Die ehemalige " rote Zone" - ästhetisch verwandelt in einen (Friede) wald? Zu Beginn scheint es sehr schwer und fast unvorstellbar, die Greuel und Nöte, die die ehemaligen Anwohner und Soldaten ertragen mussten, nachempfinden zu können - ist doch jetzt vieles sanft bedeckt und versteckt durch viel Bäume, die ihre letzte Kraft ausatmen - um noch einmal in ihrem schönsten Laubkleid verfärbt dem nächsten Winter entgegenblicken und sich auf ihren kommenden Winterschlaf vorbereiten.

Viel Grün und Wege über ehemalige Schlachtfelder bedecken wie ein Teppich den ehemaligen Schlamm, in dem die vielen jungen toten Soldaten begraben zurückgelassen wurden - von Gewehrgeschossen - oder Granateinschlägen zerstückelt und niedergestreckt - mit Blut bedeckt.

"Bleiben sie bitte auf den Wegen", wurde uns als vorsichtige und fürsorgliche Mahnung als Wegbegleiter mitgegeben. Währenddessen sprangen Kleinkinder und größere Kinder unschuldig und unwissend auf dem Gelände herum. Ein Familienwochenendausflug besonderer Art.

Alles wirkte nicht vorstellbar - unwirklich - so wie das kleine ehemalige Dorf, das mehrfach total zerstört, evakuiert werden musste - und die ehemals dort ansässigen Bauernhöfe in waldähnlicher Anlage jetzt mit einer Gedenktafel repräsentiert sind.

Vergangenheit und Gegenwart in einer skurril anmutenden Symbiose.

Der Museumsbesuch zum Abschluss führte uns - zum Glück nach der Pause - noch einmal zurück in diese schicksalshaften Jahre, die Gefechte, die Entbehrungen der Soldaten und der Bevölkerung.

Was lernen wir daraus? Nur totaler Pazifismus überall kann dieses nicht wiederholen lassen. Doch wir sind Menschen mit immerwährender Machtgier, mit Hass und Intoleranz behaftet - und mit Angst und Mißtrauen - und dadurch in Bündnistreue gebunden. War es nicht Bündnistreue, die zu all diesem führte.

Hass, Arroganz und Machtgier durch Liebe, Vertrauen, Verständnis und Teilen zu ersetzen - wohl ein Traum, der nur im Paradies stattfindet. Wir können es ja im Kleinen üben und versuchen.

Ein Trost bleibt: " Sie alle, die zu diesem Wahnsinn gezwungen wurden, sind jetzt dort - in dem genannten Ort der friedlichen Ruhe - im Paradies."


Autor: Heidi Ignetas/flyerkw - 4. November 2018