Felsige Uferbereiche, Wald- und Auenlandschaften wechseln sich ab, darunter auch die Naturschutzgebiete Donauleiten. Dann gibt es richtig viel Arbeit für den Kapitän, denn das Schiff muss durch die Vielzahl von Kurven der Schlögener Schlinge gesteuert werden. Eine der Kurven ist so extrem, dass die Burg auf dem Berg einmal von vorn und kurze Zeit später von hinten zu sehen ist. Aber – alles Routine. So können wir beruhigt auf die Boxpringbetten klettern, träumen und am nächsten Morgen in Melk ankommen.


Ein Bus bringt uns hinauf zum Stift Melk.

Eine nette Dame zeigt und erklärt alles in diesem prächtigen Benediktinerkloster, in dem Umberto Eco seine ersten Recherchen für den Roman "Im Namen der Rose"machte.

Dieses riesengroße und üppig ausgestattete Kloster wurde nicht von Mönchen erbaut, so wie es normalerweise geschah, sondern der als Residenz gebaute Komplex wurde den Benediktinern geschenkt, die noch heute dort wirken, z.B. auch eine gern besuchte Schule unterhalten.


Noch am selben Abend legen wir in Wien an, und die ersten Gäste unternehmen einen abendlichen Spaziergang in Wien.

Am nächsten Morgen starten wir zu einer Stadtrundfahrt und sehen die prächtigen Bauten der k.u.k. Monarchie. Es wird Halt gemacht am Hundertwasser-Haus. Nach den interessanten Erklärungen haben wir noch ein wenig Zeit, um allein alle Einzelheiten anschauen.

Ein weiterer Rundgang durch die Hofburg zeigt die Dimensionen dieses Areals. Die Pferde der Hofreitschule stecken ihre Köpfe aus den Stalltüren und schauen sich interessiert den Strom der Touristen an – es geht halt auch andersherum.

Selbstverständlich erfahren wir auch viel über die Politik von gestern (Sisi) und heute (Kurz), über den Hofball in der pompösen Oper und die Rolle vom Bauunternehmer "Mörtel" sowie das Haus der Musikfreunde mit seinem in alle Welt ausgestrahlten Neujahrs-Konzert der Wiener Philharmoniker.

Dann werden wir an der Fußgängerzone abgesetzt. Der Stephans-Dom und die Pestsäule dürfen nicht fehlen und auch nicht ein "kleiner Brauner" zur Stärkung. Die alten Wiener Caféhäuser sind rar geworden und müssen bei einem nächsten Aufenthalt besucht werden, ebenso das weltberühmte "Hotel Sacher" – Wien ist halt eine Großstadt, da schafft man nicht alles in einigen Stunden. Am Prater und dem trubeligen Naschmarkt vorbei erreichen wir wieder das Schiff. Nach dem Lunch ist noch eine Führung durch das Schloss Schönbrunn vorgesehen – geballte Informationen und Bilder.

Donaukreuzfahrt_Sunny322
Donaukreuzfahrt_Sunny322
Donaukreuzfahrt_Sunny322
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Noch am Abend fahren wir weiter und sind am nächsten Morgen in Budapest, sehen bereits vom Schiff aus das neugotische Rathaus und die Margareteninsel, auf der anderen Uferseite die Fischerbastei und die Burg. Die sogenannte Kettenbrücke verband als erste 1849 die beiden Stadtteile Buda und Pest, seit 1873 namentlich vereint zu Budapest.

Ein Bus fährt uns über die lange Prachtstraße mit ihren schicken Geschäften weltbekannter Firmen, gefolgt von zahlreichen Botschaften und gepflegten Villen bis hin zu Parks. Oben auf dem Burgberg erhalten wir eine Führung durch die Fischerbastei,dazu einen grandiosen Ausblick auf die Stadt und die Donau.

Ein Wermutstropfen ist die Geschichte der Budapester Schuhe : am Donauufer stehen bronzene Schuhe aufgereiht : Kinder-, Frauen- und Herrenschuhe. Sie erinnern an die Ermordung von ca. 3.000 Juden durch die ungarischen naziähnlichen Pfeilkreuzler in den Jahren 1944/45. Die Juden mussten sich entlang des Ufers aufstellen und ihre Schuhe ausziehen, dann wurden sie erschossen und fielen in die Donau.

Wir haben ein bisschen Pech, denn es ist Sonntag und somit sind alle Geschäfte und vor allem die sehenswerte Markthalle geschlossen, das im Jugendstil erhaltene Gellért-Bad allerdings corona-bedingt.
Als kleine Entschädigung verfügt der Kapitän – übrigens ein Wiener -, dass die Abfahrt um eine Stunde nach hinten verlegt wird, so dass wir in der
abendlichen Dunkelheit am hell angeleuchteten Parlamentsgebäude und unter den ebenso angestrahlten Brücken hindurch Budapest verlassen – ein unvergesslicher Anblick !

Donaukreuzfahrt_Sunny322
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Aber nun geht es retour – flussaufwärts oder auch Bergauf-Fahrt.

Nach dem Donau-Knie passieren wir Esztergom, die ehemalige Hauptstadt von Ungarn. Hoch oben thront der Dom, einer der größten Europas.

Mit dem Oberkellner kommen wir über das hervorragende Essen ins Gespräch und sagen halb scherzhaft, dass wir eigentlich hier in Budapest auch ein typisches Ungarisches Gulyás auf der Karte erwartet hatten .... das lässt der deutsche Chefkoch nicht auf sich sitzen und lässt uns abends eine kleine köstliche Portion außerhalb des Menüs bringen. Mit einem breiten Grinsen nimmt er unsere Überraschung und unseren Dank entgegen und erzählt, dass den Rest aus dem Topf die Crew bekommen habe.

Auf dem Weg nach Bratislava folgt eine technische Attraktion : die Gabcikovo-Schleuse, mit 275 x 34 m eine der größten Schleusenkammern der Welt. Zwei Kreuzfahrtschiffe à 110 m Länge liegen hintereinander neben uns und alles wird 20 m hochgehoben. Äußerst beeindruckend, wie das kurze Video zeigt. Das Herzstück der Stauanlage ist allerdings das Wasserkraftwerk, mit dem Slowenien stolze 18 % des Strombedarfs erzeugt.

Bei einer anderen Gelegenheit erschrecke ich fast zu Tode, denn als ich aus dem Bad komme, ist das Zimmer stockdunkel: oh je – Stromausfall – wir sinken …. gottlob nicht, es ist nur die schwarze Schleusenwand genau vor dem Fenster!

Klicke hier für das Video

Donaukreuzfahrt_Sunny322
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Schon von weitem ist die Stahlseilbrücke zu sehen, die eigenwillig nur an einem Pfeiler hängt. Dann ist auch schon die Burg von Bratislava, dem früheren Pressburg, zu sehen – mit ihrer fast quadratischen Form und den vier Ecktürmen wie ein umgedrehter Tisch aussehend. Bratislava ist die Hauptstadt der 1993 gegründeten Slowakischen Republik und somit die jüngste Hauptstadt der EU.

Bei der Stadtrundfahrt sehen wir viele gut restaurierte Barock-Bauten aus der Maria-Theresia-Zeit, ein prachtvolles Nationaltheater zum Beispiel, aber auch noch Reste sozialistischer Unfähigkeit. Das Burg-Ensemble ist von außen schon wieder schön anzusehen, während innen noch gewerkelt wird. Aber es bietet sich ein grandioser Blick über die Stadt bis hin zum modernen Stahl- und Glashochhaus-Viertel der Neuzeit.

Wir schlendern durch die Altstadt, sehen das alte Rathaus, das wie der Römer in Frankfurt/Main aus drei Häusern besteht, ehemalige Adelspaläste als Sitze von Regierung und Verwaltung und auch neben dem erhaltenen Stadttor das mit 1,30 m schmalste Haus Europas, immerhin über drei Stockwerke bewohnt.

Die Plätze der Altstadt sind sehr lebendig, es reihen sich Cafés und Restaurants dicht aneinander, die Menschen – darunter ein großer Anteil Studenten - erscheinen heiter und gelassen. Die Wirtschaft verfügt über aufstrebende High-Tech-Industrien, internationale Firmen und Konzerne haben ihre Sitze und Produktionsstätten dort. Essen und Trinken sind wesentlich preiswerter als in Budapest ....

Mein Eindruck von den drei besuchten Hauptstädten ist: Wien ist ein wenig steif, als schwebe das Spanische Hofzeremoniell immer noch über der Stadt und belässt die Menschen im schnöseligen Hofrat-Modus; In Budapest ist der eigenwillige Teil der Österreich- Ungarischen Doppelmonarchie zu spüren – man möchte viel, kann es aber nicht erreichen, weil irgendwo einer bremst; in Bratislava herrscht Aufbruchstimmung voller Zuversicht und Stolz auf das bisher Erreichte. - Das ist rein subjektiv und nur so nebenbei.

Donaukreuzfahrt_Sunny322
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Bei Krems passieren wir den Anfang der Wachau, bekannt und viel besungen für seinen Obst- und Weinanbau. Da wächst der Grüne Veltliner und nicht zuletzt die Marille, wie die Aprikose in Österreich genannt und weltweit vermarktet wird.

Schon von weitem ist das Wahrzeichen von Dürnstein, der schlanke Kirchturm des Augustiner-Chorherrenstiftes aus dem 15. Jh., mit seiner hellblauen Farbgebung zu sehen. Ein Bimmelbähnle fährt uns durch Marillenplantagen und Weinfelder hinauf in das Städtchen, das von der Burgruine überragt wird.

In der damaligen Burg wurde im 12. Jh. der engliche König Richard Löwenherz von Herzog Leopold V. gefangen gehalten. Richard hatte wohl den Herzog während des Kreuzzuges beleidigt, musste auf seinem Rückweg durch Österreich, wurde in Wien erkannt und nach Dürnstein überstellt.

Nach einigen Monaten Haft in der Burg wurde er über Speyer in die Burg Trifels gebracht und erst nach über einem Jahr beim Hoftag in Mainz freigelassen – so viel Zeit war für die Aufbringung des Lösegeldes in Höhe von umgerechnet etwa 23 Tonnen Silber nötig.

Westlich von Dürnstein steht Richard Löwenherz als Reiterstandbild am Donauufer. Die sympathische Reiseführerin ist sichtlich stolz, dass Dürnstein ein Mosaikstein in der Geschichte des Mittelalters ist.

Wir dürfen die Kirche des Domherrenstifts besichtigen und streben der einzigen Hauptstraße zu. Der Ortskern ist halt klein, aber ungeheuer gemütlich mit seinen alten Steinhäusern und kühlen Innenhöfen. Durch die engen Gassen wuseln viele perfekt und teuer ausgestattete Fahrrad-Touristen – der Donau-Weg von Passau nach Budapest ist sehr bekannt.

Donaukreuzfahrt_Sunny322
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Pünktlich zum wieder köstlichen Abendessen sind wir zurück an Bord und sind zum Frühstück in Linz. Es ist die drittgrößte Stadt in Österreich und war 2009 Kulturhauptstadt, dazu trägt auch die Johannes-Kepler-Universität, die Kunsthochschule, das Lentos Kunstmuseum, das Ars Electronica Center und die Theologische Fakultät bei.

Die Anlegestelle ist direkt am Brucknerhaus, eine Musikhalle für die jährlich stattfindenden Konzerte im Rahmen des Anton-Bruckner-Festes.

Es gibt so viel zu sehen: den Alten und den Neuen Dom mit seinen zahlreichen Glasmalerei-Fenstern und Platz für 20.000 Gläubige, den großen Hauptplatz mit der schneeweißen Dreifaltigkeits-Säule, die schönen Bürgerhäuser mit einladenden Geschäften und – nicht zu vergessen – die Konditorei Jindrak, zuständig für die "Linzer Torte".

Aber eine einzigartige Idee hat man im Rathaus verwirklicht: auf dem gesamten Fußboden im Erdgeschoss ist eine Luftaufnahme des Linzer Stadtbildes aufgebracht, so wie sonst eine Fototapete.

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Eine andere Anekdote rankt sich um den Kirchturm des Neuen Doms und zeigt den Einfallsreichtum der Linzer, denn kein Kirchturm durfte höher sein als der vom Wiener St. Stephans-Dom. Also wurde er einen Meter niedriger gebaut, aber dafür das Kreuz zwei Meter höher.

Ein anderer Hingucker sind die am Ufer stehenden Gebäude des Ars Electronica Centers und des Lentos-Kunstmuseums, deren Glas-Fassaden von innen in wechselnden Farben leuchten. Es ist eine sehr lebendige und lebenswerte Stadt.

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Über Nacht geht die Fahrt nach Passau. Das letzte Frühstück, ein herzliches "Auf Wiedersehen", dann haben wir noch Zeit für einen Bummel durch die Altstadt, bevor uns der ICE wieder nach Mainz bringt.

Es war eine sehr erlebnisreiche Reise mit hohem Verwöhngrad – eine äußerst entspannte und entschleunigte Art des Reisens !

Ein Hoch auf die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft !

Renate/Schmiermaxe schrieb den Bericht,
Elke/Sunny322 hat fotografiert.
Ich, Rose56, habe die schönen Bilder ins Album und den Bericht eingegestellt.
Klicke hier

Autor: Feierabend-Mitglied

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